Rathenau-Park Für Nest- und Höhlenersatz wird gesorgt

Das faunistische Artenschutzgutachten für den Rathenaupark liegt vor. Foto: Heiko Matz

13 Nistkästen sowie zehn Fledermausquartiere werden im Rathenaupark als Ausgleich für durch Fällungen verloren gegangene Nester und Höhlen angebracht. Zudem werden 36 neue Bäume und eine lange Heckenreihe gepflanzt.

 
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Bad Salzungen - Der Rathenaupark wird in diesem Jahr umgestaltet. Derzeit laufen die Ausschreibungen für den Wegebau, die Möblierung sowie den Salzspielplatz. Beginnen sollen diese Arbeiten dann im Juni. Es folgen die Freiflächengestaltung vor dem Planetarium, der Aufbau eines Salzpavillons, die Beleuchtung, Begrünung, Baumpflegearbeiten sowie die Sanierung des Denkmals für die Opfer des Faschismus. Bis Mitte nächsten Jahres soll die Umgestaltung des Rathenauparks, die in den letzten Monaten wegen der Baumfällungen für viel Wirbel gesorgt hat, abgeschlossen sein. Dann werden auch 36 neue Bäume sowie eine Heckenreihe entlang der Erzberger Allee als Ausgleich für die 33 gefällten Bäume gepflanzt sein – mehr als vorgeschrieben.

Für die gefällten Bäume wurde im Vorfeld ein faunistisches Artenschutzgutachten erstellt. Im November beauftragt, umfasste es noch 85 Bäume – davon 75 im Rathenaupark und zehn am Burgsee. Von den zehn Bäumen am Burgsee wurden am Ende vier gefällt – alle aus Sicherheitsgründen. Die 75 Bäume im Park hatte man zwischenzeitlich auf 36 reduziert, gefällt wurden letztendlich 33. Bei drei Bäumen hatte man Nester, Bruthöhlen für Spechte sowie Höhlen für Fledermäuse gefunden. Bei mehreren Bäumen, wie einer Sandbirke, wurden Krankheiten festgestellt.

Das unabhängige Sachverständigenbüro Leitsch hatte aber alle 85 Bäume unter die Lupe genommen, um zu erkunden, ob sie Höhlen oder Nistplätze von geschützten Tieren beherbergen. Um bis in die Kronen der Bäume zu gelangen, kam eine Hubarbeitsbühne zum Einsatz. Die Baumhöhlen wurden vermessen und mit einer Endoskopkamera auf eine eventuelle Nutzung untersucht. In einer tabellarischen Übersicht hielt der Gutachter die Ergebnisse sowie alle artenschutzrechtlichen Verdachtsmomente fest. So entdeckte man an einer Winterlinde beispielsweise in vier Metern sowie sieben Metern Höhe zwei Spechthöhlen, allerdings ohne nachweisbare Nutzung. In einer anderen Winterlinde, deren Standsicherheit wegen des Holzabbaus als fraglich eingestuft wurde, fand man in einem Spechtloch Kotreste von Fledermäusen. Insgesamt wurden zwei für Fledermäuse interessante Baumhöhlen, von denen eine im Jahr 2020 stark als Sommerquartier genutzt wurde, registriert. Beide Höhlen befinden sich laut Gutachten allerdings an Bäumen, die aus Sicht der Verkehrssicherheit als bedenklich einzustufen sind. In einem Fall wird eine Fällung in Kombination mit dem Anbringen von Fledermauskästen empfohlen. In dem anderen Fall, einer Winterlinde, ist der Stamm zwar weitestgehend intakt, durch den Holzabbau im Bereich der Fledermaushöhle besteht jedoch die Gefahr, dass Kronenteilen herausbrechen. Hier wird eine behutsame Einkürzung der Krone angeraten.

In einer Hainbuche beobachtete der Gutachter Eichhörnchen, die dort ihr Nest, auch Kobel genannt, hatten. Der Park, so heißt es in dem Gutachten, werde stark durch Eichhörnchen genutzt, was sich in dem hohen Aufkommen an Eichhörnchen-Kobel widerspiegele. Acht dieser Nester befanden sich auf zu fällenden Bäumen, wobei die Tiere grundsätzlich mehrere Kobel errichten. Das Bereitstellen von Quartierkästen als Ersatzangebot sei prinzipiell möglich, der Erfolg jedoch fraglich, da Eichhörnchen diese erfahrungsgemäß nur zögerlich annehmen und stattdessen häufig selbst neue Kobel bauen. Mit dem verbleibenden Baumbestand im Rathenaupark, so der Gutachter, sei die hierfür notwendige Ausweichfläche in unmittelbarer Nähe gegeben.

Für verloren gegangene Baumhöhlen sollen 13 Nistkästen beziehungsweise Nisthöhlen mit unterschiedlichen Einflugsöffnungen als Ausgleich angebracht werden. Diese sind für kleine Singvögel gedacht. Zudem sollen zehn Fledermaus-Kästen geschaffen werden. Den Auftrag dafür hat der ehrenamtliche Leiter der NABU-Vogellehrschau Bad Liebenstein erhalten. „Ich bin sehr froh, dafür einen erfahrnen Mann gewonnen zu haben“, sagte Bad Salzungens Bürgermeister Klaus Bohl (Freie Wähler). Zudem könnten die Nistkästen und Fledermaus-Quartiere kurzfristig gebaut werden, sodass sie bis Mitte März aufgestellt werden können. „Wir möchten die Nisthilfen in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem NABU im Park anbringen. Da wäre es schön, wenn sich Herr Frey mit seinen fachlichen Erfahrungen einbringen könnte“, sagte der Bürgermeister.

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