Auch Kurswechsel in der Asylpolitik ungewiss
Noch nicht klar ist, ob der neuen Koalition der vor allem von der Union geforderte Kurswechsel in der Asylpolitik gelingen wird. So stößt das Vorhaben, künftig auch Asylsuchende, gegen die keine Einreisesperre vorliegt, an deutschen Grenzen zurückzuweisen, in den Nachbarländern auf Skepsis.
So pochte das Schweizer Bundesamt für Migration auf Nachfrage auf die Einhaltung europäischen Rechts. "Die Schweiz behält sich vor, entsprechend zu reagieren, sollten die Zurückweisungen aus unserer Sicht gegen das geltende Recht verstoßen", teilte ein Sprecher mit. Die Schweiz erwarte, dass der allgemeine Personen- und Warenverkehr weiterhin möglichst unbeeinträchtigt bleibe. Ähnlich äußerte sich auch ein Sprecher des österreichischen Innenministeriums: "Wir sind zuversichtlich, dass das Handeln der deutschen Behörden an den EU-Binnengrenzen auf dem Boden der Rechtsordnung erfolgt."
Ausgesprochen schwierig sind auch Abschiebungen nach Afghanistan, das von den islamistischen Taliban regiert wird. Ende August 2024 waren mit Hilfe von Katar 28 männliche Straftäter aus Deutschland nach Kabul gebracht worden. Seither gab es trotz entsprechender Bemühungen keine weitere Abschiebung dorthin. Wegen der unsicheren Lage nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Baschar al-Assad gelten auch Abschiebungen nach Syrien als schwer.
Unionspolitiker trotzdem bei Migration zuversichtlich
Der CDU-Politiker Thorsten Frei bleibt dennoch optimistisch. Der "Bild" sagt er, der Flug nach Afghanistan 2024 habe schließlich gezeigt, dass das funktioniere. "Deswegen sind wir davon überzeugt, dass wir das auch zukünftig, dauerhaft und in wesentlich größeren Bereichen auch hinbekommen."
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte, der von Union und SPD ausgehandelte Koalitionsvertrag sei eine "verlässliche Grundlage", um die Zahl der Asylsuchenden kurzfristig weiter zu reduzieren. Herrmann kann kein Problem darin sehen, dass die Zurückweisung von Asylsuchenden an den Grenzen in Abstimmung mit den Nachbarn erfolgen soll. Zum einen dürfe jeder Staat entscheiden, wer einreisen dürfe und wer nicht. Vor allem aber wollten ja auch die anderen EU-Länder eine Reduzierung der Flüchtlingszahlen. "Da wird es überhaupt kein Problem geben", sagte Herrmann in München.
Kritik am "Finanzierungsvorbehalt" im Koalitionsvertrag
Dass alle im Koalitionsvertrag vorgesehenen Vorhaben unter einem Finanzierungsvorbehalt stehen, stößt dem BSW auf. Seine Gründerin Sahra Wagenknecht sprach von einer "Veralberung der Leute" und sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Der Koalitionsvertrag ist so schon ganz kleines Karo, aber der Finanzierungsvorbehalt ist ein Vertragsbruch mit Ansage. Dass sich Bürger und Unternehmen damit auf gar nichts verlassen können, ist gerade in diesen Zeiten ein fatales Signal und Gift für die Konjunktur."