Ein neuer internationaler Bericht erweitert die Liste der veränderbaren Risikofaktoren für Demenz um einen hohen Cholesterinspiegel und nachlassende Sehkraft.
Hohe Cholesterinwerte und Sehverlust werden vom „Lancet“-Report als neue Demenzrisiken genannt. Wer solche Risiken minimiert, kann vorbeugen. Doch Prävention ist keine reine Privataufgabe, mahnen Experten.
Ein neuer internationaler Bericht erweitert die Liste der veränderbaren Risikofaktoren für Demenz um einen hohen Cholesterinspiegel und nachlassende Sehkraft.
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Die Eliminierung aller von der „Lancet“-Kommission benannten nun 14 Faktoren könnte laut dem Bericht knapp die Hälfte der weltweiten Demenzfälle verhindern oder zumindest verzögern. Experten zufolge ist das allerdings eine recht theoretische Rechnung.
Die neue Studie ist im Fachmagazin „The Lancet“ erschienen.
Current projections estimate 153 million people will be living with dementia by 2050.
Nearly half of dementia cases could be prevented or delayed by tackling 14 risk factors starting in childhood, suggests new report from a standing Lancet Commission: https://t.co/ZFRBBbIfdZ pic.twitter.com/fRA8WYcUVH
Demenz umfasst verschiedene Krankheiten, darunter Alzheimer, die zu einem Verlust geistiger Fähigkeiten führen. Alzheimer-Demenz (Morbus Alzheime), ist bisher unheilbar. Mit Medikamenten kann die Krankheit kaum behandelt werden.
Wissenschaft und Industrie forschen mit großem Aufwand, um endlich einen Durchbruch zu erreichen. Seit fast 20 Jahren aber gibt es keine ernst zu nehmenden Fortschritte oder neuen Wirkstoffe.
Der neue Bericht der „Lancet Commission on dementia prevention, intervention, and care“ („Lancet-Kommission für Demenzprävention, -intervention und -pflege“) zeigt, dass fast die Hälfte (45 Prozent) der Demenzerkrankungen vermieden oder verzögert werden könnte, würden die 14 zumeist veränderbaren Risikofaktoren ausgeschaltet.
Neben den neu als Risikofaktoren identifizierten hohen LDL-Cholesterinwerten ab einem Alter von etwa 40 Jahren und dem unbehandelten Sehverlust im späten Alter sind das:
Laut Stefan Teipel vom Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Rostock sind die beiden neuen Risikofaktoren sicherlich solide belegt, aber die Summe der verhinderbaren Demenzfälle über alle Risikofaktoren hinweg werde nicht bei 45 Prozent liegen.
„Die Studie addiert die einzelnen modifizierbaren Risiken auf knapp 45 Prozent. Wenn man mehrere Risikofaktoren beeinflusst, gibt es jedoch synergistische Effekte, man kann für einzelne Individuen die Effekte der Risikoreduktion deswegen nicht einfach aufsummieren“
Noch dazu würden sich die verschiedenen Faktoren miteinander verschränken, erklärt Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). So beeinflusse etwa eine nicht rechtzeitige Korrektur von Hör- oder Sehkraftverlust die Kommunikation der Betroffenen, was sich auf kognitive Fähigkeiten und soziale Interaktionen auswirke. „Regelmäßiges kognitives Training und Vereinsamung sind wiederum Faktoren, die ebenfalls bei der Demenzentwicklung eine Rolle spielen.“
Der Neurologe betont, dass neben geistigem Training – etwa durch Kreuzworträtsel, das Erlernen einer Fremdsprache oder eines Musikinstruments – auch eine gesunde Ernährung, möglichst wenig Alkohol, ausreichend körperliche Bewegung und ein gesundes Körpergewicht wichtig seien, um einer Demenz auf individueller Ebene vorzubeugen.
Bei anderen Risikofaktoren wie etwa der Luftverschmutzung oder dem Zugang zu Bildung sei hingegen die Politik gefragt. Darüber hinaus werde in kommenden „Lancet“-Berichten sicherlich auch die Bekämpfung der Klimakrise eine Rolle spielen, da Studien bereits die Zusammenhänge zwischen deren Folgen und dem Demenzrisiko untersuchten.
Morbus Alzheimer
Alzheimer und bestimmte andere Demenzerkrankungen gehören nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO inzwischen zu den zehn häufigsten Todesursachen weltweit. Alzheimer-Demenz, auch Morbus Alzheimer genannt, ist bisher unheilbar. Weltweit leiden rund 50 Millionen Menschen an Alzheimer, der häufigsten Form von Demenz. Die Krankheit zerstört nach und nach Hirngewebe und nimmt den Betroffenen ihre Erinnerungen. In Deutschland sind es etwa 1,7 Millionen. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung ist davon auszugehen, dass die Zahlen in Zukunft stark steigen werden. 2050 erwarten Wissenschaftler etwa 117 bis 130 Millionen Betroffene weltweit und 2,7 Millionen in Deutschland.