Ritual um die Zeitung „Die Tiefe kann nur Lokaljournalismus“

Tägliche Zeitungslektüre ist für Christopher Other ein Ritual. Wochentags digital und am Wochenende über Papier erschließt er sich seine Heimat.

 
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Christopher Other wollte Journalist werden, entschied sich für die Politik. Seine Heimatzeitung gehört zum Leben. Foto: /Bastian Frank

Seine berufliche Zukunft war fest geplant: Journalismus sollte es sein. Dann kam die Politik ins Spiel – damals war er 19 Jahre alt – und er musste sich entscheiden: Fürs aktive Gestalten oder fürs Beobachten und Berichten. Christopher Other wurde Politiker, ist mittlerweile Bürgermeister von Heldburg und liebt bis heute Zeitungen und Lokaljournalismus. So liest er sich Woche für Woche durch digitale Berichte und durchforstet die gedruckten Zeitungen, die er allesamt aufhebt, akribisch am Wochenende. Seine persönliche Presseschau ist förmlich ritualisiert – und archiviert.

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Mittlerweile füllen die großen A3-Ordner so einigen Platz in Christopher Others Regalen in Rieth. Über Jahre hinweg hat er alles aufgehoben, was über ihn, seine Stadt und seine Projekte gedruckt wurde. All das schwarz auf weiß zu sehen, macht ihn glücklich. Genau wie öffentlichkeitswirksames Schreiben, das er Monat für Monat in der Kurzeitung der Stadt Heldburg und fast täglich auf digitalen Plattformen zelebriert. „Das ist für mich selbst eine gute Reflexion meiner Arbeit und meines Tuns und natürlich auch Rechenschaft gegenüber den Menschen, in deren Dienst ich als Bürgermeister stehe. Ich kann zeigen, was wir tun hinter den Rathaustüren. Klar ist nicht alles berichtenswert, weil es wahnsinnig viele Aufgaben gibt, die eine Verwaltung einfach im Hintergrund löst. Aber es gibt eben auch Themen, die relevant und spannend sind, weil sie den Bürger direkt betreffen“, erklärt Christopher Other, der durch ein Schülerpraktikum mit 15 schon Ratssitzungen in Maroldsweisach journalistisch begleiten durfte und für den seine Tageszeitung „Freies Wort“ eine enorm wichtige Dokumentation der Zeitgeschichte seiner Heimat bedeutet.

Er findet es gut, dass die Zeitung mittlerweile regionaler geworden ist und in seiner Tageszeitung mittlerweile Informationen zu zwei Landkreisen zu finden sind. „Für mich ist das eine Bereicherung. Immerhin hört mein Interesse ja keinesfalls an der Kreisgrenze auf. Mich interessiert die gesamte Region und hier zeichnet sich auch der Mehrwert einer Lokalzeitung für mich ab. Für das Geschehen in der Welt und im Land brauche ich sie weniger. Aber ich möchte unbedingt wissen, wer die Menschen sind, die hier leben, was sie antreibt, was sie beschäftigt. Diese Tiefe kann nur Lokaljournalismus liefern. Dass dieser digital funktioniert, ist natürlich wertvoll. So gehört es abends vor dem Schlafengehen ganz klar für mich dazu, kurz online die Zeitung von morgen zu lesen. Sind die Tage auch noch so lang, das brauche ich.“

Und auch im Heldburger Rathaus ist die Tageszeitung eine feste Institution: „Wir haben sie abonniert und informieren uns hier auch beruflich über die Zeitung, diskutieren Themen. Die Zeitung ist einfach Teil unseres täglichen Lebens“, sagt der Bürgermeister.

Ob er sein Archiv künftig auch digital führt, überlegt er noch. Möglich ist es.

Umfrage-Ergebnis: Papier war gestern – ePaper ist heute

„Kann mich kaum noch an Papier erinnern“

Für die Römhilder Unternehmerin Heike Hinske und ihren Mann Daniel Hinske gehört die Zeitung zum Frühstück dazu wie der Kaffee. Jeden Morgen lesen sie ihre Heimatzeitung nacheinander – und zwar Daniel von vorne nach hinten und Heike von hinten nach vorne: „Das war schon so, als wir noch eine Papierzeitung hatten. Jetzt machen wir das mit dem Tablet so. Ich kann mich gar nicht mehr an das gedruckte Papier bei uns zu Hause erinnern und vermisse den Papierstapel kein bisschen. Auch im Urlaub ist unsere Heimat per Zeitung immer dabei. Wir lesen auch dort wie gewohnt. Wir haben immer das Angebot des Verlages genutzt und ein Tablet günstig gekauft. Mittlerweile haben wir schon das dritte. Auch in unserem Freundeskreis liest kaum jemand noch eine gedruckte Zeitung, obwohl alle die Zeitung konsumieren – aber eben digital. Kürzlich habe ich erst gelernt, dass man sogar das Kreuzworträtsel online lösen kann. Perfekt. Ach ja – und kürzlich hatte ich eine Papierzeitung in der Hand und habe tatsächlich versucht, einen Text größer zu zoomen. Heike Hinske, Unternehmerin aus Römhild

 

Heimat-ePaper im Nachbarlandkreis

Für Inge Grohmann, die kürzlich von Heldburg nach Bad Rodach gezogen ist, gehört die Lokalzeitung einfach dazu. Und weil sie Informationen und Geschichten aus ihrer Heimat liebt, hat sie eine Lösung gefunden, das Freie Wort Hildburghausen tagesaktuell auch in Bad Rodach zu bekommen – per ePaper: „Zunächst bekam ich die Zeitung nach dem Wegzug aus dem Landkreis jeweils einen Tag später nachgeschickt, aber ich möchte die Zeitung schon aktuell haben. Nun ist sie ja sogar schon am Vorabend verfügbar und ich lese sie dann auch gerne schon. Besonders freue ich mich über den gesonderten Abdruck einzelner Beiträge auf leserfreundlichen Seiten. Und vor allem habe ich anschließend das viele Papier nicht zu verwalten und zu entsorgen. Ich lese die Zeitung gerne, bevorzuge Autoren wie beispielsweise Peter Lauterbach, Daniela Rust, Florian Kirner. Ich wünsche der Zeitung weiterhin viel Erfolg und Objektivität. Inge Grohmann, Autorin aus Bad Rodach