Wegen der Neugründung des Digitalministeriums gibt es künftig 18 statt bisher 17 Kabinettsmitglieder. Zum zweiten Mal in Folge wächst die Regierung damit. Darunter sind zehn Männer und acht Frauen. In der ursprünglichen Regierung Scholz waren es neun Männer und acht Frauen. Nach der Ablösung von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) durch Pistorius verschob sich das Verhältnis allerdings später auf zehn zu sieben.
SPD wählt Fraktionsspitze am Mittwoch – Parteivorsitz offen
Die SPD muss mit der Nominierung ihres Regierungsteams auch die Fraktionsspitze neu sortieren. Mit den SPD-Parteiflügeln verständigte sich Klingbeil, dass der Parteilinke Matthias Miersch Fraktionschef werden soll. Fraktionsmanager, also Erster Parlamentarischer Geschäftsführer, soll dafür Dirk Wiese vom konservativeren Seeheimer Kreis werden. Die Fraktion will ihre Führung am Mittwochvormittag neu wählen.
Auch die Neuaufstellung der Parteispitze muss bald geklärt werden. Sie soll auf einem Parteitag im Juni neu gewählt werden. Es wird erwartet, dass Klingbeil als Parteichef weitermachen will – mit wem zusammen, ist aber offen. Möglich wäre, dass auch Esken erneut antritt. Dann könnte es auf dem Parteitag sogar zu einer Kampfabstimmung kommen.
Spahn führt Unionsfraktion – CSU wählt Dobrindt-Nachfolger
Die Union klärte auch noch wichtige Personalien und wählte den ehemaligen Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit einem Ergebnis von 91,3 Prozent zum Nachfolger von Merz an die Fraktionsspitze im Bundestag. Zum neuen Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer wurde der bisherige Vizevorsitzende Steffen Bilger gewählt. Der 46-jährige Rechtsanwalt aus Ludwigsburg folgt auf Thorsten Frei, der Kanzleramtschef werden soll.
Die 44 CSU-Abgeordneten werden künftig von dem 50-jährigen Franken Alexander Hoffmann geführt. Er löst Alexander Dobrindt ab, der Bundesinnenminister werden soll.
Nur zwölf Stimmen Polster bei der Kanzlerwahl
Auch nach den letzten Personalentscheidungen und den vier Unterschriften unter den 144 Seiten starken Koalitionsvertrag kann theoretisch noch etwas schiefgehen für Schwarz-Rot. Die Koalition hat im Bundestag nur zwölf Stimmen mehr als die 316, die für die Wahl von Merz zum Kanzler notwendig sind.
Sowohl Merz als auch Klingbeil zeigten sich zuversichtlich, dass es trotzdem im ersten Wahlgang klappt: Ausnahmslos alle Abgeordneten seien am Dienstag an Bord, versprach der CDU-Vorsitzende. Klingbeil sagte über seine Fraktion: "Ich rechne damit, dass wir vollständig sind und ich rechne damit, dass alle mit Ja stimmen."
Falls es so kommt, kann das von Merz als "Arbeitskoalition" titulierte Bündnis am Dienstagnachmittag an die Arbeit gehen – genau ein halbes Jahr nach dem Bruch der Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP.
Scholz wird mit Zapfenstreich verabschiedet
Mit der Überreichung der Ernennungsurkunde an Merz durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier endet nach 1.245 Tagen die Amtszeit von Kanzler Olaf Scholz. Heute Abend würdigt die Bundeswehr den SPD-Politiker vor dem Verteidigungsministerium mit einem großen Zapfenstreich.
Dem Bundestag wird Scholz aber auch danach angehören. Er hat ein Direktmandat in Potsdam gewonnen und will es bis zum Ende der Wahlperiode wahrnehmen.