Ritterspiele in Schmalkalden Auf der Burg gab’s was auf die Rüstung

Annett Recknagel

Keine Kälte, kein Glühwein und auch keine Glühbier, aber viel Betrieb und Klamauk. Das war der erste mittelalterliche „Mainachtmarkt“ auf Schloss Wilhelmsburg – und er war erfolgreich.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Auf die Knappen ist kein Verlass. Erst recht nicht am Wochenende. „Die sind dann immer in Sachen Gewerkschaft unterwegs“, erklärte Matthias Mohs. Schon Pech. Aber: „Ja, ich ziehe mich immer alleine an. Ich bin schon groß“, meinte er weiter. Im Klartext heißt das: 27 zusätzliche Kilogramm anlegen.

Denn bei den Kämpfen ist guter Schutz wichtig und wertvoll. Und Recken hauen nun mal gerne gegenseitig aufeinander ein. Mit Schwert, Stock, Beil und anderen Kampfinstrumenten. Hautnah zu erleben war das am Wochenende auf Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden. Endlich waren sie wieder da! Aus Weihnacht wurde „Mainacht“.

Zinngießer Gerhard Usbeck hatte am zweiten Tag gar einen Mainachtsbaum mitgebracht. Einzig Glühwein und Glühbier fehlten. Aber das konnten die Gäste verkraften. Bier schmeckt ohnehin gut gekühlt besser – erst recht, wenn es aus Schmalkalden kommt. Hendrik Schliewenz und Martin Reformat boten frisch Gebrautes an, während sich die Recken im Schlosshof schlugen. Sechs Kämpfe an zwei Tagen. Das war nicht ganz ohne.

30 tapfere Recken

„Alle, die kämpfen, trainieren seit Jahrzehnten“, war zu hören. Nicht einmal das Coronavirus konnte daran etwas ändern, denn eine Schwertlänge Abstand gab es immer. Und trainieren kann man getrost auch ohne Publikum. Wohl aber hatten die beiden weihnachtlichen Mittelaltermärkte den Damen und Herren von „Authentica Castrum Walinvels“ gefehlt. Allein die besondere Atmosphäre habe man sehr vermisst. Dazu das Heimelige um die Weihnachtszeit.

Nun, damit konnte am Wochenende auch nicht gedient werden – aber das spielte keine Rolle. Wichtig war allen, sich endlich wieder darstellen zu dürfen, sich zu treffen, zu blödeln, gemeinsam Spaß zu haben, miteinander zu essen und zu trinken. Und dafür war bestens gesorgt. Mutzbraten und Bratwürste lockten. In der Drachenschänke wurden edle Tropfen angeboten. Jede Menge Süßkram, wie Waffeln, Quarkbällchen, Zuckerwatte und Eis gab es. Und noch mehr Gelegenheit, sich garantiert ein Unikat vom Mainachtsmarkt mitzunehmen. Händler waren etliche anwesend. Die Akteure von „Authentica Castrum Walinvels“ mit ihrem 18-köpfigen Team wurden durch die Wölfe und die „Thuringaren“ unterstützt, sodass am Ende eine stattliche Truppe von 30 Recken in Rüstungen zusammen kamen. Das Schöne am Mainachtsmarkt: „Wir können unser Lager endlich mal aufschlagen und hier übernachten“, berichtete Mohs. Bei winterlicher Kälte sei das mitunter immer etwas schwierig gewesen – wobei die Ritter vor Urzeiten auch schon im Schlosskeller genächtigt hätten.

Chaya war mit ihrem süßen Stand aus Weimar gekommen und bot Quarkbällchen an. „Es ist angenehm wuselig und leicht familiär“, meinte sie. Der Mainachtsmarkt lade zum Verweilen ein und das wurde von vielen Gästen gern angenommen. „Ich denke mal, der Markt entschleunigt und das soll so sein, das Mittelalter entschleunigt“, meinte sie weiter.

Ablenkung vom Alltag kommt noch dazu. Dafür sorgte nicht nur die Feuershow am Abend, sondern auch der musikalische Klamauk des „Duo Obscurum“. Bernartius von Troethoven und Bombastus von der Heiden warfen sich wortjonglierend gekonnt die Bälle zu und unterhielten ihr Publikum somit bestens.

Zufrieden mit dem Markt war auch Museumsdirektor Kai Lehmann. Wichtig war ihm der familienfreundliche Eintritt, den man vom mittelalterlichen Weihnachtsmarkt übernommen hatte. Den Leuten gefiel die Stimmung, sie freuten sich, endlich wieder gemütlich und entspannt zusammen sitzen und Spaß haben zu dürfen.

Bilder