Rennsteiglauf „Am Inselberg war ich total am Arsch“

Der Schwabe Janosch Kowalczyk krönt sich zum König des Rennsteigs und gewinnt den Supermarathon. Bei den Frauen läuft Lokalmatadorin Kristin Hempel auf der Langstrecke vorneweg.

 
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Kaiserwetter im Thüringer Wald, schönster Sonnenschein und angenehme Frühlingstemperaturen im Zielbereich von Schmiedefeld: Zum 50. Rennsteiglauf hat Petrus am Samstag alle Register gezogen und den Aktiven perfekte Bedingungen geschaffen, auch wenn der Regen vom Freitag auf der Strecke ein paar Pfützen hinterlassen hat. „Es ist aber aus meiner Sicht nirgendwo problematisch gewesen“, berichtete Wolf Jurkschat, der mit dem Mountainbike als Begleiter des Supermarathon-Führenden unterwegs war.

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Der Sieg auf dem langen Kanten über 73,9 Kilometer, der um 6 Uhr auf dem Eisenacher Marktplatz gestartet wurde, ging an Profiläufer Janosch Kowalczyk. „Nach zehn Kilometern war ich eigentlich schon ziemlich fertig“, berichtete der Schwabe, der 5:05,11 Stunden bis ins Ziel benötigte. „Dann kam der Inselberg, da war ich total am Arsch. Aber ich bin eigentlich 100-Kilometer-Läufer und habe noch mal alle Kräfte zusammengenommen.“ Am Sommerwieschen hinter Oberhof zog Kowalczyk am bis dato führenden Ex-Triathleten Steffen Justus vorbei und krönte sich zur Nummer eins der Langstrecke. Justus erzielte eine Endzeit von 5:13,42 Stunden, Dritter wurde Vorjahressieger Frank Merrbach aus Friedrichroda in 5:22,45 Stunden.

Bei den Frauen lief die in Dillstädt aufgewachsene Erfurterin Katrin Hempel einen weitestgehend einsamen Lauf. Die 40-Jährige hatte sich vor wenigen Wochen entschieden, vom Marathon zum Supermarathon zu wechseln und lag damit goldrichtig, denn ihr konnte ihr niemand das Wasser reichen. „Rennsteiglauf ist Familie, es ist für mich ein Herzenslauf“, sagte Hempel, die sich eine Marschtabelle sowie eine Liste der Verpflegungsstellen auf die Unterarme geschrieben hatte. Den Zielstrich überquerte sie nach 6:17,39 Stunden. Platz zwei ging an Antonia Müller (Leipzig/6:40,44), Rang drei sicherte sich Jana Seel (Bad Harzburg/6:46,15).

Den Marathon von Neuhaus am Rennweg nach Schmiedefeld über 42,26 Kilometer gewannen die Berlinerin Anne Barber (3:15,05) und der Hamburger Erik Hille (2:32,21). Die weiteren Podestplätze bei den Frauen eroberten Sindy Kermer aus Leipzig in 3:11,01 Stunden und Laura Michel aus Rostock in 3:18,08 Stunden. Bei den Männern wurde Tom Thurley (Potsdam/2:35,15) Zweiter vor dem Erfurter Marcel Bräutigam, der mit 39 Sekunden Rückstand auf Thurley Rang drei belegte. „Ich war zum ersten Mal hier und bestreite sonst eigentlich nur flache Läufe auf Asphalt“, berichtete Sieger Hille. „Die Strecke war toll, die Leute an der Strecke waren toll. Es hat sehr viel Spaß gemacht.“

Rund 8000 Läuferinnen und Läufer nahmen den 21,4 Kilometer lange Halbmarathon von der Ski-Arena in Oberhof über die Schmücke nach Schmiedefeld in Angriff – und am Ende gab es zwei Favoritensiege, denn die Titel holten Nadine Hübel aus Fulda (1:26,18 Stunden) und der Thüringer Roman Freitag aus Etterwinden bei Eisenach, der für den Erfurter LAC antritt (1:11,35). „Ich musste diesmal auf der Strecke vieles alleine machen, deswegen war es einen Tick schwerer als voriges Jahr“, sagte Freitag, der seinen Titel verteidigte. Rang zwei ging an Theodor Popp (Jena/1:14,38), gefolgt von Marcel Krieghoff aus Bad Langensalza (Rennsteiglaufverein/1:15,00).

Bereits zum dritten Mal hintereinander verteidigte Nadine Hübel den Titel. Die 40-jährige Hessin war rund dreieinhalb Minuten schneller als im Vorjahr und siegte mit großem Vorsprung auf die Biathletin Antonia Horn (1:30:58 Stunden), die für den WSV Asbach startet. Auf Rang drei kam mit der Langläuferin Lara Dellit (1:33:47 Stunden) ebenfalls eine Wintersportlerin vom WSV Ansbach. "So schwer wie heute, war es noch nie", sagte die Siegerin Hübel im Ziel. "Es hätten keine 100 Meter mehr sein dürfen. Die Beine brennen und sind hart. Jetzt bin ich einfach nur glücklich." Für Antonia Horn war es ihr erster Halbmarathon seit der Schulzeit. Erst am Beerberg erfuhr sie, dass sie auf Platz 2 lag. Ihre Mannschaftskameradin Lara Dellit war 2019 schon mal auf dieser Distanz beim Rennsteiglauf gestartet. Aufs Podium war sie schon beim Juniorcross gelaufen. "Da halte ich noch die Bestzeit."  „Skilaufen ist leichter, die Strecke hätte nicht länger sein dürfen“, berichtete Horn nach dem Zieldurchlauf.

Angemeldet waren samt der Wanderungen und Nachwuchswettbewerbe insgesamt 19.630 Aktive, letztlich am Start waren nach Angaben der Organisatoren 17.079. Den 500.000. Zieldurchlauf in der Rennsteiglauf-Historie absolvierte Jeanette Altermann aus Eulitz bei Nossen, die auf der Nordic-Walking-Tour unterwegs war. „Den Startplatz habe ich voriges Jahr zum 50. Geburtstag geschenkt bekommen“, erzählte die Physiotherapeutin aus Sachsen. Nächstes Jahr will sie sich beim Halbmarathon beweisen.