Raubkunst Norwegen will Meininger Zaubertrommel zurück

Diese nordische Kult-Trommel könnte von Meiningen wieder in ihre Heimat zurückkehren. Norwegische Museumsleute haben von ihr bereits 3D-Aufnahmen für eine Kopie gemacht, die dann im Tausch in Thüringen bliebe. Foto: /ari

Die Trommel, die Dänen einst einem Schamanen stahlen, soll wieder aus Meiningen zurück nach Nord-Norwegen gehen, in ein Museum des indigenen Volkes. Für die Meininger Museen ist es ein skurriles Objekt in der Musikinstrumenten-Ausstellung. Für das nordische Volk der Samen, die man einst Lappen nannte, ist sie ein Stück kulturelle Identität.

 
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Meiningen/Oslo - Das samische Museum in Snåsa in Nordnorwegen möchte eine Trommel aus vorchristlicher Zeit zurückfordern, die sich seit dem Jahr 1837 in Meiningen befindet. „Wir wollen die Rückgabe beantragen und uns mit dem Museum in Meiningen darüber austauschen“, sagte Museumsdirektorin Birgitta Fossum der „FAZ“. Es handelt sich um eine kultische Trommel aus Rentierhaut, die dänische Missionare im Jahr 1723 einem Schamanen des Bergs Frøyningsfjellet, rund 800 Kilometer nördlich von Oslo, gestohlen hatten.

Die Trommel, die dem Volk der Samen (Lappen) heilig ist, war rund drei Jahrzehnte später als Präsent des dänischen Königs nach Südthüringen gelangt. Und zwar als Hochzeitsgeschenk an seinen Schwager, dem damaligen Herzog von Sachsen-Hildburghausen, Ernst Friedrich III., der 1757 in Kopenhagen in zweiter Ehe eine Tochter des Bayreuther Markgrafen heiratete. Nach dem Ende des Hildburghäuser Herzogtums landete die Trommel schließlich in den Sammlungen Sachsen-Meiningens und damit in den heutigen Meininger Museen.

Sie war vor fünf Jahren als Leihgabe in einer Ausstellung in Trondheim, wo sie bei Besuchern aus dem Volk der Samen auf große Beachtung gestoßen war. „Manche fanden, dass es ein Fehler war, die Trommel danach wieder nach Meiningen zurückzuschicken“, sagt Museumschefin Fossum heute.

Nun könnte die endgültige Rückgabe bevorstehen. Der neue Meininger Museumsdirektor Philipp Adlung zeigt sich aufgeschlossen. Zwar wäre die Abgabe eine Verlust. Jedoch sei sie Teil der Geschichte eines indigenes Volks und sei nur durch Zufälle in Meiningen gelandet. dem MDR sagte Adlung: „Sollten wir es nicht dem Volk geben, für das es eine ganz hohe Bedeutung hat, hinsichtlich Kultur und Identität?“ er

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