Rhöner Lichtmess-Tradition Brummend erwacht der Erbsbär in Oberkatz

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Ein Tänzchen mit dem Strohbären – das verheißt Glück und erfordert schon ein bisschen Mut. Denn der ungehobelte Kerl hat keinerlei Tanzschule besucht, brummt und wackelt schwerfällig durchs Dorf. Kein Job für Weicheier also, die Montur ist schwer. Foto: privat/Archiv

Erbsstroh ist noch da – und alles andere auch, was man für den Strohbär zu Lichtmesss braucht. Zwei Jahre hatte der in seinem Stall geschlafen. Am 4. Februar findet das Traditionsfest in Oberkatz wieder statt.

 
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2020 war es, als der Strohbär zu Lichtmess das letzte Mal durchs Dorf gezogen ist – eine der letzten Veranstaltungen vor dem Corona-Lockdown, erinnert sich Sabine Leutbecher. Dann musste der Erbsbär zwei lange Jahre in seinen Stall schlafen gehen. Nun darf er wieder erwachen. Doch wer schlüpft in das – übrigens ziemlich schwere – Kostüm des grimmigen Viechs? Wer wickelt ihn ein? Wer wird der zugehörige Bärentreiber, wer Musikant? Wer backt den Zwiebelkuchen, der zu Lichtmess gehört wie der Weihnachtsbaum zum Fest?

Der Ortsteilrat Oberkatz wälzte jetzt mit all die Fragen, die geklärt sein müssen, ehe man das Fest mit Einheimischen und Gästen wieder feiern kann. Detlef Nicolmann, der Ortsteilbürgermeister und keiner der alteingesessener Oberkätzer, machte sich bei jenen schlau, die das Fest von Kindesbeinen an kennen und lieben. „Wollen wir es wieder so ablaufen lassen, wie man es traditionell kennt – oder wollen wir Dinge anders machen?“, fragte er seine Ortsteilräte jetzt.

Etwas anders zu machen, dazu sahen diese keinen Anlass. Freilich muss man die Aufgaben verteilen – und es fanden sich erneut Oberkätzer, die sich um weitere Mitstreiter kümmern wollen, damit alles läuft wie am Schnürchen. Wieder werden die Vereine, die Feuerwehr und der Ortsteilrat das Fest „wuppen“. Ob man einen lustigen Musikanten findet oder sich die Bären-Gefolgschaft – wie früher auch schon mal üblich – nur mit dem Zwiebelsploatzbrett lärmend durchs Dorf bewegt, das wird ebenso noch besprochen wie etwa die Zusammensetzung der Backhaus-Mannschaft und all die anderen vielen Dinge, die es zu tun gibt. Man sei spät dran mit den Vorbereitungen, gab Detlef Nicolmann zu, wird aber schon alles noch organisieren können, zeigte man sich im Ortsteilrat optimistisch.

Ab 10 bis gegen 15 Uhr Uhr soll an Lichtmess – 4. Februar – die Versorgung am Katzbachhaus wieder laufen, mit Gegrilltem, Gulaschsuppe, und Backhausprodukten sowie kalten und heißen Getränken. Der Erbsbär, der zuvor – nachdem er aus seiner Scheune ausgebrochen ist – durchs Dorf zog, wird hier gegen 11 Uhr erwartet. Erneut sollen die Kaltennordheimer Spatzen ab 11 Uhr und bis 14 Uhr im Katzbachhaus aufspielen und gewerbliche wie auch Flohmarkthändler können sich wieder anmelden (bei Ortsteilbürgermeister Detlef Nicolmann unter Telefon 015156134690).

Ein Treffen der Helfer und Unterstützer zur Lichtmess ist nun für 27. Januar um 19 Uhr im Kultursaal angesetzt. Es will schließlich alles gut eingetaktet sein – bereits am Donnerstag, 2. Februar, werden die ersten Vorbereitungen wie das Einräumen des Saals laufen. Montag, 6. Februar, ist den Abrechnungen und Bilanzen vorbehalten – und dann wird man wissen, ob die 316. Lichtmess auch diesmal wieder gut bei den Besuchern aus nah und fern angekommen ist. Einen Neuerungsvorschlag gab es übrigens noch von einer (Neu-)Bürgerin: Ihre Tochter würde im Saal ein Kasperltheater für Kinder anbieten, sagte sie im Ortsteilrat. Diese Idee hat man gern aufgegriffen: Um 13 Uhr wird im Katzbachhaus Theater gespielt.

Ob es jemals in der langen Tradition der Oberkätzer Lichtmess eine Unterbrechung wie jetzt zwischen 2020 und 2023 gegeben hat, das lässt sich wohl kaum mehr nachvollziehen – möglicherweise machte wirklich die Coronapandemie die allererste überlange Schlafenszeit des Strohbären nötig.

Nicht nur in Oberkatz, sondern auch in einigen anderen Rhöndörfern wird zu Lichtmess – eigentlich am 2. Februar – der Strohbär, Tanzbär oder Erbsenbär los gelassen: in Diedorf, Empfertshausen, Neidhartshausen oder Kaltenlengsfeld ist das so. Die verkleideten Gesellschaften mit den grimmigen Bären gehen durchs Dorf und vertreiben mit viel Tamtam den Winter, nehmen gern ein Schnäpschen oder andere Spenden entgegen und lassen den Bären tanzen. Wer sich wagt, mit ihm ein Ründchen zu drehen, dem soll das Glück verheißen. Die Kinder stibitzen sich gern einen Halm vom Stroh oder Erbsstroh. Selbst dieses ist übrigens mittlerweile Mangelware und wird extra aufgehoben, denn Hausgärten mit Erbsensaat gibt es schließlich kaum noch.

Wer den Erbsbär verkörpert, bleibt übrigens ein gut gehütetes Geheimnis – sprechen darf er nicht, nun brummen. Der Oberkätzer Bär hat seinen festen Schlafplatz – in einer Scheune, aus der er am 4. Februar brüllend ausbricht. Was für eine Rhöner Gaudi!

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