Public Art Ein Traum in Ultramarin in Schmalkalden

Ein weiteres Wandgemälde, ein sogenanntes Mural, ist innerhalb des Projektes „Mit offenen Augen und Armen“ zu jüdischem Leben in Schmalkalden, in der Reihersgasse, entstanden. Der Künstler Giacomo Bufarini, der in London wohnt und sich als Künstler „RUN“ nennt, hat die enge Häuserschlucht gegenüber der „Alten Schule Neu“ mit einem kräftig leuchtendem Ultramarinblau geöffnet, hat Platz geschaffen für Interpretationen und Begegnungen.

 
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Schmalkalden - Afrikanische und asiatische Einflüsse, vielleicht auch jamaikanische, stecken in dem Bild, sagt der 40-Jährige. Einen Namen habe es nicht. Bufarini redet nicht gerne viel über seine Werke. Vielleicht seien die Figuren und Muster schlicht Strukturen des Menschlichen oder der Menschlichkeit – je nachdem, wie man die kurzen, englischen Sätze des gebürtigen Italieners übersetzt. Vielleicht bleiben Menschen künftig hier stehen, begegnen sich und reden darüber.

Struktur hat auch der grobe Putz der Giebelwand ausreichend zu bieten und der machte Bufarini zu schaffen. Malflächen wie diese gehören zu der Art Untergründen, die Vertreter der „Public Art“ eigentlich weniger mögen. Denn in den groben Poren verschwinden auch die feineren Strukturen des Motivs. Der Künstler muss das einkalkulieren und damit arbeiten. RUN hat das schon im Entwurf getan und jenen, während der einwöchigen Arbeiten vor Ort, immer wieder angepasst.

Doch vor der Malerei kam das Malern. Literweise Tiefengrund musste auf den groben Putz, nachdem die Wand vom Staub befreit und geschrubbt worden war. Dann erst wurde sie geweißt, ansonsten hätte das strahlende Ultramarin, eine der Lieblingsfarben Bufarinis, keine Chance gehabt. Alles in allem keine Arbeit für einen alleine, resümiert er zur Fertigstellung vergangene Woche, ohne die vielen fleißigen Helfer. Angefangen bei Villa K-Projektmitarbeiter Stefan Schwabe, mit dem Bufarini in London zeitweise zusammenwohnte und über den diesmal auch der Kontakt für das neue Schmalkalder Mural lief; über Irene Erbes und Erwin Orgas vom Eckhaus gegenüber der Wand, die sich aufopfernd um ihn gekümmert haben, wie er erwähnt haben will. Bis hin zu Familie Schenka, der das nun bemalte Haus seit vier Jahren gehört. Stefan Schwabe erinnert sich an den Moment, als das Villa K-Team zum ersten Mal klingelte: „Prima, dass das klappt, wir hatten uns ja schon vor vier Jahren dafür bei der Stadt gemeldet“, sagten die Schenkas in die verdutzten Gesichter der Villa-Leute, die davon natürlich nichts wussten. Tatsächlich sei es am Ende glückliche Fügung gewesen, ähnlich wie sich die Körper auf der Wand fügten. Die zwei Personen an den unteren Rändern etwa liefen im Entwurf noch nicht aus dem Format, nun öffnen sie das Bild nach den Seiten. Und auch die Frau in der Mitte, die alle Last der Menschenstruktur zu tragen scheint und an der Bufarini noch bis zum Morgen der Fertigstellung immer wieder arbeitete, fügte sich der Inspiration seines Erschaffers schließlich. Auch wenn sie ihm vorher immer mal wieder ein „Oh, that woman“ entlockte.

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