Doch auch kleinere Zeichen als das ganz große Geld erzürnen die Spielerinnen. Als in Madrid die Finalistinnen nach dem Doppelfinale nicht wie sonst üblich ihre Worte an das Publikum richten durften, räumten die Organisatoren anschließend einen "Fehler" ein.
Ein Foto von Lokalmatador Carlos Alcaraz vor einer mehrstöckigen Geburtstagstorte neben dem Bild der belarussischen Weltranglisten-Zweiten Aryna Sabalenka mit einem deutlich kleineren Exemplar, das sie ebenfalls von den Organisatoren erhalten hatte, kommentierte deren belarussische Kollegin Viktoria Asarenka: "Die Behandlung könnte nicht besser getroffen werden."
Turnierdirektor Feliciano López begründete den Unterschied, dass Alcaraz ja auf dem Centre Court in Spanien gewonnen habe. Auch der Däne Holger Rune habe sich über eine kleinere Torte gefreut.
Becker: Tennis bei Gleichberechtigung "fast Vorreiter"
Trotz der Beispiele sieht zumindest Boris Becker im Tennissport keinen Aufholbedarf bei der Gleichbehandlung von Spielerinnen und Spielern. "Wenn wir die anderen Sportarten anschauen, sind wir fast Vorreiter, was die Gleichberechtigung angeht. Bei den meisten großen Turnieren gibt es gleiche Preisgelder, auch die Spielansetzungen sind fast identisch", sagte der 55 Jahre alte Eurosport-Experte. "Grundsätzlich gesehen, ist Tennis ein Beispiel dafür, wie Gleichberechtigung im Sport funktioniert."
Diese Aussage wird auch bei den French Open auf dem Prüfstand stehen. Im Vorjahr sah sich Turnierdirektorin und Ex-Weltklassespielerin Amelie Mauresmo zu einer Entschuldigung genötigt, nachdem sie Damentennis als weniger interessant als Herrentennis bezeichnet hatte. Bei neun von zehn Partien in der sogenannten Night Session spielten die Herren auf dem Court Philippe Chatrier.
Sie habe beinahe jeden Tag nach einer Partie bei den Damen gesucht, die es von der Konstellation her verdient gehabt habe, am Abend stattzufinden. "Ich muss zugeben, das war schwierig", gestand die frühere Wimbledon-Siegerin. Von Sonntag an wird sich zeigen, ob die Suche nach schillernden Namen angesichts der Rücktritte von Superstars wie Serena Williams und Ashleigh Barty in den vergangenen Jahren und der Pause von Naomi Osaka einfacher geworden ist.