Rennsteiglauf Turnvater Jahn kümmert sich um die Läufer

Annett Recknagel

Heute kommen die Rennsteigläufer auch unweit der Jahnhütte über Rotterode vorbei. Ihren Versorgungsstützpunkt am Rennsteig richteten am gestrigen Nachmittag acht Männer vom Schmalkaldener Wanderverein „Turnvater Jahn“ her.

 
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Rotterode - Über Stock und Stein. Den Autoreifen macht das nichts aus. Dem Motor auch nicht. Helmut Wicke fährt einen Geländewagen. Zum Glück – die Strecke zur Jahnhütte erweist sich als Buckelpiste. Gut durchgeschüttelt erreichen wir das Ziel. Urgestein Herbert Storch und seine Mitstreiter haben das „Herzogtum Andreas“, einen Holzschuppen neben der Jahnhütte, schon aufgesperrt. Der LKW wird beladen. Mit Bierzeltgarnituren, großen Plastiktrögen, Eimern, XL-Töpfen, einem Grill, jeder Menge Kisten und Kästen. Der große Wasserbehälter fasst 700 Liter. Leer wuchten ihn zwei Männer auf den LKW, dann bekommt Sascha Endter den Schlauch gereicht. Der Kanister kann voll laufen. Derweil wird der Hänger weiter mit Utensilien beladen. Alles Dinge, die die Wanderfreunde am heutigen Samstag benötigen. Denn: Fast den ganzen Tag werden sie am Rennsteig, genauer an dem Fleck, der im Volksmund „Gelbe Steine“ heißt, stehen und warten. Auf die Rennsteigläufer. Genau genommen auf diejenigen, die sich für die Königsdisziplin, den Supermarathon, entscheiden haben.

6.30 Uhr Schleim abholen

Aufgabe der Schmalkalder Wanderfreunde ist es, die Läufer zu versorgen. Natürlich werden sie ihnen auch zu jubeln und ihnen Glück wünschen. Der Zeitplan am Samstag in der Frühe ist für die Helfer vom Turnvater Jahn Verein engmaschig gestrickt. „6 Uhr Bäcker, 6.15 Uhr Obst im Rewe mitnehmen, 6.30 Uhr Schleim abholen, 7 Uhr Rennsteig“, fasst Andreas Herzog zusammen und alle nicken. Der Schleim wird übrigens in Wärmebehältern transportiert und – so wollen es die Hygienevorschriften – auf Pappbecher aufgeteilt werden. Genauso wie Getränke – Wasser,Tee und Cola. Sven Kirchner und Sascha Endter sind mit dem bestücken der Ladefläche fast fertig. Endters Sohn Max hat auch tüchtig mitgeholfen. Den Siebentonner hat das Sägewerk Dietsch aus Asbach kostenlos zur Verfügung gestellt. „So wie immer“, berichtet Helmut Wicke. Als Vorsitzender des Schmalkaldener Wandervereins Turnvater Jahn kennt er den alljährlichen Nervenkitzel vor dem Rennsteiglauf genau und weiß daher auch, wie sich seine Mitstreiter fühlen. Zwar ist schon der Freitagnachmittag gut mit Arbeit ausgefüllt und auch der Samstag reichlich davon bestückt – das aber übernehmen die Wanderfreunde sehr gerne.

„Es ist einmal im Jahr und immer wieder schön“, sagt Hagen Jäger und schätzt, mit seinen Kollegen am Samstag bis 18 Uhr zu tun zu haben. Im vorigen Jahr fiel der Lauf der Pandemie zum Opfer. 2021 findet er im Herbst statt. Macht das einen Unterschied? Kopfschütteln in der Runde. Man merkt sofort, dass sie die Veranstaltung lieben. „Es wird ein langer Tag“, sagt Ulf Wagner und fügt hinzu: „Es macht aber auch Spaß.“ Irgendetwas ist dran – am Rennsteiglauf! Dann das Kommando und los geht’s. Auf zum Rum Rennsteig. Der Tross setzt sich in Bewegung. Die Strecke führt an der Paul-Schlösser-Hütte vorbei, rechts die Silberwiese. Und dann endlich die Stelle, an der am heutigen Samstag 1700 Läufer auf ihren Weg nach Oberhof „vorbei flitzen“. 45 Kilometer haben sie dann schon in den Beinen. Die Wanderfreunde wollen gut vorbereitet sein. Pappbecher mit Getränken und Schleim – in diesem Jahr bereitet ihn Frank Aßmann vom Altstadtgourmet zu – werden bereit stehen. Dazu Fettbrote, die fleißige Frauen frisch schmieren. Portioniertes Obst gibt es auch. „Das muss alles vorbereitet sein“, sagt Herbert Storch. Angeordnet wird es so, dass sich die Läufer Becher und Teller mit Schleim und Obst leicht weg nehmen können.

Für den Abfall haben die Wanderfreunde extra große Plastikbehältnisse mit gebracht. Auch eine Feuerstelle werden sie sich anlegen. Schließlich brauchen sie heißes Wasser. Im Behälter sind 700 Liter vorrätig. Zum Abwaschen und für die Läufer. Manch einer spritzt es sich gern ins Gesicht. „Bis 14 Uhr werden alle Läufer durch sein“, schätzen die Schmalkalder vom Wanderverein. „Egal bei welchem Wetter – gelaufen wird immer“, sagt Wolfram 30 und man merkt ihm an, wie gern er im Versorgungsteam dabei ist. In Windeseile baut die Gruppe am Freitagnachmittag am Rennsteig ein großes Zelt auf. Teamarbeit ist angesagt. Eine Hand greift in die andere. Schnell sind die Sitzgarnituren nebst Tischen angeordnet. Es läuft wie am Schnürchen. Man ist zufrieden mit der Arbeit und hofft, dass am Lauftag alles klappt. „Wir machen das schon immer so“, sagt Helmut Wicke und fügt hinzu: „Schön, dass es solche Veranstaltungen gibt.“ Natürlich versäumt er es auch nicht, die Arbeit seiner Kollegen zu loben. „Das ist alles ehrenamtlich“, sagt er und tritt aufs Gas. Zurück geht es, wieder über die Buckelpiste, aber voll zufrieden, dass alles geklappt hat.

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