Pilotprojekt in Themar Mit UV-Licht gegen ein Fischsterben

Eike Kellermann

Hunderte Tonnen Speisefisch kommen jedes Jahr aus Aquakulturen im Freistaat. Im südthüringischen Themar läuft ein bundesweites Pilotprojekt, um Krankheiten in den Beständen zu verringern.

 
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Regenbogenforelle, Lachsforelle, Goldforelle oder Saibling: Speisefische wie diese wachsen im Forellenhof Themar zu kiloschweren Exemplaren heran. Die Aquakultur, aus der jedes Jahr bis zu 180 Tonnen Fisch kommen, nutzt für die Haltung der Tiere das Wasser der Schleuse. Das Flüsschen mündet oberhalb des Forellenhofs in die Werra.

Solch „naturnahes Oberflächenwasser“ kann Gefahren bergen. Die Tiere leben zwar munter wie das sprichwörtliche Fischlein im Wasser in der Aquakultur, die einen beständigen Zu- und Abfluss hat. Aber wenn in den Sommermonaten die Schleuse weniger Wasser führt, was nicht zuletzt dem Klimawandel geschuldet ist, schleichen sich Krankheitserreger ein. „In Seen oder Flüssen vorkommende Parasiten und Bakterien können in Aquakultur-Anlagen große Schäden anrichten und bis zu Totalausfällen des Bestandes führen“, so das Thüringer Infrastruktur-Ministerium.

Um dem vorzubeugen, hat Ministerin Susanna Karawanskij (Linke) ein Pilotprojekt von „landesweiter und überregionaler Bedeutung“ gestartet. Mit 211 000 Euro Fördermitteln soll das Potsdamer Institut für Binnenfischerei im Forellenhof Themar praktisch erproben, was die Forscher bisher nur im Labor untersuchen konnten. Ziel sei es, das Tierwohl zu verbessern und Ertragsausfälle zu verringern, sagt Projektleiter Christopher Naas.

Für Klima und Wasser

Rund 35 000 Fischlein wurden deshalb am Mittwoch per LKW aus der zum Forellenhof gehörenden Zuchtanlage in Schaala bei Rudolstadt nach Themar gebracht und dort in die Becken entlassen. In drei Rinnen wachsen die Regenbogenforellen wie bisher heran – das ist die Vergleichsgruppe. In neun anderen Rinnen wird das Wasser vorbehandelt, um so Krankheitserreger in Schach zu halten.

Laut Projektleiter Naas wird das Schleuse-Wasser in der Aquakultur mit ultraviolettem Licht bestrahlt, mit Peressigsäure desinfiziert und mit Ozon versetzt. Die Forscher wollen herausfinden, welche Methode im Vergleich zur herkömmlichen Haltung zu weniger Verlusten führt. Die Ergebnisse werden Ministerin Karawanskij zufolge helfen, die Haltung und Wirtschaftlichkeit in vergleichbaren Anlagen künftig zu optimieren.

Forellenhof-Geschäftsführer Markus Lichtenecker freut sich nach eigenem Bekunden, mit dem Forschungsprojekt einen Beitrag zu leisten, wie angesichts des Klimawandels auf die Verknappung der Wasserressourcen reagiert werden könne. „Gleichzeitig hoffen wir, damit die Stärkung regionaler Forellenproduktion in naturnahem Oberflächenwasser zu ermöglichen“, sagt er. Seit mehr als einem halben Jahrhundert schon werden in Themar Forellen gezüchtet, ein Abnehmer beispielsweise ist der Kressepark in Erfurt. Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine hält Ministerin Karawanskij das Pilotprojekt auch für einen Beitrag, um die Lebensmittelversorgung im Land zu sichern.

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