Quallenpest in Kroatien Die schleimige Plage der Adria

Thomas Roser
  Foto: dpa/gms

Eine winzige Qualle bedroht Kroatiens Fischbestand – und den Tourismus. Für die durch Corona gebeutelte Küstenregion ist das eine Katastrophe.

 
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Rijeka - Sie ist klein, durchsichtig und zart – und wird von Fischern und Gastronomen gefürchtet. Seit die ursprünglich an den Küsten Nord- und Südamerikas beheimatete „Meerwalnuss“ vermutlich am Rumpf von Frachtschiffen in den 80er Jahren nach Europa gelangte, ist die Rippenqualle nicht mehr aufzuhalten. Selbst in der kalten Ostsee wurde die nur wenige Zentimeter große Qualle gesichtet. Mit Bangen blicken Kroatiens Adriagastronomen ihrer zweiten Coronasaison entgegen. Zur Sorge um das Fernbleiben der Besucher gesellt sich nun auch noch die Furcht vor der Qualle. „Die Tiere bedrohen den Fischbestand und den Tourismus in der nördlichen Adria!“, titelt aufgeregt die Zeitung „Novi List“ in Rijeka.

Das Wasser wird schleimig

Tatsächlich sind die gefräßigen Meerwalnüsse wegen ihres enormen Bedarfs an Plankton, Krebstierchen und Larven vor allem für kleinere Adriafische wie Sardinen oder Sardellen ein Nahrungskonkurrent. Im Schwarzen Meer sorgten die Meerwalnüsse für Ertragseinbrüche von bis zu 90 Prozent bei der Sardellenfischerei. Badegäste haben bei der Berührung der Meerwalnüsse zwar keine Ausschläge oder Verbrennungen zu fürchten. Doch die täglich bis zu 10 000 gelegten Eier machen das Wasser dickflüssig. Darauf dürften auch hartgesottene Badegäste angeekelt reagieren. An der Adria wurden die Meerwalnüsse zum ersten Mal 2016 gesichtet. Wenn es künftig durch den Klimawandel zur spürbaren Erwärmung des Meeres komme, sei mit dem „massenhaften Auftreten der Quallen an der Westküste Istriens“ zu rechnen, warnt der Meeresbiologe Paolo Paliaga von der Universität Pula. Es „außerordentlich wichtig“, die Entwicklung und die Auswirkung der „Qualleninvasion“ zu verfolgen. „Die nördliche Adria ist die produktivste Region des Mittelmeers, was den Fischbestand angeht, – und eine wichtige Wirtschaftsressource für Kroatien, Italien und Slowenien.“

Immerhin: Touristen, die tagsüber das gemeinsame Bad mit den schleimigen Meeresbewohnern vermeiden, können sich abends an einem farbenfrohen Naturschauspiel erfreuen: Im Dunkeln erzeugen die Meerwalnüsse ein blaugrün schimmerndes Licht.

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