Regionalwettbewerb Jugend forscht Weil der Apfel nicht weit vom Streuobststamm fällt

Die Biologie-Spezialisten: Leonie Wieber, Annica Groß, Henriette Cleemen und Emilia Dreßler (von links). Foto: Lisa Walter

Im Wettbewerb „Jugend forscht“ darf sich ein Team des Thüringischen Rhön-Gymnasiums Kaltensundheim auf die Landesrunde freuen. In seinem Beitrag geht es um die Streuobstwiesen der Rhön. Auch zu Äpfeln wurde geforscht.

 
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Kaltensundheim/Schmalkalden - Wie so vieles derzeit: Auch die Preisverleihung für den Regionalwettbewerb Südwestthüringen „Jugend forscht“ lief vergangene Woche nur digital ab. Für vier junge Frauen aus dem Rhön-Gymnasium und deren Betreuer Heiko Frauenberger sowie Bernd Baumann war es trotzdem die blanke Freude: Man hat einen ersten und einen zweiten Platz abgeräumt. „Bernd Baumann saß neben mir am Laptop und hat sich tierisch gefreut“, sagt Leonie Wieber, eine der Gewinnerinnen, über den ehemaligen Biologielehrer, der nun in Rente ist und gemeinsam mit seinem – ebenfalls berenteten – Kollegen Dietmar Roth die Tradition von „Jugend forscht“ am Rhön-Gymnasium über viele Jahre hoch gehalten hatte.

Tradition reißt nicht ab

Das ist auch für Schulleiter Mike Noack eine Freude: Dass trotz des Ausscheidens der jahrelang so agilen Kollegen die Tradition weitergeführt wird, welche das Rhön-Gymnasium schon immer als tollen Forschungsstandort auswies. Das naturwissenschaftliche Wahlpflichtfach gehöre zum Profil dieser Schule, ökologische Nachhaltigkeit werde hier gelebt – auch praktisch, betont Noack. Am Donnerstag dieser Woche etwa ist erneut die Krötenzaunaktion des LPV gemeinsam mit dem Rhön-Gymnasium geplant.

Thomas Bischof, Regionalwettbewerbsleiter von „Jugend forscht“, der gemeinsam mit dem Schülerforschungszentrum der Hochschule Schmalkalden den Wettbewerb für die Region Südwestthüringen organisiert hat, erklärt die besonderen Umstände des aktuellen Wettbewerbs: „Viele Projekte sind letztes Jahr gestartet, als vieles nur online möglich war. Schon aus diesem Grund ist die Teilnehmeranzahl von 53 Schülern in insgesamt 23 Projekten ein toller Erfolg.“ „Fürs nächste Mal haben wir natürlich das Ziel, die Veranstaltung wieder an der Hochschule stattfinden zu lassen“, fügt Joshua Voll vom Schülerforschungszentrum hinzu. Er fasst zusammen: Bei den Jungforschern, die im Regionalwettbewerb Südwestthüringen angetreten waren, komme alles zusammen: Genie, Zufall, Fleiß und Ausdauer. Von der Streuobstwiese in der Rhön über WebApps gegen Demenz bis hin zur Lösung für besseres Arbeiten in der heimischen Küche haben die Teilnehmer geniale Einfälle in den Disziplinen Physik, Biologie, Mathematik/Informatik, Technik und Arbeitswelt entwickelt.

Die Streuobstwiesen der Rhön zu ihrem Thema gemacht hatten vier Schülerinnen des Rhön-Gymnasiums bereits in der 11. Klasse. Dass ihre Seminarfacharbeit am Ende für sie nicht nur eine sehr gute Punktezahl aufs Abi-Konto brachte, sondern auch beim Wettbewerb erfolgreich war, freute Heiko Frauenberger, Biologielehrer in Kaltensundheim, besonders. Denn er kennt die schwierigen Zeiten, in denen Arbeit und Bewerbung unter Corona-Vorschriften erledigt wurden.

Vernachlässigte Kleinode

Den 1. Preis im Bereich Biologie und damit 75 Euro von der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren haben Leonie Wieber aus Unterkatz und Emilia Dreßler aus Friedelshausen gewonnen. Sie untersuchten „Die Vielfalt des Lebensraums Streuobstwiese in der thüringischen Rhön, dargestellt an vier ausgewählten Standorten in unserer Heimat“. In dem Auszug aus ihrer Seminarfacharbeit gehen sie auf die Artenvielfalt des Ökosystems Streuobstwiese ein. „Wir betrachten die Flora und die Fauna an vier Stellen. Dazu haben wir Biotop-Analysen der Flächen angefertigt, an einem Fledermausfang teilgenommen, erfassten die Vogelwelt der Streuobstwiesen durch Kartierungen und Wiesenbegehungen und bestimmten die Heuschreckenarten auf einer Streuobstwiese“, beschreiben die beiden.

Streuobstwiesen, haben sie festgestellt, spielten schon immer eine große Rolle in der Menschheitsgeschichte. Nicht nur wegen des Ertrages, sondern als vielfältiger Lebensraum für unterschiedlichste Arten. Hier bewahrt man auch alte Apfelsorten – viel besser verträglich als Supermarktäpfel. Allerdings stellen Schädlinge, Krankheiten und Pilze eine Bedrohung für das Kulturgut Streuobst dar, fehlende Pflege beeinträchtigen Fortbestand und Vielfalt. „Darum ist es wichtig, den Menschen die Bedeutung von Streuobstwiesen bewusst zu machen“, sagen die beiden Siebzehnjährigen. Mit ihrem Beitrag sind sie nun für den Landeswettbewerb nominiert.

Kontra Plantagenobst

Ihre Mitforscher Anica Groß und Henriette Cleemen (beide 18) aus Kaltennordheim errangen den 2. Preis, verbunden mit 60 Euro von der Helmholtz-Gemeinschaft. Ihr Spezialgebiet ist die Sortenvielfalt des Apfels. In dem Auszug aus ihrer Seminarfacharbeit gehen sie besonders auf die Apfel-Sorten ein und beleuchten die Vielseitigkeit des Biotops Streuobstwiesen. Dem Großteil der Menschheit seien diese Kleinode gar nicht mehr bewusst – viele Streuobstflächen wurden in den letzten Jahrzehnten abgeholzt oder stark vernachlässigt. „Man tendiert zu auf wenige Sorten begrenztem Plantagenobst. Doch besonders die alten Apfelsorten sind für Allergiker und Züchter von großer Bedeutung“, belegen die beiden Forscherinnen.

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