Prinz Philip wäre 100 Der Platz an ihrer Seite bleibt leer

Theresa Schäfer/

73 Jahre lang gaben sie alles für die Krone: Prinz Philip und Queen Elizabeth II. Jetzt geht die Königin den Weg allein zu Ende. Über eine Leere, die keiner füllen kann.

 
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Windsor - Es war im Jahr 1997, zu ihrer Goldenen Hochzeit, als Queen Elizabeth II. die Worte über ihren Gatten sagte, die seither immer wieder zitiert werden, wenn es um die unglaubliche 73 Jahre währende Ehe von Elizabeth und Prinz Philip geht: Er sei „quite simply“ in all den Jahren ihr „strength and stay“, ihr Halt, ihr Fels gewesen. Seit dem Tod des Herzogs von Edinburgh am 9. April ist die Queen allein. Am 10. Juni wäre Prinz Philip 100 Jahre alt geworden.

Dass Prinz Philip nicht vergessen ist, zeigen liebevolle Details, die die königliche Familie diskret auch in ihre offiziellen Auftritte einstreut: Kürzlich war es eine Brosche, die beim Besuch eines Flugzeugträgers am roten Mantel der Queen steckte. Prinz Philip, jahrelang Mitglied der britischen Marine, hat sie seiner „Lilibet“ einst geschenkt. Für Palastkenner ist klar, was die Brosche zeigen soll: Er ist immer an meiner Seite. Unlängst besuchten Prinz William und Herzogin Kate in Edinburgh ein Autokino – und fuhren im 1960er Land Rover des verstorbenen Patriarchen vor.

„Es ist mit tiefer Trauer, dass Ihre Majestät die Königin den Tod ihres geliebten Gatten, Seiner Königlichen Hoheit Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, bekannt gibt. Seine Königliche Hoheit ist diesen Morgen friedlich auf Schloss Windsor eingeschlafen.“ Es sind zwei Sätze, mit denen der Palast am 9. April über den Tod des Queen-Gemahls informiert. Was folgt, ist geradezu beispiellos in der jüngeren Geschichte der Royals. Tagelang verbreitet der Palast über seine Social-Media-Kanäle zahlreiche Bilder des Königspaares aus den 73 Jahren seiner Ehe, einige zuvor unveröffentlicht.

Vielen Briten wurde erst da klar, was ein bemerkenswert vielseitiger Mann Prinz Philip war: Ein Mann der Marine, der es dort vermutlich sehr weit gebracht hätte, wäre er nicht schon 1952 in die Rolle des Prinzgemahls geschlüpft. Ein an allem Technischen interessierter, moderner Mensch, der unzählige Schirmherrschaften inne hatte. Ein Freund der Jugend, der mit dem „Duke of Edinburgh Award“ ein eigenes Förderprogramm auf die Beine stellte. „Der erfahrenste Gedenktafelenthüller der Welt“, wie er sich selbstironisch nannte. Ein begeisterter Polospieler, der mit 50 auf das – nicht minder actionreiche – Kutschenfahren umstieg. Der Patriarch einer großen Familie. Ein Meister des britischen Humors – dessen herzogliche Spitzen manchmal aber auch gehörig daneben gingen, vor allem, wenn rassistische Untertöne durchklangen.

Prinz Philip war der Familienpatriarch

Offiziell spielte Philip keine zentrale Rolle, als Royal Consort stand er eindeutig im Schatten seiner Ehefrau. Doch das bedeutet keineswegs, dass der Prinzgemahl keinen Einfluss hatte. „Sie trägt die Krone, aber er hat die Hosen an“, beschrieb sein Biograf Gyles Brandreth die Ehe der Windsors. Vier Kinder hatte das Paar: Thronfolger Charles, Anne, Andrew und Edward. Stärke und Stütze der Queen sei Philip gewesen, sagt Premierminister Boris Johnson und preist ihn als „Institution, die unbestreitbar bedeutsam für das Gleichgewicht und das Glück unseres nationalen Lebens bleibt“. Es ist ein Bild, das sich durch alle Berichte zieht - und von der Royal Family selbst bestätigt wird. Von einer „großen Leere in ihrem Leben“ berichtet der zweitjüngste Sohn Prinz Andrew.

Wie aber kann eine solche Lücke gefüllt werden? Zwar nahm Philip in den letzten Jahren seines Lebens kaum noch an Terminen teil, von denen er seit seiner Heirat mit Elizabeth 1947 rund 22.000 wahrgenommen haben soll. Doch im Palast galt er als ihr wichtigster Berater, vor allem bei Ärger in der Familie - und davon gab es stets reichlich.

„Wir, ihre Familie und diejenigen, die ihr nahe stehen, versammeln sich um sie, um sicherzustellen, dass wir für sie da sind“, kündigte Andrew an. Aus dem Palast hieß es, bei offiziellen Terminen werde stets ein ranghoher Royal die Queen begleiten. Doch sucht man manchmal vergebens: Den Flugzeugträger im Hafen von Portsmouth besichtigte die Königin alleine, zeigte dabei ein Lächeln.

Die Queen verliert auch noch einen Welpen

Helfen sollten der Queen eigentlich neue Haustiere. Zwei Hunde hat Prinz Andrew seiner tierliebenden Mutter angeblich geschenkt, als Philip wochenlang wegen Herzproblemen im Krankenhaus lag. Jahrzehntelang hatte die Queen Corgis gezüchtet, walisische Hütehunde, aber vor wenigen Jahren damit aufgehört. Doch nur einen Monat nach dem Herzog starb auch eines der Tiere, wie britische Medien zu berichten wussten.

Es muss ein neuer Schlag gewesen sein für die Monarchin, wie die Royals-Expertin Penny Junor dem „Telegraph“ sagte. Die Queen sei an sich eine sehr scheue Persönlichkeit, im jungen Alter ins öffentliche Schlaglicht gerückt. „Bei ihren Hunden kann sie ganz sie selbst sein, sicher im Wissen, dass sie sie lieben als diejenige, die sie ist und nicht, weil sie ist, was sie ist.“

Die „widowed Queen“ behält Haltung

Doch nach außen: kein Anzeichen der Schwäche. Bewundernd bemerkten die Medien nach Philips Beisetzung, dass die Queen allein und unbegleitet die Kirche verlassen habe. Es ist das jahrzehntealte Rezept der „stiff upper lip“ - „auf die Zähne beißen“ und Durchhaltevermögen beweisen. „Der Job ist nicht etwas, das man einfach aufgeben kann“, sagte der jüngste Sohn Prinz Edward dem „Telegraph Magazine“. „Es geht einfach immer weiter.“

Dass sich die Queen nicht beirren lassen will, zeigen die geplanten Termine: Am 12. Juni findet die traditionelle Geburtstagsparade „Trooping the Colour“ statt, wegen der Corona-Pandemie wie im Vorjahr im kleineren Rahmen. An ihrer Seite wird dann ihr Cousin Prinz Edward sein, der Herzog von Kent. Einen Tag später empfängt die Queen den US-Präsidenten Joe Biden auf Schloss Windsor. Und auch das große Jubiläum wird bereits vorbereitet: Zum 70. Jubiläum ihrer Thronbesteigung sind gleich vier Tage Programm geplant, ein Sonderurlaubstag für die Bevölkerung inklusive. Wie sang einst Queen, die Rockband? „Show must go on“ - die Show geht weiter.

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