Quereinsteiger Bob-Olympiasieger will Landrat werden

, aktualisiert am 18.09.2023 - 12:20 Uhr

André Lange will sich 2024 der Wahl im Ilm-Kreis stellen. Für eine Partei wird er dabei nicht antreten. Ohne Unterstützung ist er trotzdem nicht.

 
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Vom Eiskanal ins Landratsamt: Der vierfache Bob-Olympiasieger André Lange will bei der Landratswahl im kommenden Jahr im Ilm-Kreis als parteiunabhängiger Kandidat antreten. Das hat der einstige Ausnahmesportler am Sonntag angekündigt. „Ich trete an, weil wir uns mehr um die Menschen und unser Zuhause kümmern müssen, sonst wird es keiner tun“, sagte Lange.

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Die Entscheidung, zur Wahl im Juni 2024 anzutreten, sei dabei keine spontane Idee, sondern ein Prozess, der ihn schon lange beschäftigt habe. „In meiner Arbeit als Trainer, im Ehrenamt im Sportverein, bei Gesprächen mit Bekannten oder den Eltern an der Schule meiner Tochter, bekomme ich immer wieder mit, wie sehr die Menschen sich im Landkreis mehr Gehör für ihre Probleme und Anliegen wünschen. Sie wollen keine ideologischen Taschenspielertricks, sondern jemanden, der ihren Alltag nachvollziehen kann“, sagte der ehemalige Profisportler, der in Ilmenau geboren ist und seit vielen Jahren in Kirchheim im nördlichen Ilm-Kreis mit seiner Familie lebt. „Wer aufsteht und anpackt, ein Leben lang gearbeitet habe, der hat Respekt verdient“, ist das Motto des Spitzensportlers. Deshalb sei es für ihn wichtig gewesen, nicht für eine Partei ins Rennen zu gehen, sondern unabhängig zu sein.

Ganz auf sich gestellt wird Lange dabei allerdings wohl nicht sein. Nach seinen Angaben wollen Freie Wähler, FDP und CDU seine Kandidatur unterstützen. „Ich bin durch meine Arbeit und meine verschiedenen Funktionen sehr gut auf kommunaler und landespolitischer Ebene vernetzt und tausche mich regelmäßig zu politischen Themen aus“, so Lange. Er freue sich sehr, dass sich daraus offensichtlich inhaltliche Schnittmengen ergeben und ihn politische Akteure in seinem Vorhaben unterstützt.

Als Landrat will Lange unter anderem die Zukunft der Technischen Universität und deren technologisches Umfeld zur Chefsache machen. Aber auch die bessere Vermarktung des Ilm-Kreises als Wirtschaftsstandort und die Sicherung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum hat er sich auf die Fahnen geschrieben. Die Landräte werden für eine sechsjährige Amtszeit gewählt. Seit 2012 ist Petra Enders Landrätin des Ilm-Kreises. Sie war als parteilose Bewerberin für die Linke angetreten.

Nach seiner aktiven Zeit als Profisportler war André Lange sportlicher Leiter des Zweckverbandes Thüringer Wintersportzentrum. Dort lernte er die Grundlagen kommunaler Strukturen aktiv kennen, denn das Land Thüringen, die Stadt Oberhof und der Kreis Schmalkalden-Meiningen sind die Anteilseigner. Der Zweckverband mit dem Olympiastützpunkt ist Eigentümer und Betreiber der Oberhofer Sportstätten. Als Trainer für verschiedene Nationen unter anderem in Südkorea sammelte der 50-Jährige aber auch international wertvolle Erfahrungen. Unter anderem war er vier Jahre Athletensprecher im Weltverband.

Lange wäre nicht der erste, bekannte Wintersportler aus Südthüringen, der in die Politik geht. Auch der ehemalige Weltklasse-Biathlet Frank Ullrich wurde nach seiner sportlichen Karriere politisch aktiv. 2021 zog er als Direktkandidat aus Südthüringen in den Bundestag ein. Er gewann in diesem Wahlkampf das Direktmandat gegen den von der CDU nominierten, ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen.