Zum 50. Jubiläumslauf Sprint vom Rennsteig in den Kreißsaal

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Die Zielankunft in Schmiedefeld am 18. Mai 2019 verbindet Stefan Eichhorn mit der Niederkunft seiner Tochter Annika. Entsprechend hatte der Sonneberger gleich nach dem Marathon gut zu tun, gerade noch rechtzeitig im Sonneberger Krankenhaus einzulaufen.

 
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Stefan Eichhorn mit Töchterchen Annika. Foto: /privat

Der Rennsteiglauf ist längst in der Einlaufkurve zur 50. Auflage. Doch abseits des großen Jubiläums? Verbindet sich mit dem jährlichen Südthüringer Sportgroßereignis für viele Teilnehmer nicht nur eine sportliche Herausforderung sondern ebenso ein Schatz an liebevollen Anekdoten oder schönen Erinnerungen.

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Freies Wort hatte im Vorfeld der großen Sause am 13. Mai aufgerufen, die Leser teilhaben zu lassen an den Erfahrungen auf der Strecke und im Leben. Stefan Eichhorn aus Sonneberg ist dem gefolgt. Seine liebste Geschichte verbindet sich mit dem Geschehen am 18. Mai 2019: „Ein wirklich großes Lebensereignis, weil ich an diesem Tag den Marathon gelaufen bin und im Ziel in Schmiedefeld erfahren habe, dass die Geburt meiner Tochter in Sonneberger Krankenhaus los geht. Glücklicherweise habe ich den Weg zurück – schon damals klimaschonend mit Bus und Fahrrad – rechtzeitig geschafft.“

Seit seinem 19. Lebensjahr ist Eichhorn jährlich dabei. 16 Teilnahmen sind für den Sonneberger dabei unterm Strich zusammengekommen. Heuer will er erstmalig den Supermarathon unter die Füße nehmen.

Der Ausdauersport auf den Höhen des Kammwegs hat es ihm angetan, denn zusätzlich reihte er sich mehrfach ein zum Rennsteig-Staffellauf, zum Rennsteig-Herbstlauf und zum Rennsteig-Skilauf sowie einmal zum Rennsteig-Etappenlauf. Damit nicht genug – Radtouren nach London, Warschau, Tallinn, Verdun oder Athen runden das Fitness- und Freizeitprogramm des jungen Mannes, Jahrgang 1988, ab.

„Es ist (nicht) soweit!“

„Am 19. Mai 2007 lief ich ohne vorheriges Lauftraining im Alter von 19 Jahren zum ersten Mal beim Rennsteiglauf mit.“ Da die Anmeldung zur Halbmarathonstrecke jedoch schon geschlossen war, musste er den „Ganzen“, sprich den Marathon laufen. Es kam zur Premiere wie es kommen musste. Eine Zeit über fünf Stunden und mehrere Zwei-Euro-Stück-große Blutblasen an den Füßen, da er damals keine richtigen Treter hatte. „Seither habe ich ohne Ausnahme – auch 2020 beim Rennsteiglauf@home – jedes Jahr teilgenommen. Dabei komme ich ursprünglich aus dem Rennrad- und Mountainbikebereich und laufe eher wenig, jedoch ist der Rennsteiglauf jedes Jahr ein Muss.“

Ganz klar: Stefan Eichhorn erfüllt somit das Profil eines Wiederholungstäters. Mittlerweile, den Rennsteiglauf@home mitgezählt, bilanziert er je acht Halb- und acht Marathons. Sein Ziel: Am 13. Mai soll es zum 50-jährigen Jubiläum zum ersten Mal der Supermarathon werden.

„Dass es nicht immer leicht ist, jedes Jahr am Rennsteiglauf teilzunehmen, zeigte mir besonders das Jahr 2019. Am 18. Mai machte ich mich frühs, mit einer herzlichen Verabschiedung von meiner Freundin und den Worten ‚Es wird heute schon nicht soweit sein’, mit dem Zug in Richtung Neuhaus am Rennweg auf.“ Während des Laufes gab es unter anderem an der Triniusbaude eine Bratwurst. Und, wie es mittlerweile bei ihm zur Läufertradition geworden ist, an der Verpflegung in Frauenwald ein Läuferbier. „Jedoch hatte ich längere Zeit nichts mehr von meiner Freundin gehört, mit der ich zuletzt in Friedrichshöhe telefoniert hatte – da ich sichergehen wollte, ob es wirklich ,noch nicht soweit ist’“.

Glücklich, aber etwa besorgt im „schönsten Ziel der Welt“ angelangt, erreichte die werdende Mutter den werdenden Papa schließlich telefonisch. Dabei erfuhr er, dass es heute nun eben doch „soweit ist“, sie bereits in den Wehen im Krankenhaus in Sonneberg liegt.

Ein wundervoller Moment

Dem einen Sprint folgte somit der nächste: „Es ging also tatsächlich los! Und ich stand auf der Gepäckwiese in Schmiedefeld und wollte nur noch eines: Auf den schnellsten Weg nach Sonneberg in den Kreißsaal.“ Dieser wurde an diesen Tag somit schlagartig zum zweiten „schönsten Ziel der Welt“ – erst Schmiedefeld, dann Sonneberg. Per Busshuttle gelangte er zurück nach Neuhaus am Rennweg. „Dort angekommen, schwang ich mich auf mein Rad, das ich frühs im Zug mitgenommen hatte, um klimaschonend die Rückfahrt antreten zu können.“

Die Angst, die Geburt des eigenen Kindes zu verpassen, mobilisierte in dieser Situation die letzten Reserven. Und Fragen wie „Warum bist du heute Morgen überhaupt los?“, „Schaffst ich es noch mich zu duschen?“ und „Wahnsinn, mein Kind kommt zum Rennsteiglauf zur Welt“ schwirrten ihm während der Fahrt durch den Kopf. „Ein paar Stunden nach dem überraschenden Anruf auf der Gepäckwiese in Schmiedefeld stand ich trotz aller Umstände rechtzeitig – und frisch geduscht – im Kreißsaal und durfte die Geburt unserer wundervollen Tochter Annika miterleben. Zwar hatte ich an diesem Tag einen Marathon absolviert, jedoch ist diese Anstrengung in keinster Weise mit den Strapazen einer werdenden Mutter zu vergleichen.“ Dafür möchte er sich bei allen Müttern dieser Erde bedanken: „Ohne euch gäbe es auch keinen Rennsteiglauf. Danke!“