Ohne ein Datum zu nennen, bestätigte Huawei auf Anfrage, dass Meng Wanzhou in diesem Jahr "in Übereinstimmung mit unserer bekannten Führungsstruktur" für sechs Monate rotierende Vorsitzende werde. Im Vorjahr war die Managerin bereits neben Eric Xu und Ken Hu zur dritten Führungskraft für den rotierenden Vorsitz aufgerückt, die "vorrangig" das Unternehmen leiten, wie es hieß.
USA: Gefahr von Spionage oder Sabotage
Ein Unternehmenssprecher betonte, es gehe nicht um eine Nachfolgeregelung. Der Gründer und Konzernchef Ren Zhengfei und die drei rotierenden Vorsitzenden hätten "unterschiedliche Rollen". Das Unternehmen habe eine gut entwickelte interne Führungsstruktur, in der alle Teile klare Autorität und Verantwortung hätten und "unter gegenseitiger Kontrolle operieren". "Das Schicksal des Unternehmens kann nicht an ein einzelnes Individuum gebunden sein, und die Führungsgremien müssen dem Modell einer kollektiven Führung folgen."
Ungeachtet aller Widrigkeiten hat sich der Technologieriese heute nach eigenen Angaben "aus dem Krisenmodus" befreit. Es ist von einer "neuen Normalität" die Rede. Der Umsatz war 2022 mit 636,9 Milliarden Yuan (Ende 2022 etwa 86,08 Mrd Euro) stabil ausgefallen, nachdem er im Vorjahr aber um 28,6 Prozent eingebrochen war. Ende März soll das Jahresergebnis verkündet werden.
Die USA begründen die Sanktionen mit Verbindungen Huaweis zu chinesischen Behörden und warnen vor der Gefahr von Spionage oder Sabotage. Dem Konzern wurde unter anderem der Zugang zum US-Betriebssystem Android gekappt, was dessen Smartphone-Geschäft schwer belastete. Wie sehr sich das Geschäft zwangsweise gewandelt hat, zeigte sich vergangene Woche auf der großen Mobilfunkmesse in Barcelona, wo Huawei keine neuen Smartphones mehr vorstellte.
Huawei weist die Vorwürfe entschieden zurück. Seit mehr als 30 Jahren arbeite der Telekomausrüster mit mehr als 1500 Netzbetreibern in mehr als 170 Ländern und Regionen. "Wir haben eine nachgewiesene Erfolgsbilanz in der Cybersicherheit." Eine Diskussion über Netzwerksicherheit sei sicher nötig, aber "eine Bewertung anhand des Herkunftslandes" sei "diskriminierend".
Für Huawei geht es auch auf ungewohntes Terrain
"Glücklicherweise herrscht in Deutschland ein faktenbasierer Ansatz", stellte Huawei fest. Aber es gebe Verunsicherung unter Kunden und verantwortlichen Stellen in Deutschland, die in der "neuen Normalität" zerstreut werden müsse.
Der Druck der USA bringt Huawei auch dazu, sein Geschäft schneller zu diversifizieren als erwartet - in Cloud-Dienste, technische Unterstützung für Industrie und in Dienstleistungen. Es geht auch auf ungewohntes Terrain: Auto, Gesundheit, Bildung, Logistik und Bergbau. Gerade in Deutschland spiele der Bereich Smart Manufacturing eine wichtige Rolle, betonte ein Unternehmenssprecher.
Gründer Ren Zhengfei hat das Unternehmen mit seinen Vision von bescheidenen Anfängen zum Weltkonzern gemacht. Die Frage ist, ob seine Tochter die großen Fußstapfen ausfüllen kann. In der Rivalität mit den USA will Huawei am liebsten "kein geopolitischer Mitspieler" sein - sondern schlicht ein Technologiekonzern. Aber es bleibt die Frage, ob Huawei "der geopolitischen Schwerkraft trotzen kann", wie es chinesische Experten formulieren.