Für so etwas wie ein Trafo oder andere einfache Aufgaben reichen betagte Produktionsprozesse - die zugleich weniger lukrativ sind, so dass sich die Kapazitäten dafür auf niedrigem Niveau eingependelt hatten. Und dann kam der Corona-Boom. So war es oft das Fehlen weniger einfacher Bauteile, das dafür sorgte, dass Autos oder Computer nicht fertiggestellt werden konnten.
Hinzu kommt, dass Chip-Werke nicht nur Milliarden kosten und über Jahre gebaut werden müssen - sondern auch nicht unbedingt flexibel sind. "Wenn ich eine Fabrik für Chips mit sieben Nanometern Strukturbreite baue, kann ich sie nicht ohne großen Aufwand auf fünf Nanometer umstellen", sagt Priestley. Und es sei auch nicht so einfach wie in anderen Bereichen, die Produktion einfach ruhen zu lassen. Deswegen müssten die Unternehmen ihre Ausbau-Entscheidungen besonders vorausschauend planen - und neue Kapazitäten in einem Bereich seien nicht unbedingt hilfreich für andere Teile der Branche.
Geschichten über verzweifelte Maßnahmen
Ein weiteres Nadelöhr sind Maschinen zur Chip-Produktion. Bei den superschmalen Strukturbreiten kommt man nur noch mit UV-Lithografie weiter - und dafür ist der europäische Hersteller ASML praktisch der einzige Anbieter. Er ist entsprechend ausgebucht.
In der Industrie machen Geschichten von verzweifelten Maßnahmen die Runde. So erzählte ASML-Chef Peter Wennink bei der Vorstellung der jüngsten Quartalszahlen von seinem Gespräch mit dem Management eines "sehr großen Industriekonzerns", dessen Namen er für sich behielt. "Sie erzählten mir tatsächlich, dass sie Waschmaschinen aufkaufen, um Halbleiter herauszureißen und sie in Industriemodule zu stecken." Man könne natürlich sagen, das sei nur eine Anekdote, räumte Wennink ein. "Aber das passiert überall."
Ein anderes Problem kam für die Branche mit dem Krieg in der Ukraine. Die Laser der Lithografie-Maschinen benötigen neben anderen Gasen Neon. Und das ist ein häufiges Nebenprodukt der Stahlherstellung. Das riesige Stahlwerk Azovstal in Mariupol, das von den russischen Truppen in ihrem Angriffskrieg gegen die Ukraine seit Wochen beschossen und bombardiert wird, war ein wichtiger Neon-Lieferant. Der Wegfall der Lieferungen aus der Ukraine sorgte zwar für Störungen, wird von der Branche aber zu verdauen sein, sagte Priestley. "Es gibt auch andere Quellen" - unter anderem die großen Stahlwerke in Südkorea.