Und weil das eine knifflige Sache ist mit dem Barock und den Meiningern, hat der Intendant dafür Hinrich Horstkotte ans Theater geholt – einen begnadeten Zeichner, einen pfiffigen Kostüm- und Bühnenbildner, und einen gewitzten Regisseur. Denn das Manko der barocken Oper, die meist schläfrig daher kommende Handlung, die sich den Formen der Zeit entsprechend in x-facher Variation wiederholt gesungener Texte vollzieht, peppt Horstkotte mit allen Mitteln der Kunst auf. Da wurde eifrig gepinselt in den Werkstätten und genäht in den Schneiderein, denn das Publikum soll genau das bekommen, was auf dem Programm steht: Barockoper. Und zwar so barock, dass abgesehen vom Licht der Scheinwerfer die Zeit auf und hinter der Bühne stehen geblieben scheint. Na gut, der Blitz fährt noch aus modernen Lampen, sonst rumpelt und rumort es hörbar, wackelt absichtlich das Bühnenbild, werden Wolken herein und wieder hinaus geschoben, fahren ganze Säulenhallen von der Decke herunter und wieder empor, züngeln die Flammen, schlagen die Wellen – tut sich er Schlund auf – alles so wie einst, als sich das Theater die Effekte zurecht basteln musste. „Wie spielen mit den Formen der Barockzeit“, sagt Hinrich Horstkotte. Alles ist handgemacht. „Theater in Reinform“, meint der Regisseur. Und weiß: Der Moment auf die Bühne zu schauen, der ist dem Menschen einfach angeboren. Das ist seine Chance, findet er. Für Verzauberung, für Illusion. Der Regisseur fügt diesem Treiben bewusst seinen eigenen Humor hinzu, vor allem durch die Personenführung seiner Sänger(innen). Alles wirkt ein wenig überdreht. Und Horstkotte hat seinen Spaß daran, das Publikum zu manipulieren.