Prinzessin Kates Krebsdiagnose Nicht nur Blake Lively schämt sich jetzt

Theresa Schäfer

„Wo ist Prinzessin Kate?“ Antworten auf diese Frage zu finden, wurde in den vergangenen Wochen zum Volkssport. Jetzt schämen sich viele für das, was sie gelesen oder gepostet haben.

 
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Auf allen Screens: Prinzessin Kate hat in einer Videobotschaft offenbart, dass sie an Krebs erkrankt ist. Foto: dpa/Yui Mok

Blake Lively machte den Anfang. Kurz nachdem der britische Kensington Palace am Freitagabend Prinzessin Kates Videobotschaft veröffentlicht hatte, meldete sich die US-amerikanische Schauspielerin in einer Instagram-Story und entschuldigte sich: „Ich habe einen dummen Post rund um die Photoshop-Panne gemacht und dafür schäme ich mich jetzt fast zu Tode. Es tut mir leid.“

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So wie Lively dürfte es am Freitag vielen gegangen sein, die sich in den vergangenen Wochen einen Sport daraus gemacht haben, die wildesten Theorien um die Prinzessin von Wales zu spinnen. Aus der Frage „Wo ist Kate?“ wurde geradezu ein popkulturelles Phänomen, an dem sich auch Menschen beteiligten, die sich sonst wenig bis gar nicht für die britische Königsfamilie interessieren. Sogar in dem US-amerikanischen Podcast „Pod Save America“, der sich mit der Politik in den Vereinigten Staaten und dem Duell Biden vs. Trump beschäftigt, war Kates Verbleib plötzlich Thema.

Man überbot sich mit abstrusen Theorien. Die Memes und Scherze über das gephotoshoppte Familienfoto gehörten zum Harmloseren dessen, was im Netz kursierte. Am anderen Ende des Spektrums standen Hirngespinste wie: Prinz William hat sich seiner Frau entledigt, um mit seiner Sandkastenliebe zusammen zu sein. Kate hat Mann und Kinder verlassen und lebt jetzt in Übersee. Oder wurde gleich von Außerirdischen entführt. Die Person, die beim Einkauf auf dem Bauernmarkt in Windsor gesichtet wurde? Natürlich eine Doppelgängerin.

Prinzessin Kate muss sich einer vorbeugenden Chemotherapie unterziehen. Foto: dpa/Alberto Pezzali

Jetzt ist bei vielen die Beschämung groß. Denn die Frau von Prinz William hat sich in den vergangenen Wochen eben nicht eine kleine Auszeit genommen, sondern muss sich nach einer Krebsdiagnose einer vorbeugenden Chemotherapie unterziehen. Der Journalist Ryan Coogan stimmte am Wochenende im britischen „Independent“ ein kleinlautes „mea culpa“ an: „Gerüchte und Verschwörungstheorien verbreiten sich wie Waldbrände (...) und plötzlich tauschen wir die gemeinsten Lügen über wildfremde Menschen aus – zu unserer Unterhaltung.“ Er habe Stunden auf TikTok verbracht und sich von einer Abstrusität zur nächsten geklickt. „Wenn es an dieser ganzen Sache ein Gutes gibt, dann, dass es uns dazu ermutigen könnte, zweimal nachzudenken, bevor wir uns das Maul zerreißen über das nächste ‚große Geheimnis’.“

Die spannende Frage ist jetzt, wie die Öffentlichkeit künftig mit der kranken Prinzessin umgeht. In ihrer Videobotschaft bat die 42-Jährige auch darum, ihre Privatsphäre zu respektieren: „Wir hoffen, dass Sie verstehen werden, dass wir als Familie jetzt etwas Zeit, Raum und Privatsphäre brauchen, während ich meine Behandlung abschließen kann.“ Das Mitgefühl für Kate ist gewaltig – doch wird es auf Dauer die Neugier im Zaum halten? Die Autorin Rachel Cooke schrieb im „Guardian“, die Prinzessin von Wales sei als öffentliche Person in einer besonders schwierigen Lage: „Wie furchtbar, eine Chemotherapie durchzumachen und zu wissen, dass man - wenn man vor seine Haustür tritt - sehr wahrscheinlich fotografiert wird.“

Die Schauspielerin Shannen Doherty, die ebenfalls an Krebs erkrankt ist, veröffentlichte am Wochenende einen Appell für mehr Zurückhaltung: „Eine Person des öffentlichen Lebens zu sein, bedeutet nicht, dass die Öffentlichkeit über diese Person verfügt. Wir alle haben das Recht, eine Krankheit oder unser Leben privat zu durchleben.“