Sie forderte die Bundesregierung, das Land und die Arbeitgeber auf, die Pflegeberufe dringend attraktiver zu gestalten. „Denn wenn Beschäftigte in den Pflegeheimen und Pflegediensten krankheitsbedingt ausfallen, führt das zwangsläufig zu Mehrbelastungen bei den weiteren Beschäftigten und die Qualität der Versorgung leidet. Ein Teufelskreis ist im Gange, denn überlastete Beschäftigte haben wiederum ein höheres Risiko, krank zu werden“, sagte Dziuk.
Den Beruf attraktiver zu gestalten, bedeutet nicht nur eine angemessene Vergütung, sondern auch, planbare und familienfreundliche Arbeitszeiten umzusetzen. Um Abhilfe zu schaffen, brauche es außerdem gezielte Gesundheits- und Präventionsangebote im Rahmen eines professionellen betrieblichen Gesundheitsmanagements. Derzeit gebe es entsprechende Angebote nicht einmal in jeder zweiten stationären Einrichtung. „Das ist zu wenig“, sagte Dziuk. In Thüringen gelten mittlerweile 5,33 Prozent der Einwohner als Pflegebedürftig. Nur in Mecklenburg-Vorpommern ist der Anteil mit 5,58 Prozent noch höher, berichtet die Barmer.
„Die Arbeitssituation in der Pflege greift die Gesundheit der Beschäftigten massiv an“, warnte Barmer-Vorstandschef Christoph Straub in Berlin. Bei Ausfällen würden Kolleginnen und Kollegen zusätzlich belastet. Die Corona-Pandemie habe die Lage in den Heimen und bei den Pflegediensten noch einmal verschärft.
Laut des am Dienstag vorgestellten Pflegereports sind Altenpflegekräfte deutlich mehr krankgeschrieben als Erwerbstätige in anderen Berufen. Zwischen 2016 und 2018 habe der Krankenstand von Hilfskräften in der Altenpflege 8,7 Prozent und von Fachkräften 7,2 Prozent betragen - in sonstigen Berufen waren es demnach 5,0 Prozent. Pflegekräfte hätten vor allem lange Fehlzeiten wegen psychischer Probleme und Muskel-Skelett-Erkrankungen, sagte Studienautor Heinz Rothgang von der Universität Bremen.
Laut einer Berechnung in der Studie ergäbe sich theoretisch ein Volumen von rund 26 000 Pflegekräften, die zusätzlich zur Verfügung stünden, wenn Fehlzeiten und frühzeitige Berufsausstiege dem „Normalmaß“ sonstiger Berufe entsprächen.
Die Bundesregierung will in einer „Konzertierten Aktion Pflege“ bessere Bedingungen schaffen in der Pflege schaffen. Finanziert werden können künftig auch mehr Pflegestellen.