Reform in Thüringen Meiningen wird Standort für Lehrerausbildung

Lehrer vor dem Henfling-Gymnasium in Meiningen. Künftig könnten Nachwuchskollgen gleich um die Ecke zum Studienseminar Foto: /Maximilian Simon

Thüringen will angehende Lehrer bei ihrer Ausbildung stärker an die Regionen binden. Bildungsminister Holter bringt dabei Meiningen ganz prominent ins Spiel.

 
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Lange wurde es geplant, nun entscheidet bald der Landtag: Neue Strukturen in der Lehrerausbildung in Thüringen sollen dafür sorgen, dass junge Pädagoginnen und Pädagogen nach ihrem Referendariat in der Region bleiben Lehrer sollten sich heimisch fühlen, damit sie nach dem Vorbereitungsdienst an einer Schule in der Region blieben, sagte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) bei einer Debatte am Donnerstag im Landtag. Dort wurde über einen bereits seit Längerem im Kabinett diskutierten Antrag der Koalitionsfraktionen Linke, SPD und Grüne diskutiert.

Vorgesehen ist, die Struktur der Studienseminare zu verändern. Bisher müssen die Jungpädagogen aus ganz Thüringen entweder nach Erfurt oder nach Gera fahren. Stattdessen soll es künftig fünf Standorte analog zu den Schulamtsbereichen geben. Für den Südthüringer Bereich ist Holters Angaben zufolge ein Studienseminar-Standort in Meiningen vorgesehen, für Westthüringen ist Eisenach die Stadt der Wahl. Die Ausbildung für die Süd- und Westthüringer fände somit nicht am Sitz der jeweiligen Schulämter statt, die in Suhl und Gotha residieren.

Mit der Reform würden erstmals überhaupt seit 1991 in Südthüringen wieder Lehrer aller Schularten in ihrem Referendariat ausgebildet. In Studienseminaren absolvieren angehende Lehrer nach dem Studium die zweite Phase ihre Ausbildung. In dieser Phase geben sie bereits Unterricht in den Schulen, besuchen aber zusätzlich das Studienseminar, um den praktischen Teil der Ausbildung zu begleiten. Auch die Schulpraktika während des Studiums sollen künftig in den dezentralen Studienseminaren begleitet werden.

Bereits jetzt existieren so genannte Seminarschulverbünde in Meiningen (für Gymnasien), Hildburghausen (für Regelschulen) und Eisenach (für beide), wo der Lehrernachwuchs ebenfalls praxisbezogen ausgebildet wird, allerdings nur für eine bestimmte Schulart und in der dritten und letzten Phase, zusätzlich zum verpflichtenden Studienseminar in Erfurt. Zu DDR-Zeiten befand sich in Meiningen ein Institut für Lehrerbildung; von 1795 bis 1927 war Hildburghausen Sitz eines Lehrerseminars für Volksschulen.

Als weiterer Thüringer Studienseminar-Standort ist neben Erfurt und Gera künftig Nordhausen vorgesehen. Die Änderung schaffe eine klare Struktur, betonte Holter. Wenn Junglehrer bereits in ihrem Referendariat in die Regionen gehen, stärkt das aus Sicht Holters die Bindung und die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch nach Ende der Ausbildung an einer dortigen Schule arbeiten. Auch der SPD-Landtagsabgeordnete Thomas Hartung sagte in der Debatte am Donnerstag, dass es zu mehr Effizienz führe, wenn die angehenden Lehrer in ihrer Region ausgebildet werden könnten.

Die Studienseminare in die Fläche zu verteilen, sei grundsätzlich ein sinniger Schritt, erklärten auch der CDU-Abgeordnete Christian Tischner und die FDP-Abgeordnete Franziska Baum. Sie bemängelten, dass die Umsetzung aber stocke. Ursprünglich geplant, war, dass es schon mit dem Schuljahr 2023/2024 losgeht. Bis zu 1500 Lehramtsanwärterinnen und -anwärter sollen an den fünf Standorten ausgebildet werden.

Thüringen hat ein grundlegendes Problem, genügend Lehrer zu finden. Der Lehrermangel ist besonders krass in den ländlichen Gebieten, weil viele angehende Pädagogen lieber in größeren Städten wie Erfurt, Jena, Gera oder Weimar arbeiten wollen. Gleichzeitig bleiben Stellen in kleineren Orten unbesetzt. Allerdings stellt es auch der jetzige Gesetzesentwurf den Nachwuchslehrern frei, sich für bestimmte Regionen zu bewerben.

Dem Gesetzentwurf zufolge soll das Angebot aber ganz im Sinne der offensiven Nachwuchsgewinnung in Zeiten des Fachkräftemangels auf die Bedürfnisse der Bewerber zugeschnitten werden. „Die Ausstattung der regionalen Standorte für Lehrerbildung soll sich nach den Bewerberzahlen der einzelnen Regionen richten, um den Wünschen der Studierenden sowie der Seiten- und Quer- einsteigerinnen und -einsteiger in möglichst hohem Umfang zu entsprechen“, heißt es in der Begründung zu dem rot-rot-grünen Entwurf. „Oberstes Ziel“ sei eine frühere Bindung vor allem der Lehramtsanwärter an schwächer versorgte Regionen. Die bisherige Struktur sei in Zeiten einer rückläufigen Lehrerausbildung und eines geringen Einstellungsbedarfs geschaffen worden. Nun gebe es einen größeren Ausbildungsbedarf.

Die Entscheidung für den Südthüringer Regionalstandort Meiningen ist nach Angaben des Ministeriums aufgrund der dort schon bestehenden Strukturen des Seminarschulverbunds gefallen. „Darauf wollen wir aufbauen und dabei gleichzeitig die im Seminarschulverbund geleistete innovative Arbeit weiterführen“, sagte eine Sprecherin. Details zu Standort und Gebäuden seien noch in der Planung.

Erfurt soll die zentrale Dienststelle für die Fachleiter bleiben, die aber jeweils den Regionalstellen zugeordnet sein werden.

Im aktuellen Haushalt für das Jahr 2023 sind rund 750 000 Euro für die Regionalisierung der Lehrerausbildung vorgesehen. Das Geld soll vor allem in die Anmietung von Räumen und IT-Infrastruktur fließen.

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