Regionale Museumsnacht Echt fränggisch – in natura und im Modell

Fränkisches sind zum Reinbeißen: Wer alles über Äpfel und andere Obstsorten wissen möchte, der sollte sich zur Regionalen Museumsnacht auf den Weg ins Sonneberger Somso-Museum machen. Foto: Kathy Büscher, Nabu

Zur Regionalen Museumsnacht am 16. Oktober gibt es im Sonneberger Somso-Museum die Möglichkeit, seine eigenen Äpfel bestimmen zu lassen. Im Museum ist Pomologe Klaus Schuh zu Gast.

 
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Sonneberg - Prinzenapfel, Winterzitronenapfel, Roter Eiserapfel, alles „echt fränggisch“ – in der Natur und als Modell. Um echt fränkische Dinge gehet es heuer bei der Regionalen Museumsnacht und das Somso-Museum in Sonneberg ist natürlich wieder mit dabei. Dass es hier das Fränkische im Doppelpack gibt, kein Wunder. Fränkische Streuobstwiesen sind schon lange ein Begriff, aber mit Äpfeln hat man es bei Somso, einem Unternehmen, dass seit vielen Generationen biologische Modelle herstellt, schon immer gehalten.

Bis in die Anfänge der Unternehmensgeschichte im 19. Jahrhundert lässt sich das zurückverfolgen. Und so wurden neben anatomischen, zoologischen Modellen und Pilzmodellen auch Äpfel und andere Obstsorten in Sonneberg nachgebildet. Nach 1990 wurde die „Obst-Schiene“ neu belebt, weiß Hanno Klug, der das Firmenmuseum in der Sonneberger Beethovenstraße betreut. Damals wie heute entstehen die Modell aus Papiermaché, werden modelliert und mit Wasserfarben bemalt und mit heißem Paraffin beschichtet. Und damals wie heute folgt man der Natur bis ins Detail. „Klaus Schuh begutachtet unsere Modelle“, sagt Klug. Er wird zur Museumsnacht nach Sonneberg kommen und vorgelegte Obstsorten bestimmen. „Wer möchte kann seine Äpfel zur Bestimmung mitbringen“, sagt Klug. Übrigens, der aus Pohlheim in Hessen kommende Experte, kennt sich nicht nur mit Äpfeln aus. Unterstützt wird dieser Abend durch eine Ausstellung des BUND Kreisverband Schmalkalden-Meiningen „Naturparadies Streuobstwiese“.

Pomologie, das ist die Wissenschaft vom Obstbau, die auch fränkische Wurzeln hat. Der Streuobstanbau hatte im 19. und bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts eine große kulturelle, soziale, landschaftsprägende und wirtschaftliche Bedeutung in Deutschland – so auch in Franken, das von August Friedrich Adrian Diel aus Limburg an der Lahn um 1800 als die „Wiege der deutschen Obstkultur“ bezeichnet wurde. Speziell in Coburg führte 1829 Friedrich Wilhelm Donauer, 1788 in Thurnau geboren und 1870 in Coburg gestorben, anbauwürdige Obstarten und Obstsorten ein. Wegen seines großen Engagements in der Obstkunde und seiner Mitbegründung des Deutschen Pomologen-Vereins wurden lokale Obstsorten nach ihm benannt und ihm selbst die Ehrenbürgerrechte der Residenz Coburg übertragen. Aber auch im Sonneberger Land waren es einige Pfarrer, die frühzeitig an der Obstbaugeschichte „mitgeschrieben“ haben, sei es mit Kirschen und Äpfeln im Pfarrgarten oder auch publizistisch. Der Effelder Pfarrer Friedrich Timotheus Heim war einer der fränkischen Pomologen. „Mitgeschrieben“ an der Obstbaugeschichte haben aber längst auch Modelleure und Maler des Unternehmens Somso. In Abstimmung mit dem Deutschen Pomologen-Verein wurde ab 1880 dort mit der Herstellung von sortenechten Früchten begonnen. Die Sammlung umfasste 300 Nachbildungen von Apfel-, Birnen-, Pfirsich-, Pflaumen- und Kirschsorten. Die lange Tradition der Modellfertigung mit Papiermaché wurde und wird seit dem Jahr 1995 durch die Wiederaufnahme der sortenechten Früchte in das Programm erneut mit Leben erfüllt. Bau- und Siedlungswesen sowie die Intensivierung der Landwirtschaft haben die Streuobswiesen immer stärker dezimiert, sodass sie heute zu den am stärksten gefährdeten Biotopen Mitteleuropas zählen und als schützenswert gelten. In diesem Sinn sollen die aktuellen Nachbildungen den „alten“ Obstsorten eine Renaissance und damit erneute Beachtung schenken.

Zur Regionalen Museumsnacht am Samstag, 16. Oktober, ist das Somso-Museum in der Beethovenstraße 29 in Sonneberg zwischen 18 und 22 Uhr geöffnet. Wer möchte kann Äpfel oder andere Früchte aus seinem Garten zur Bestimmung mitbringen.

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