Auch nach dem Tod des Patienten werde die Forschung unvermindert fortgesetzt. Ein Heilversuch an einem unheilbar kranken Patienten wie in den USA könnte in München möglicherweise in einem halben bis einem Jahr angegangen werden, sagte Brenner. Darüber hinaus plane das Münchner Team eine klinische Studie mit fünf bis sechs Patienten. Eine entsprechende Zulassung sei bereits beim Paul-Ehrlich-Institut beantragt. Die Studie könne voraussichtlich 2024 beginnen, sagte Brenner. Derzeit werde in München unter Hochdruck an der Zucht genveränderter Schweine und an Medikamenten zur Immunsuppression gearbeitet.
Erste Herztransplantation 1967
„Man muss weitermachen“, betonte auch Reichart. Die Technik mit den genveränderten Schweineherzen sei ausgereift. Es müssten für die Studie jedoch Patienten ausgewählt werden, die nicht so krank seien.
Nach der weltweit ersten Herztransplantation hatte der Patient nur 18 Tage überlebt. Der Herzchirurg Christiaan Barnard hatte im südafrikanischen Kapstadt am 3. Dezember 1967 das weltweit erste Herz verpflanzt. Auch in Deutschland starben die ersten Patienten schon kurz nach der Operation. Heute leben nach drei Jahren Studien zufolge noch 70 Prozent der Patienten.
Schweine besonders geeignet
Das Kunstherz ist laut Reichart bis heute keine Alternative. Die Sterblichkeit sei beim Kunstherz hoch, sie liege bei etwa 40 Prozent. Weltweit wird seit Langem mit Schweineherzen als Alternative zu menschlichen Spenderorganen geforscht. Viele todkranke Patienten sterben, bevor sie ein Organ bekommen.
Die sogenannte Xenotransplantation - also die Übertragung von tierischen Organen auf den Menschen - wird schon seit den 1980er Jahren erforscht. Schweine sind dabei als Spender besonders geeignet, weil ihr Stoffwechsel dem von Menschen ähnelt. Das Team um Reichart, Brenner und Wolf hatte Ende 2018 eine Studie veröffentlicht, die einen neuen Meilenstein setzt: Ein Pavian hatte mit Schweineherz 195 Tage und damit über ein halbes Jahr überlebt, bevor der Versuch wie geplant abgebrochen wurde.