Herausgekommen ist ein virtuell rekonstruierter Schädel der Neandertaler-Frau, dessen 3D-Druck die Grundlage für eine erste anatomisch-anthropologische Gesichtsrekonstruktion dieses Funds bildet. Die Paläo-Künstler Adrie and Alfons Kennis ergänzten den Neandertalerschädel virtuell um Muskeln, Fettpolster und Haut.
„Die Schädel von Neandertaler und modernem Menschen sind sehr verschieden: Die Neandertaler hatten große Augenbrauenwülste und ein fliehendes Kinn, kombiniert mit einer ausgeprägten Nase“, berichtet Pomeroy. „Aber das rekonstruierte Gesicht spricht dafür, dass diese Unterschiede zu Lebzeiten nicht so stark hervortraten.“
Bestattungspraxis bei Frühmenschen
Die Lage der Gebeine in der Shanidar-Höhle verraten zudem auch einiges über die Bestattungspraxis der Neandertaler und ihre Einstellung zum Tod. „Unsere Entdeckungen zeigen, dass die Neandertaler von Shanidar ähnlich über den Tod und seine Folge gedacht haben könnten wie wir – ihre engsten evolutionären Vettern“, erläutert Barker. So wurde die Neandertaler-Frau auf der Seite liegend in einer Grube zur Ruhe gebettet. Ihr Kopf lag auf einem flachen Stein.
„Der Körper von Shanidar Z lag nur eine Armeslänge von der Stelle entfernt, an der die Lebenden kochten und aßen“, betont Pomeroy. „Für diese Neandertaler scheint es keine klare Trennung zwischen Leben und Tod gegeben zu haben.“ Die zu verschiedenen Zeiten in der Höhle bestatteten Toten legen zudem nahe, dass die Neandertaler immer wieder an diesen Ort zurückkehrten.
Über die Funde und die Rekonstruktion von Shanidar Z hat die BBC eine Dokumentation erstellt, die jetzt unter dem Titel „Secrets of the Neanderthals“ auf Netflix veröffentlicht worden ist.