Erstmals ein Muslim an der Spitze der Regierung
Die Wahl von Yousaf als ersten schottischen Regierungschef einer ethnischen Minderheit ist auch ein Symbol. Die Schotten definieren sich als Gesellschaft, die Einwanderung wirtschaftlich wie kulturell schätzt und benötigt, weshalb viele Bürger den von London propagierten Anti-Migrations-Kurs ablehnen.
Seine Großeltern hätten sich zu ihren Lebzeiten niemals träumen lassen, dass er einmal Schottland regieren würde, sagte Yousaf in seiner emotionalen Rede. Der Minister für Verfassungsfragen Angus Robertson sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Das ist eine weiterer historischer Durchbruch durch eine gläserne Decke, nachdem Nicola Sturgeon acht Jahre lang die erste weibliche Regierungschefin Schottlands gewesen ist."
Viele Baustellen für Yousaf
Für Yousaf gibt es neben dem Projekt Unabhängigkeit noch eine Menge anderer Baustellen. Der staatlich finanzierte Gesundheitsdienst NHS ist in marodem Zustand, wofür er als bisheriger Gesundheitsminister mitverantwortlich gemacht wird. Die Folgen des Ukraine-Kriegs treiben wie überall die Preise in die Höhe, gleichzeitig wird in vielen Branchen für höhere Löhne gestreikt. Zudem hat Schottland traditionell mit einem außerordentlich hohen Niveau an Alkohol- und Drogentoten zu kämpfen.
Nach einem aufreibenden Wahlkampf gilt es, die Partei zu einen. In den vergangenen Wochen hat sich die SNP - oft als relativ geräuschlose, erfolgreiche Wahlkampfmaschine beschrieben - von einer weniger ruhmreichen Seite gezeigt. Nicola Sturgeons Ehemann Peter Murrell, der für die Finanzen der Partei verantwortlich war, musste nach Ungereimtheiten und Kritik den Hut nehmen. Außerdem stellte sich heraus, dass die Partei nur etwas mehr als 72.000 Mitglieder hat - deutlich weniger als zuvor angenommen.
Und Sturgeon selbst? Die scheidende Regierungschefin macht derzeit den Führerschein und wird einfache Abgeordnete bleiben. "Sie wird nicht verschwinden", ist Stratege Noon sicher. Sollte es in einen neuen Wahlkampf für die Unabhängigkeit gehen, werde sie sicher den Hörer in die Hand nehmen und ihre Netzwerke daheim und in aller Welt nutzen. Vorerst wünscht die 52-Jährige ihrem Nachfolger, der mit einer progressiven Agenda als ihr Wunschkandidat gilt, viel Erfolg. "Er wird ein überragender "First Minister" sein, und ich könnte nicht stolzer sein, dass er mir nachfolgt", schrieb Sturgeon auf Twitter.