Erfurt - Die Zahl gewaltbereiter Fußballfans in Thüringen ist leicht gesunken. Nach Angaben der Landespolizei waren zu Jahresbeginn 367 Personen offiziell bekannt - so wenige wie in den vergangenen Jahren nicht mehr. Im Januar 2015 wurden noch 443 Fans erfasst. In dieser Größenordnung hatte sich die Zahl der Hooligans seit 2013 bewegt. Lediglich im Januar 2012 waren es etwas weniger als 400. Sie werden in der vom Bundeskriminalamt (BKA) geführten bundesweiten Datei «Gewalttäter Sport» registriert.
Parallel zu dieser Statistik führe die Thüringer Polizei «keine Personendatenbanken im Zusammenhang mit der Sportfanszene», erklärte ein Sprecher der Landespolizeidirektion. In Sachsen und Nordrhein-Westfalen existieren zum Beispiel solche Extra-Dateien, was bei der Opposition in den jeweiligen Landtagen auf Kritik stieß.
Als Reaktion darauf wolle der Thüringer Landesdatenschützer nun die Datenbanken mit gefährlichen Fußballfans erneut bewerten, erklärte ein Sprecher. Die Landesdatenschützer hatten zuletzt vor zehn Jahren ihre Einschätzung zu diesem Thema gegeben. Damals hatten die Experten keine grundsätzlichen Bedenken geäußert.
In die Statistik «Gewalttäter Sport» fließen laut Polizei nur Personen ein, «die bereits auffällig geworden sind». Das kann zum Beispiel bedeuten, dass ihre Personalien schon einmal nach einer Schlägerei aufgenommen wurden.
Thüringer Beamte, die regelmäßig mit Fußballfans zu tun haben, gehen von einer weitaus höheren Zahl von problematischen Fußballanhängern aus. So gibt es den Schätzungen zufolge landesweit etwa 470 Fans, die gelegentlich und anlassbezogen zu Gewalt neigen könnten. Weitere 170 Personen stuft die Polizei als gewaltbereit ein. «Sie suchen gezielt Auseinandersetzungen mit gegnerischen und gleichgesinnten Fans», erläuterte der Sprecher.
Nach einer Einschätzung des Innenministeriums aus dem vergangenen Jahr gehören bis zu zehn Prozent der gewaltbereiten Fußballfans in Thüringen zum rechten Spektrum. Allein die Erfurter Hooliganszene umfasste damals etwa 80 Fußballanhänger. dpa