Playoff, Volleyball-Bundesliga Wahrsager Felix Koslowski

Das Orakel schlägt wieder zu: Äußerst knapp muss sich der VfB Suhl im ersten Playoff-Viertelfinale dem Schweriner SC geschlagen geben.

 
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Vedrana Jaksetic hat eine Wette geschlossen. Mit ihren Eltern. Wenn es der VfB Suhl ins Halbfinale schafft, dann würden Wanja und Drazen Jaksetic wieder von Kroatien nach Suhl kommen. Zum Spiel ihrer Tochter.

Doch bis es soweit ist, liegt vor Vedrana Jaksetic, der Kapitänin der Bundesliga-Volleyballerinnen des VfB Lotto Thüringen, noch ein großes Stück Arbeit. Am Dienstagabend verlor die Mannschaft von VfB-Trainer Laszlo Hollosy erstmal das erste von höchstens drei Partien des Playoff-Viertelfinales beim Schweriner SC. 2:3 (18:25, 14:25, 25:17, 25:22, 9:15) war nach dem Spiel auf der Anzeigetafel der Schweriner Palmberg-Arena zu lesen. Ein langer Weg also noch für das Wiedersehen der Familie Jaksetic.

Das Spiel fand seine Kulmination in der Verlängerung, sprich im fünften Satz. Die Spielerinnen des VfB Suhl lagen hier zunächst mit 1:4 beziehungsweise 2:5 zurück. Und sollten sich beim letzten Seitenwechsel dieses spannenden Spiels schon einem 2:8 gegenüber sehen, später dem 6:10. Aussichtslos? Nicht für den VfB, der schon ganz anderes noch gedreht hatte. Nicht aber diesmal.

In der gleich lautenden Viertelfinal-Paarung des vergangenen Jahres hatte der VfB Suhl den Favoriten mit einem 3:2-Heimsieg gehörig unter Druck gesetzt, diese Frequenz in den folgenden Spielen, beide in Schwerin, jedoch nicht halten können.

Immer wieder der Block

Diesmal sah es zunächst nicht nach einem ausgeglichenen Spiel aus. Das lag vor allem an der Unentschlossenheit der Suhlerinnen, ob sie denn aktiv und mit dem letzten Biss, dem letzten Willen an diesem Playoff-Auftakt teilhaben wollten. Bis zum Ende des ersten Satzes war dieser Wille, die Bälle auch totzumachen, wie man beim Volleyball sagt, nämlich nicht auszumachen.

Immer wieder gelang es dem Schweriner Block, mal allein, mal zu zweit oder auch zu dritt, die Angriffe der Gäste zu entschärfen. Symptomatisch für das fehlende Suhler Angriffsfeuer vielleicht der Ball zum 8:3-Zwischenstand aus Sicht der Gastgeberinnen im zweiten Satz, als Schwerins Zuspielerin Denise Imoudu VfB-Mittelblockerin Laura De Zwart, immerhin 1,99 Meter groß, das Nachsehen ließ.

Laszlo Hollosy hatte bereits Mitte des zweiten Durchganges seine Angriffsreihe einmal komplett durchgewechselt. Felix Koslowski, der nach einigen coronabedingten Ausfällen personell wieder auf alle zwölf Spielerinnen zurückgreifen konnte, hatte ein hoch emotionales und hoch qualitatives Spiel vorausgesagt. Das war es bisher nicht – vor allem wegen des in weiten Teilen pomadigen Auftritts der Gäste aus dem Thüringer Wald. Auch ein kleines Zwischenhoch nach vorherigen 4:12-Rückstandes und einer kleinen Aufschlagserie von Außenangreiferin Agnes Pallag, die wieder das Vertrauen ihres Trainers von Anfang an erhalten hatte, vom 6:14 bis zum 9:14 wollte dem Suhler Spiel einfach keinen Auftrieb verleihen.

Suhl macht noch mit

Doch als ob die Schweriner Energie jetzt einen Hopser übers Netz getan hätte, fingen die Suhlerinnen im dritten Satz – übrigens fast eine Blaupause des zweiten – an mitzuspielen und nun, endlich, die Akzente zu setzen. Erstmals war Koslowski zu Auszeiten gezwungen. Als der VfB im vierten Satz sogar mit 11:4 führte, schien Jaksetic und Co. alles zu gelingen. Aber aufgepasst, Schwerin war noch da – und legte nun seinerseits eine Serie hin. Von den feinen Suhler Aktionen wohl unbeeindruckt, glichen sie beim 11:11 trocken aus. Jetzt war es das von Koslowski prognostizierte emotionale Spiel, Scharmützel mit Hollosy inklusive.

Nach dem Ass von Suhls zweiter Zuspielerin Lisanne Meis zum 23:19 zog Vedrana Jaksetic ihre Mannschaft noch einmal für letzte Absprachen zusammen. Danach glänzte VfB-Libera Elisa Lohmann mit einer Wahnsinns-Abwehr, die für drei Suhler Satzbälle sorgte. Agnes Pallag verwandelte den zweiten davon.

Sollte es doch noch zum Suhler Halbfinaleinzug kommen, könnte Familie Jaksetic ihr einziges Kind mal wieder schick zum Essen ausführen. „Essen ist mein größtes Vergnügen“, hatte Vedrana unserer Redaktion verraten. Und wer weiß, vielleicht dürfte dann, zur Feier des Tages sozusagen, sogar Familienhund Pongo mitkommen. „Er ist einer der wichtigsten Menschen in unserer Familie“, sagte Suhls Spielführerin scherzhaft.

Wenn die Serie der Suhlerinnen allerdings so weitergeht, wird Pongo sein Frauchen schwer trösten müssen. Mindestens ein Spiel steht am Freitag aber noch an. Ein einfacher Sieg des VfB würde dann reichen, um das Entscheidungsspiel am Dienstag nächster Woche zu erzwingen.

Suhl: Startformation: Wiblin, Harbin, De Zwart, Haneline, Pallag, Jaksetic; Lohmann (Libera); eingewechselt: Meis, Prosvirina, Sunjic, Meijers, – Zuschauer: 1200

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