2024 geht es mit der Raumfahrt in die Vollen. Diverse Raketen-Jungfernflüge sind geplant. Und auch die Vorbereitungen für die Rückkehr zum Mond und eine Reise zum Mars gehen weiter.
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Gleich Anfang Januar soll der Jungfernflug der US-Rakete Vulcan Centaur stattfinden. Dabei soll sie das Mondlandemodul Peregrine zu dem Erdtrabanten transportieren. Dieses Modul des Privatunternehmens Astrorobotics soll laut Plan das erste US-Raumfahrzeug seit dem Ende des Apollo-Programms sein, das auf dem Mond landet.
Im zweiten Quartal 2024 soll die Vulcan Centaur dann das Raumfahrzeug Dream Chaser des privaten US-Unternehmens Sierra Space ins All befördern. Dieses Mini-Raumfahrzeug soll künftig die Internationale Raumstation ISS mit Nachschub versorgen.
Die Vulcan-Centaur-Rakete ist das Nachfolgemodell der Atlas-V- und Delta-IV-Trägerraketen von United Launch Alliance (ULA), einem Jointventure-Unternehmen der US-Konzerne Boeing und Lockheed Martin. Sie soll dank einer wiederverwendbaren ersten Raketenstufe und anderer Innovationen deutlich kostengünstiger sein als ihre Vorgängerinnen.
Die Vulcan Centaur kann nach Herstellerangaben bis zu 27,2 Tonnen Fracht in niedrigere Erdumlaufbahnen bringen und ist damit in etwa so leistungsfähig wie die Falcon-9-Rakete des US-Privatunternehmens SpaceX.
Mit der neuen Ariane-6-Rakete will Europa in der Raumfahrt unabhängig von den USA und Russland werden. Nach vierjähriger Verzögerung wegen der Corona-Pandemie und anderer Schwierigkeiten ist ihr Jungfernflug nun für den Zeitraum vom 15. Juni bis 31. Juli 2024 geplant.
Die Ariane 6 ist eine Weiterentwicklung der Ariane 5 des europäischen Raumfahrtunternehmens Arianegroup und soll dank neuer Produktionsmethoden halb so teuer wie ihre Vorgängerin sein. Den Anstoß für die Neuentwicklung gab der Erfolg der Falcon-9-Rakete des US-Konkurrenten SpaceX.
Die Ariane 6 soll in zwei Versionen bereitstehen: Eine Variante soll bis zu 11,5 Tonnen Fracht in eine geostationäre Umlaufbahn bringen, die andere Variante kann nach Unternehmensangaben bis zu 21,6 Tonnen Fracht in eine niedrigere Erdumlaufbahn bringen.
Wenn der Jungfernflug erst einmal geklappt hat, muss die Arianegroup die Produktion der Rakete schnell hochfahren. Unternehmenschef Martin Sion bezeichnet es als „echte industrielle Herausforderung, vom Bau von zwei zum Bau von neun Raketen pro Jahr zu kommen“.
Nach dem Scheitern ihres ersten kommerziellen Flugs hat die vom italienischen Raumfahrtunternehmen Avio gebaute Rakete Vega C seit Dezember 2022 Startverbot. Wegen ihres Versagens infolge eines Defekts an einem Antriebsventil musste der Bauplan der kleinen Rakete überarbeitet werden. Laut der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA wird es im vierten Quartal des kommenden Jahres aber einen neuen Startversuch geben.
Die ESA hat ein eigenes Interesse daran, dass die Vega C schnell zurück in die Spur kommt. Schließlich musste die Europäische Raumfahrtagentur wegen des Ausfalls der kleinen Rakete aus Italien auf die Dienste von SpaceX zurückgreifen, um mehrere europäische Forschungs- und GPS-Satelliten ins All zu bringen.
Nachdem die ersten beiden Startversuche mit einer Explosion endeten, will SpaceX 2024 weiter seine Mega-Rakete Starship testen. Das 121 Meter hohe Raumfahrzeug ist die größte und leistungsstärkste Rakete, die je gebaut wurde. Unter anderem die US-Raumfahrtbehörde Nasa achtet ganz genau auf die Fortschritte bei der Starship-Entwicklung, weil sie eine Version der Mega-Rakete für ihre bemannten Artemis-Mondmissionen nutzen will.
SpaceX-Chef Elon Musk hat einen erneuten Startversuch in den nächsten Wochen vorausgesagt, allerdings ist er bekannt für seine optimistischen Ankündigungen. Außerdem muss zunächst die US-Flugsicherheitsbehörde FAA grünes Licht geben.
Das von US-Milliardär Jeff Bezos gegründete Raumfahrtunternehmen Blue Origin bringt mit seiner New-Shepard-Rakete bereits Weltraumtouristen ins All, allerdings nur mit Suborbitalflügen.
Das Unternehmen arbeitet aber an einer 98 Meter großen Rakete namens New Glenn, die bis zu 45 Tonnen Fracht in niedrigere Erdumlaufbahnen bringen soll. Das ist mehr als die Falcon-9 schafft, aber weniger als die Kapazität der Falcon Heavy von SpaceX, die bis zu 63,8 Tonnen schafft.
„Wir rechnen damit, 2024 zu fliegen“, heißt es von Blue Origin zu New Glenn. Bei einem ihrer ersten Flüge soll die neue Rakete für die Nasa-Mission EscaPADE zur Erkundung der Mars-Magnetosphäre genutzt werden. Außerdem ist New Glenn ein wesentliches Element bei dem Mondlandesystem, das die Nasa für ihre Mondmission Artemis 5 in Auftrag gegeben hat.