Richling im Comödienhaus Kabarett vom Feinsten

Jürgen Körber
Mathias Richling präsentierte unter anderem auch sein Buch „Das Virus Demokratie?“ Foto:  

Der Kabarettist Mathias Richling begeisterte das Publikum im Bad Liebensteiner Comödienhaus mit einer unterhaltsamen One-Man-Show und einer Parodie auf Politik und Politiker.

 
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Es war eine Premiere für den Künstler und das Publikum: Einer der größten deutschen Kabarettisten, Mathias Richling, betrat zum ersten Mal die Bühne des Comödienhauses in Bad Liebenstein. Am Mittwochabend öffnete sich der Vorhang für den bundesweit bekannten Kabarettisten, Parodisten, Autor und Schauspieler.

Richling, 1953 im baden-württembergischen Waiblingen geboren und in Endersbach aufgewachsen, studierte in Tübingen und Stuttgart Geschichte, Philosophie und Literaturwissenschaft sowie Musik und Schauspiel. Frühzeitig entdeckte er seine Leidenschaft für das Schreiben, das Reden und die Schauspielerei. So stand er bereits während seines Studiums in der Zeit von 1972 bis 1981 als Kabarettist auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“. Dass er 1981 seine Magisterarbeit über Karl Valentin schrieb, verwundert nicht wirklich. Bundesweite Bekanntheit erreichte er unter anderem durch die Satiresendungen „Jetzt schlägt’s Richling“ und „Zwerch trifft Fell“. Er gehörte mehr als fünf Jahre lang zur Stammbesetzung der ARD-Sendung „Scheibenwischer“ und führte zwei Jahre lang durch die Nachfolgesendung „Satire Gipfel“. Sein künstlerisches Schaffen ist bestimmt von fast jährlich neuen Programmen, zahlreichen Bühnenauftritten, Büchern, CD- und DVD-Produktionen.

So kamen die Freunde des Kabaretts im Bad Liebensteiner Comödienhaus voll auf ihre Kosten. Richling bediente in seiner 100-minütigen Vorstellung nahezu alle Themen der aktuellen Politik, nahm Politiker und Politikerinnen beim Wort und auf die Schippe, ließ an fast keinem und fast keiner ein gutes Haar. Wort- und redegewandt brachte er die zahlreichen Besucher zum Lachen, obwohl sichtlich dem einen oder anderen bei so manchem aktuellen Thema eher zum Weinen war, und regte gewollt zum Nach-Denken an, wobei er den Zuhörern ob seiner Redegeschwindigkeit ein ums andere Mal so einiges abverlangte.

Es bereitete ihm offensichtlich großes Vergnügen, in die Rollen bekannter Persönlichkeiten, nicht selten weiblicher Politiker, zu schlüpfen, wobei er durch humorvolle und bisweilen bizarre Übertreibungen das häufig Nichtssagende und nicht selten Widersprüchliche ihrer öffentlichen Auftritte parodierte und karikierte.

Während Olaf Scholz den Titel „Secondhand-Kanzler“ verliehen bekam, wies Richling darauf hin, dass Annalena Baerbock über die „Primärqualifikation Frau“ verfüge und „Frau Lambrecht Verteidigungsministerin geworden ist, damit sie ihren Sohn verteidigen kann“. Fast alle Politiker bekamen ihr Fett weg. Richling verstand es hervorragend, sie zu treffen, ohne wirklich zu verletzen. Dem politikinteressierten und demokratie-bewussten Publikum rief er zu: „Manchmal muss man einfach Nägel in die Köpfe schlagen!“, und verwies darauf, dass „der Mensch alles verändern kann, außer sich selbst“.

Nicht nur mit einzelnen Politikern, sondern auch mit den Parteien ging Mathias Richling ins Gericht. Die FDP beispielsweise wolle „als kleinste Partei mitregieren, ohne Größe zu haben“ und die Grünen seien der Auffassung, „wenn sie heute die Inlandsflüge verbieten würden, gäbe es ab morgen keine Hochwasser“ mehr.

Kabarettist Richling philosophierte über Sinn und Unsinn der Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts, den Klimawandel, die weit verbreitete Unwissenheit in der Politik, die (Un)Fähigkeit mancher Politiker, die Lebenserwartung der „MännerInnen“, die „FahrzeugInnenreinigung“ und die Rentenpolitik, erklärte, warum Altkanzler Schröder sich nicht von Putin distanzieren kann und will; bricht dann doch eine Lanze für Verteidigungsministerin Lambrecht, indem er sie sagen lässt: „Ich bin mit dem Amt nicht überfordert, ich schaffe es nur nicht.“

Richling ist ein wahrer Wortakrobat, ein Meister der Bewegung, der Mimik und Gestik, mit der er die Wirkung seiner brillant gewählten Formulierungen unterstreicht, ein sichtlich guter Zuhörer und Beobachter, der die Themen überaus gekonnt und erfolgreich umsetzt. Das Publikum war begeistert und spendete anhaltenden Applaus.

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