Protest in der Pflege „i-Tüpfelchen auf Personalmangel“

Mitarbeiter der Caritas Trägergesellschaft St. Elisabeth gGmbH protestieren auch in Hildburghausen gegen die Überlastung der Langzeitpflege wegen zusätzlicher Aufgaben zum Infektionsschutz.

 
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Auch im Altenpflegezentrum der Caritas in Hildburghausen: Besuche finden am Mittwoch aus Protest draußen statt. Foto:  

Die Caritas Trägergesellschaft St. Elisabeth gGmbH befürchtet, dass Zusatzaufgaben, die mit dem Infektionsschutzgesetz in Zusammenhang stehen, dauerhaft vom Pflegepersonal gestemmt werden müssen. Infektionsschutz sei aber nicht allein Aufgabe der Pflege. Bürokratie und fehlende Refinanzierung würden die Einrichtungen belasten, heißt es in einer Pressemitteilung vom Mittwoch. Eben an diesem Tag haben als Zeichen gegen die Überlastung der Langzeitpflege die Besuche in den 21 Einrichtungen der Trägergesellschaft ausschließlich draußen stattgefunden. Gemeinsam mit den Angehörigen haben die Mitarbeiter der Einrichtungen au diese Weise auf die prekäre Personalsituation hingewiesen – auch im Altenpflegezentrum in Hildburghausen. In einem offenen Brief fordert die Caritas Trägergesellschaft vom Bund eine Verringerung der Bürokratie und eine dauerhafte und sichere Refinanzierung der coronabedingten Mehraufwendungen.

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Während die Corona-Schutzverordnungen in den Einrichtungen der Langzeitpflege mit dem geänderten Infektionsschutzgesetz weiterhin umgesetzt werden müssen, ist deren Refinanzierung in Teilen ausgelaufen. Am heutigen Donnerstag stimmt der Bundestag über das geänderte Infektionsschutz-gesetz ab. Einrichtungen der Langzeitpflege müssen gegenwärtig weiterhin zeitintensive Maßnahmen zum Infektionsschutz, wie Einlasskontrollen, Zertifikatskontrollen und Dokumentation der Vorgänge, umsetzen. Bis Juni 2022 konnten Pflegeeinrichtungen die Aufwendungen, die durch die Umsetzung der Coronamaßnahmen entstanden, sowie coronabedingte Mindereinnahmen über den Pflegerettungsschirm geltend machen. Das ist durch das Auslaufen des Rettungsschirms nicht mehr möglich.

„Während Corona in der Mitte der Gesellschaft keine Rolle mehr zu spielen scheint, ist die Pandemie in der Pflege noch lange nicht vorbei. Unsere Mitarbeitenden arbeiten seit zweieinhalb Jahren über ihr Limit hinaus“, sagt der Geschäftsführer der Caritas Trägergesellschaft, Gundekar Fürsich. „Die Vorgaben durch das ab Oktober geltende geänderte Infektionsschutzgesetz erzeugen einmal mehr Bürokratie und belasten unsere Beschäftigten. Wir fordern eine Entlastung der Pflege durch die dauerhafte und sichere Refinanzierung von Corona-Schutzmaßnahmen. Es braucht außerdem eine gesamtgesellschaftliche und politisch geförderte Solidarität. Der notwendige Schutz vulnerabler Personen ist nicht allein Aufgabe der Langzeitpflege.“

„Es darf kein Problem sein, die alten Menschen zu schützen. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Frage“, sagt Nadine Kuhles, Leiterin des Altenpflegezentrums in Hildburghausen. „Wenn diese Leistungen nicht refinanziert werden, müssten wir dafür eine Betreuungskraft abstellen, was dann zu Lasten der Pflege der Bewohner geht.“ Für Nadine Kuhles wäre dieser Fall „das i-Tüpfelchen auf den ohnehin herrschenden Personalmangel“.

98 Pflegekräfte arbeiten in Voll- und Teilzeit in der Einrichtung in Hildburghausen, aber „wir könnten in allen Bereichen noch Pflegekräfte einstellen“, sagt Nadine Kuhles und beziffert die Zahl auf 15 fehlende Arbeitskräfte in Voll- und Teilzeit. Deshalb sei aktuell ein Wohnbereich mit 20 Pflegeplätzen nicht belegt. „Eben wegen des Fachkräftemangels“, sagt Nadine Kuhles. In der Folge mangelt es deshalb an Pflegeheimplätzen. Anfragen dafür gebe es reichlich.