Regiomed-Klinikverbund „Pandemie der Ungeimpften“

Auch in den Regiomed-Kliniken steigt die Zahl der Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind und auf Intensivstationen behandelt werden müssen – wie hier am städtischen Klinikum Dresden -, sprunghaft an. Ein Ende dieser Entwicklung zeichnet sich derzeit nicht ab. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Robert Michael

Auch im Regiomed-Klinikverbund steigt die Zahl der Covid-19-Patienten. Der mit Abstand größte Teil der schwer Erkrankten ist nicht gegen das Corona-Virus immunisiert.

 
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Coburg/Lichtenfels - Dr. Josef Woidich vom bayerisch-thüringischen Klinikverbund Regiomed ist fest davon überzeugt: „Ohne Impfung kommen wir nicht aus der Pandemie heraus.“ Woidich sagt das in einer Video-Pressekonferenz am Freitag. Regiomed-Hauptgeschäftsführer Alexander Schmidtke ergänzt, „das ist die Meinung von uns allen“. Zuvor hat Dr. Klaus Post, Pandemiebeauftragter am Klinikum Coburg, von einer „Pandemie der Ungeimpften“ gesprochen.

Seit Oktober nimmt die Zahl der Patienten zu, die in den Regiomed-Kliniken wegen einer Covid-19-Erkrankung behandelt werden; in den letzten Tagen sprunghaft, erläutert Schmidtke. Am Freitagvormittag sind es in den Häusern in Lichtenfels, Coburg, Hildburghausen und Sonneberg insgesamt 79 Menschen. Acht von ihnen liegen auf Intensivstationen, „und alle müssen beatmet werden“, so Alexander Schmidtke, der sich aus dem Urlaub zugeschaltet hat. Er spricht von einem Infektionsgeschehen, das „extrem dynamisch“ geworden sei. „Die vierte Welle hat uns voll im Griff, das kann man deutlich sagen.“ Und es sei absehbar, dass die Fallzahlen in den nächsten Wochen weiter steigen werden.

Das Durchschnittsalter der Covid-19-Patienten – das Corona-Virus löst die Erkrankung aus – liegt im Regiomed-Verbund zwischen 70 und 75 Jahre, die Jüngsten sind Anfang 40, berichtet der Hauptgeschäftsführer. Auf den Intensivstationen lägen „primär Ungeimpfte“, während das Verhältnis auf den Covid-Normalstationen ausgeglichen sei: 50 Prozent Geimpfte, 50 Prozent Ungeimpfte. Dr. Klaus Post bestätigt diese „Impfdurchbrüche“, also Erkrankungen trotz einer Immunisierung gegen das Corona-Virus. Der Krankheitsverlauf der Ungeimpften sei dabei schwerer als jener der Geimpften.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) hat am Freitagmorgen gesagt, man werde niemandem mehr garantieren können, in einem Krankenhaus des Freistaats behandelt zu werden, der nicht gegen Corona geimpft ist. Die Menschen müssten begreifen, dass sie sich schützen müssten, so Ramelow.

Der Regiomed-Verbund, der Kliniken in Südthüringen betreibt, schließt jedoch aus, dass Covid-19-Patienten abgewiesen werden. Dr. Klaus Post betont, „es wird jeder Patient versorgt. Wir wünschen uns aber, dass sich die Menschen impfen lassen“. Regiomed-Geschäftsführer Robert Wieland ist etwas vorsichtiger. Er verweist darauf, es müsse juristisch geprüft werden, ob der Vorstoß von Ministerpräsident Ramelow mit dem Versorgungsauftrag des Klinikverbunds zu vereinbaren ist.

Wieland kündigt in der Videokonferenz eine Impfkampagne in allen Einrichtungen des Regiomedverbunds an. Sie wird in der nächsten Woche starten. „Wir wollen das Impfbewusstsein unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sensibilisieren und sie auch ein bisschen aufrütteln“, so der Geschäftsführer. Die Kampagne würden Ärzte, Pflegekräfte und die Geschäftsführung unterstützen, „um ein Vorbild zu geben“.

Dass die Corona-Pandemie für die gesamte Gesellschaft belastend ist, beschreibt Klaus Post mit einem Marathon, der nicht enden wolle und den man in dieser Länge nicht erwartet habe. Dazu komme, so Alexander Schmidtke, „dass wir nicht nur über Corona reden, sondern wir haben auch die Grippesaison“. Zudem gebe es im Winter statistisch nachgewiesene höhere Belegungszahlen in Krankenhäusern. Bei den Beschäftigten des Regiomed-Verbunds mache sich dies mit zunehmenden „Erschöpfungssituationen“ und damit Erkrankungen insbesondere beim Pflegepersonal bemerkbar. Die Problematik beschreibt der Hauptgeschäftsführer so: „Corona plus Grippe plus weitere, auch lebensbedrohliche Erkrankungen und erschöpfte Mitarbeiter“: Dies bedeute, dass zunehmende Arbeit von weniger Personal übernommen werden müsse, was die Belastung nach oben treibe. Glücklicherweise, so Schmidtke, sei bei Regiomed der bundesweite Trend, dass 20 Prozent der Pflegekräfte Intensivstationen verlassen, bislang nicht eingetreten; allerdings registriere man einen Rückgang bei den Bewerbungen für die Intensivpflege. Grundsätzlich spüre man in der Belegschaft wie auch bei Patienten und Besuchern eine gewisse Resignation, „dass das Pandemiegeschehen so lange dauert“. Damit habe niemand gerechnet.

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