Projekt in Peru „Man kann die Armut sehen“

Hilfe beim Lernen ist für die Kinder auch Hilfe zur Selbsthilfe. Foto: Ulrich Mang

Wenn Ulrich Mang aus Kaltenwestheim auf Reisen geht, dann bringt er neue Eindrücke von der Welt nicht nur für sich mit nach Hause in die Rhön – er trägt die sozialen Projekte, die er kennenlernt, auch in die Herzen der Rhöner. Diesmal war er in Peru.

 
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Der Mann der Kaltenwestheimer Pfarrerin ist Leiter einer christlichen Organisation für Entwicklungszusammenarbeit und in dieser Funktion oft unterwegs zu jenen Enden der Welt, die besonderer Unterstützung bedürfen. Wenn er zurückkommt, berichtet er in der Rhön – so wie jetzt in der Mittelsdorfer Kirche – stets über seine Erfahrungen.

Im November war der Referent für sozial-missionarische Arbeit im Deutschen Jugendverband „Entschieden für Christus“ (EC) e.V. in Peru in Lateinamerika, hat Land und Menschen kennengelernt und ein Hilfsprojekt besucht, mit dem mittlerweile tatsächlich eine Zusammenarbeit zustande gekommen ist, freut er sich. Nach Gesprächen, Recherchen und Ideenfindung kam der Verband EC zu der Einschätzung, dass das Projekt Casayohana, das von der Deutschen Sabine Vogel in Peru geleitet wird, Unterstützung verdient hat und weiter ausgebaut wird. „Wir investieren sinnvoll vor Ort“, sagt Ulrich Mang. In dem Projekt wird mit behinderten Kindern gearbeitet, sie erfahren Hilfe durch Logopädie, Ergotherapie, dadurch, „dass man ihnen auf alle erdenkliche Art Stärke gibt“ und sie im Schulischen unterstützt.

Wie sehr das nötig ist, hat Ulrich Mang eindrucksvoll vor Ort gesehen: „Über die Panamericana fahren, eine wundervolle Landschaft sehen – und auf der anderen Seite die sichtbare Armut der Bevölkerung wahrnehmen“, das hat ihn stark beschäftigt – wie bei anderen Reisen in die Welt sah er auch hier, dass den „Menschen der Zugang zu Ressourcen fehlt“. Peru ist ein schönes, aber armes Land, besonders in den kargen Höhenlagen, schilderte er in Mittelsdorf und zeigte viele Bilder von Land und Leuten. Durch Hunger und Mangelernährung erleiden viele Kinder eine Behinderung. Besonders ihnen zu helfen, ist Ziel des christlichen Projektes, das Sabine Vogel äußerst engagiert seit vielen Jahren leitet. Auch etliche Deutsche, die für eine Zeitlang vor Ort praktische Hilfe leisten, engagieren sich.

Wie arm und zugleich wie gastfreundlich die Menschen sind, erlebte Ulrich Mang in Andahuaylas, einer Stadt mit über 58 000 Einwohnern. In über 2900 Metern Höhe wächst nicht viel – und viele Familien wohnen in noch höheren Lagen. „Uns als Gästen wurden zum Essen die Kartoffeln angeboten, die man eigentlich für die Saat braucht“, schildert er ein Erlebnis. Und auch Meerschweinchen mit Reis, Tomaten und Zwiebeln kam auf den Tisch – „eine schon besondere Erfahrung“, sagt der Kaltenwestheimer. Den Gästen wurde mit diesem Mahl die höchste Ehre zuteil, erfuhr er.

Gewalt gegen Kinder ist bei vielen Alltag

Er nahm jedoch auch wahr, dass Gewalt in Peru ein ständig präsentes Thema ist – auch Gewalt in der Familie. In zwei Dritteln der Haushalte gibt es alltägliche häusliche Gewalt, meist gegen Frauen und Kinder gerichtet. Die Landflucht führe dazu, dass immer mehr Bevölkerung sich in den Städten konzentriere – und dort der Rassismus gegenüber indigenen Gruppen zunehme, sah Ulrich Mang vor Ort. Wie vieles habe auch das historische Ursachen: „Die maoistische Terrororganisation Leuchtender Pfad, die das Land beherrschte, hat ihre Spuren hinterlassen", erklärt Ulrich Mang – Leid, Misstrauen und Gewalt. Insbesondere, wenn sich dies auf Kinder auswirkt, „zerreißt es einem fast das Herz“, sagt Ulrich Mang, der selbst zweifacher Vater ist. Er traf Kinder an, die eine Behinderung davontrugen, weil ihre Mutter in der Schwangerschaft misshandelt wurde, er traf auf Frauen, die von ihren Männern immer wieder brutal geschlagen werden. Hoffnung gab ihm die Geschichte einer Frau, die davon berichtete, dass bei ihrem Mann und in der Familie durch ihre eigene Zusammenarbeit mit dem Projekt Casayohana ein Wandel gelang – Gewalt sei heute nicht mehr das bestimmende Thema.

Und so ist es sinnvoll, beschreibt Ulrich Mang, bei dem Thema Bildung der Menschen anzusetzen und das hier bestehende Projekt zu unterstützen. Die Kinder, die bei Casayohana betreut werden, leben nicht in einem Heim oder ähnlichem, aber sie kommen in eine Art Hortbetreuung, in der sie auf individuelle Art und Weise gefördert werden – von Ergotherapie bis zu psychologischen Hilfen. Das Schulangebot soll nun noch weiterentwickelt werden, hat der soeben unterschriebene Vertrag zum Ziel.

Von den rund 50 Zuhörern und Zuschauern jüngst in der Mittelsdorfer Kirche gab es viele interessierte Fragen zu dem Projekt, freute sich Ulrich Mang. Es kamen Spenden zusammen und einige Rhöner wollen sich auch über Patenschaften engagieren. Ein nächster Vortrag (Termin wird noch bekannt gegeben) berichtet übrigens aus Bangladesh.

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