Bei den Ermittlungen hat Kriminalhauptkommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) seinen neuen Kollegen Ross (André Kaczmarczyk) an der Seite, der frisch von der Polizeischule kommt. Ross hat ganz eigene Arbeitsmethoden und Ansichten von der Welt, die in Adam ein Wechselbad der Gefühle auslösen. Hat er doch genug eigene Baustellen: Seine zunehmende Tablettensucht bleibt auch Vincent nicht verborgen.
Ross hat sich vor seinem ersten Arbeitstag eine Wohnung in Słubice, der polnischen Seite von Frankfurt/Oder, besorgt. Von Mietern wie dem 22-jährigen Bastian Grutzke wird er freundlich aufgenommen. Wenig später wird der Student ermordet in seiner Wohnung aufgefunden. Ermittler Adam Raczek, der Zeugen am Tatort befragt, staunt nicht schlecht, als er dort seinem neuen Kollegen begegnet. Befremdlich scheint Adam zunächst der Rock, den der queere Vincent trägt. Überhaupt hat Adam sich seinen Partner so nicht vorgestellt. Sein Gegenüber hat mehr Feingefühl und ist nicht so impulsiv wie er selbst. Raczek kann sich ironische Bemerkungen nicht verkneifen – den Neuen bringt das nicht aus der Ruhe...
Es wurde viel spekuliert, wer nach zehn Jahren das Erbe von Maria Simon alias „Polizeiruf“-Kommissarin Olga Lenski antreten wird. Mit dem Willen der Film- und Fernsehbranche, mehr Vielfalt abzubilden, ohne ständig Gendersternchen und Frauenquoten zu bemühen, führt der RBB nun einen queeren Kommissar in Frankfurt/Oder ein – gelebte Realität in Deutschland erreicht offenbar auch immer häufiger ermittelnde Polizeiteams.
Als queer bezeichnen sich Menschen, die nicht heterosexuell sind oder sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen gesellschaftlichen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren.
Die Besetzung von André Kaczmarczyk als Ermittler ist ein absoluter Glücksfall für das Fernsehen. Der 1986 in Suhl geborene Schauspieler spielte als Jugendlicher schon in Eisenach mit Leidenschaft Theater, stand dort u. a. als Martin Luther beim Mittelalter-Spektakel auf der Bühne und wechselte später vom Theaterjugendklub der Stadt ans Landestheater. 2005 zog es ihn von dort ans Potsdamer Hans Otto-Theater und an die Berliner Schauspielschule „Ernst Busch“. Noch immer auf den Theaterbühnen zu Hause, sieht er den Ausflug in den Film als „Abenteuer“ und verkörpert dabei einen neuen Polizisten-Typ – den Gegenpart zum „typischen Bullen“, wie Kaczmarczyk findet. Zur Figur Vincent sagt er: „Es ist noch nicht klar, was das ist und wer das ist, das bleibt ja offen und das finde ich auch richtig. Da sieht jeder, was er sieht und sehen möchte.“
Auch Schauspieler Lucas Gregorowicz kann dem viel abgewinnen: „Mit Vincent kommen neue Regeln und eine andere Dynamik ins Spiel. Nicht ein weiterer „Haudegen TV- Kommissar“, sondern einer, dessen Welt- und Menschenbild Adam zu einer neuen Perspektive zwingt.“ Das sei ein Schritt in die richtige Richtung. Über die Arbeit mit seinem Schauspielerkollegen sagt Gregorowicz gut gelaunt: „In André bin ich verliebt.“ Ihr erster Fall brachte den beiden TV-Kommissaren am Sonntagabend starke 25 Prozent Einschaltquote.