Podiumsdiskussion am 27. Januar im Theater Arnstadt „Demokratie ist Mut zur Verantwortung“

Berit Richter
Anja Schön Foto: Projekt Do

Am 27. Januar findet im Theater Arnstadt eine Podiumsdiskussion zum Thema Demokratie statt. Zu Gast ist unter anderem Karl Graf von Stauffenberg, Enkel des Hitler-Attentäters.

 
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Ichtershausen/Arnstadt - Unter dem Titel „Verstehen, aber nicht unbedingt verstanden sein!“ lädt der Verein Projekt Do – Förderzentrum für Gewaltprävention, Resozialisierung und Konfliktmanagement für Donnerstag, 27. Januar, um 17 Uhr zu einem zweistündigen Podiumsabend ins Arnstädter Theater ein. Die Veranstaltung soll unter dem Motto „Demokratie ist Mut zur Verantwortung!” Einblicke in die tägliche Arbeit und die Erfahrungen der Podiumsteilnehmer geben.

„Grundgedanke ist ein fundiertes Verständnis für Demokratie, eine regelkonforme Lebensweise in der Gemeinschaft und das Ausbrechen aus krankhaften Strukturen. Ziel ist es, den Gästen die akuten und langfristigen Gefahren negativer Lebensweisen zu verdeutlichen, zu informieren und neue Chancen aufzuzeigen, um Fehlverhalten zu korrigieren“, erklärt Carsten Schnieke, Gründer und Leiter des Präventionszentrums. Neben ihm werden auch Landrätin Petra Enders, Politiker Karl Graf von Stauffenberg und Marc Hempel, ein ehemaliger Klient des Projektes, von ihren Erfahrungen berichten. Anschließend können die Zuhörer Fragen stellen.

Rundgang mit Politikern

Rundgang mit Politikern

Karl Graf von Stauffenberg (FDP), Enkel des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg und bayrischer FDP-Politiker, war vor Kurzem schon einmal für eine Zusammenarbeit mit dem in Ichtershausen ansässigen Projekt Do im Ilm-Kreis. „Wir hatten Kommunalpolitikerinnen und -politiker eingeladen und waren einen Tag lang mit ihnen in Arnstadt an historisch wichtigen Orten unterwegs“, erklärt Anja Schönberger, Initiatorin des Demokratieprojekts und stellvertretende Leiterin des Präventionszentrums, die sich für diesen Tag noch ein paar Teilnehmer mehr gewünscht hätte. Denn nicht alle im Kreistag und Stadtrat vertretenen Fraktionen waren dabei. „Arnstadt war stets ein geschichtsträchtiger Ort – im positiven und demokratischen, wie auch im negativen und demokratiefeindlichen Sinne“, weiß Anja Schönberger. „Viele historische Begebenheiten in und um unser schönes Arnstadt waren geprägt von demokratischen, aber auch demokratiefeindlichen, Aspekten. Da war das Abhalten des Erstens Reichstags unter Otto I. im Jahre 956, da war der Neid des Meisters auf den Gesellen beim Turmbau der Liebfrauenkirche, da war der Umgang mit Johann Sebastian Bach, der erst hofiert und dann bekämpft wurde, da war die Zeit des NS-Regimes in Arnstadt und im Jonastal oder da waren die Wendeaktivitäten, um nur einige Beispiele zu nennen.“

Ein Teil dieser geschichtlich wichtigen Standorte wurde mit den Teilnehmern abgelaufen, beginnend beim Mathematikerdenkmal auf der Altburg, erbaut 1926 zum Gedenken der Gefallenen im Ersten Weltkrieg. Danach ging es auf den Kaiserturm (Alteburgturm) mit einer pittoresken Aussicht über Arnstadt und seine Umgebung. „Zu Ehren von Wilhelm I., Otto von Bismarck, General Albrecht von Roon und General Helmuth von Moltke für ihr politisches Wirken im Jahre 1902 erbaut und eingeweiht“, erklärt Anja Schönberger. „Anschließend besuchten wir das Kreuzchen, welches in der Wendezeit 1989 mutmaßlich von Soldaten der Roten Armee gesprengt wurde. Im Anschluss dessen gab es einen ergreifenden Vortrag von Georg Ribinski im Jonastal-Museum zum Außenlager Buchenwald im Jonastal. Nach der Mittagspause wurden dann die Gedenkstätten im Jonastal besucht.“

Schirmherr Stauffenberg

Das Demokratieprojekt im Rahmen des Lokalen Aktionsplans läuft bereits seit letztem Frühsommer mit verschiedenen Veranstaltungen. „Die Idee zum Podiumsgespräch kam uns in der Nachbereitung des Politikerrundgangs “, erzählt Carsten Schnieke.

Sie habe sich sehr gefreut, als Karl Graf von Stauffenberg als Ehrengast für den Rundgang wie jetzt für die Diskussionsrunde zusagte, „da sich sein politisches Engagement mit unserem Demokratieprojekt sehr stark deckt“, ergänzt Anja Schönberger. Stauffenberg engagiere sich sehr stark für Demokratiebildung und -förderung. „Natürlich hat er durch seinen großen Namen auch eine besondere Verantwortung inne. Da wir bewusst auch die demokratiefeindliche NS-Zeit in unserem Projekt thematisieren, die nun einmal in unserer Region eine große Rolle spielt, sind wir sehr dankbar dafür, ihn für unser Demokratieprojekt gewonnen zu haben. Es ist wichtig, diese Geschichte auch bewusst zu bearbeiten, damit sich eine derartige Geschichte nicht noch einmal wiederholt“, erklärt Anja Schönberger.

Sie habe den Politiker als „patente, engagierte, sehr angenehme und ambitionierte Persönlichkeit“ kennenlernen dürfen. „Ich freue mich sehr, dass er zum Einen den Weg in unser zauberhaftes Arnstadt gefunden hat, zum Anderen, dass er ein großes Interesse für unsere Arbeit und unser Demokratieprojekt zeigt.“ Nun hat Stauffenberg zusammen mit der Landrätin auch die Schirmherrschaft über die Podiumsdiskussion übernommen.

Weiteres soll folgen. „Angestrebt sind Veranstaltungen im Arrest und an Schulen. Auch die Fraktionen, die an unserer Veranstaltung teilgenommen haben, zeigten sich zu weiteren Kooperationen und gemeinsamen Umsetzungen und Unterstützungen bereit“, so Anja Schönberger. Es habe sich beim Rundgang gezeigt, dass es „parteiübergreifenden Gemeinsamkeiten“, gibt. Diese sollten als eine Chance genutzt werden, „etwas perspektivisch Positives für unsere Region und unsere Bürger zu verändern.“

Wer am Podiumsabend im Theater teilnehmen will, wird gebeten, sich bis 20. Januar unter Telefon (0 36 28)  58 70 12 oder (01 57) 74 47 50 73 oder per E-Mail an projekt-do@t-online.de anzumelden. Es gilt 2G+. Bei Schülern wird der aktuelle Test anerkannt. Geboosterte müssen keinen Testnachweis erbringen.

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