Tourismus lebt von "positiven Bildern im Kopf"
"Das Thema Image spielt beim Thema China sicher eine Rolle", sagt Unternehmensberater Utzerath. Schlechte Publicity hinterlasse immer Spuren. "Und das liegt weniger daran, dass ein Land „unten durch“ wäre, sondern dass der Fluss an schönen Erfahrungen, positiven Reiseberichten und Eindrücken abreißt." Damit verlagere sich das Interesse. "Ich würde dem keine übermäßige Dramatik beimessen, aber das zeigt, was für ein volatiles Geschäft Tourismus ist. Die Branche lebt von Schlagzeilen und positiven Bildern im Kopf."
Dieselbe Volatilität gilt auch für die USA: "Es ist im Moment nicht so, dass viele Schlagzeilen dafür sprechen, ausgerechnet jetzt in die USA zu reisen, wenn man letztes Jahr nicht dort war", sagt Utzerath. Auf der anderen Seite ist der Dollar-Wechselkurs derzeit für Europäer durchaus günstig.
China braucht Touristen als Stütze einer schwachen Konjunktur
Anders als die US-Regierung will Peking ausdrücklich mehr Reisende ins Land locken. Mittlerweile hat die chinesische Regierung ihre komplizierte und teure Visapolitik gelockert. Deutsche brauchen für Geschäfts- oder Tourismusreisen kein Visum mehr. Wer einreist, darf mittlerweile 30 Tage bleiben. Diese Regelung gilt auch für zahlreiche andere europäische Länder.
Auch die Zugänge zum digitalen Bezahlsystem Chinas sind durch übersetzte Apps und Akzeptanz ausländischer Kreditkarten einfacher geworden. Im ersten Quartal dieses Jahres bezifferten die Behörden die Einreisen von Ausländern auf etwa 17,4 Millionen – im Jahresvergleich ein Zuwachs um etwas mehr als ein Drittel.
Peking hofft, dass der Tourismus auch der heimischen Wirtschaft unter die Arme greift. Die schwache Nachfrage und eingetrübte Konsumlaune, die der Wirtschaftsleistung zusetzen, will China auch mit mehr Inlandstourismus wieder ankurbeln. Neue Angebote – etwa speziell für Senioren ausgelegte Zugreisen mit Krankenversorgung und Pflege an Bord – sollen auch die ältere Bevölkerung zu größerem Konsum bewegen.