Orts-Check Zu wenig Kultur im Auengrund?

Sauber, sicher und mit hoher Lebensqualität versehen. So schätzen die Umfrageteilnehmer ihre Gemeinden ein. Natürlich gibt’s aber auch Probleme.

 
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Ein Teil Brattendorfs und im Hintergrund der arg gebeutelte Wald auf dem Primäusel. Die Bürger Auengrunds und Brünns schätzen ihre Gemeinden als sauber und sicher ein und sie mögen die Lebensqualität – doch die bröckelt auch ein bisschen. Foto: /Bastian Frank

Auengrund und Brünn bilden im Ortscheck unserer Zeitung das Schlusslicht im Landkreis Hildburghausen. Mit einem Schnitt von 4,9 liegen die beiden Gemeinden aber nur knapp unter dem genauen Mittelpunkt. Die Umfrageteilnehmer hatten die Möglichkeit in den verschiedenen Bereichen Angaben zwischen 1 (sehr schlecht) oder 10 (sehr gut) auszuwählen. Auengrund und Brünn sind zwar jeweils für sich eigenständige Gemeinden. Die Gemeinde Auengrund erledigt für die Gemeinde Brünn aber die Verwaltungsaufgaben mit.

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In den insgesamt 14 Bewertungskriterien finden sich wenige Ausreißer nach oben und unten. Tatsächlich pendeln viele der Themen um das statistische Mittel. Dabei zeigen sich auch kaum Überraschungen im Vergleich zu den gesamten Zahlen im Kreis. 1100 Menschen aus dem Landkreis Hildburghausen hatten sich beim Orts-Check unserer Zeitung beteiligt. 50 Teilnehmer aus Auengrund und Brünn waren darunter.

Licht und Schatten im Auengrund

Am besten bewertet sind die Kriterien Sauberkeit (6,6), Sicherheit (6,1) und Lebensqualität (5,9). Wenig überraschend finden sich die Themen Gastronomie (3,5), Gesundheitsversorgung (3,8) sowie Kultur und Freizeit (4) am unteren Ende der Skala. Auch die Themen ÖPNV und Einzelhandel rangieren weit unterm Durchschnitt.

Die Werte sind Mittelwerte - es dürfte einigermaßen darauf ankommen, in welchem Ort die Befragten jeweils zu Hause sind. So ist in den beiden Hauptorten Crock und Brattendorf die soziale Infrastruktur natürlich umfangreicher als in den kleineren Orten, wie etwa Poppenwind oder Oberwind. Ein Brattendorfer, der mit dem Auengrund-Center gleich mehrere Einkaufsmöglichkeiten im Ort hat, wird das Thema Einzelhandel sicher positiver bewerten als ein Einwohner des kleinen Merbelsrod. Während in Brünn vor allem durch den Verein Lebendiges Dorfleben und auch die Kirchgemeinde regelmäßig kleinere und größere Veranstaltungen für alle Altersklassen stattfinden, dürfte dort die Zustimmung zu diesem Punkt höher sein, als in anderen Orten, wo es diese Regelmäßigkeit eben nicht gibt.

Einige der mit niedrigen Wertungen kritisierten Punkte, haben manche der Umfrageteilnehmer auch mit ihren Kommentaren bekräftigt. „Mehr Möglichkeiten zum Tanzen“, schreibt etwa ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin und verweist damit auf die mangelnden Kultur- und Freizeitmöglichkeiten. Wer da womöglich etwas gegensteuern kann, sind die zahlreichen Vereine und Gemeinschaften in den verschiedenen Orten. „Die Vereine, egal welcher Art, sollten mehr unterstützt werden“, lautet eine andere Forderung. Freies Wort hat Bürgermeister René Pfötsch, der die Geschicke der Gemeinde hauptamtlich leitet mit einigen der Kommentare konfrontiert.

Bis dato habe man die Vereine immer über den gemeindlichen Haushalt gefördert, meint René Pfötsch. Sport, Kultur, Brauchtum und Tradition - alle Vereine seien nach Möglichkeit unterstützt worden. „Wir hatten dafür eine Förderrichtlinie in unserer Gemeinde.“ Die Gemeinde findet sich derzeit allerdings in einer finanziellen Schieflage - im Haushalt klafft ein 2-Millionen-Euro-Loch. Die Gemeinde muss in Haushaltssicherung. „Und da müssen wir als erstes all die Dinge streichen, die keine Pflichtaufgaben der Gemeinde sind“, erklärt Pfötsch. Solche Sachen, wie das Begrüßungsgeld für Neugeborene und auch die Förderrichtlinie liegen nun erst einmal auf Eis, bis Besserung in Sicht ist. „Wir haben, denke ich, ein gutes Ohr in die Vereine hinein“, sagt Pfötsch.

Ein wichtiges Thema der Kommentatoren ist der Verkehr, insbesondere der Nahverkehr. Auch der ist nicht gut bewertet mit Punkten. Studienteilnehmer haben es aber auch noch einmal verdeutlicht: Die Menschen auf dem Land werden einfach vergessen. „Es ist keine selbständige Versorgung ohne Auto möglich! Das 49 Euro Ticket nützt ohne öffentliche Verkehrsmittel nichts! Nicht mal den Radweg baut man aus!“, schreibt jemand und kommt sogar zu dem Schluss: „Das Leben im Dorf ist nicht lebenswert!“ „Mobilität schaffen, wenn man im Alter kein Auto mehr fahren kann, ist man auf dem Dorf aufgeschmissen und zu 100% auf Hilfe angewiesen —betrifft dann auch Verfügbarkeit Arzt, Lebensmitteleinkauf etc.“, meint jemand anderes.

Diffuse und konkrete Problemlagen

René Pfötsch sieht in diesem Thema ebenfalls keine Besserung. „ÖPNV ist Aufgabe des Landkreises. Aber über die Kreisumlage finanzieren wir Kommunen den ÖPNV ja mit“, sagt er. In diesem Bereich hat es bereits Verbesserungen aber auch deutliche Kostensteigerungen gegeben. „Die sieht meist keiner. Und trotzdem werden die Busse nicht übermäßig genutzt.“ Pfötsch regt an, dass man sich in diesem Bereich intensiv Gedanken machen müsse, auch darüber, kleinere Fahrzeuge einzusetzen.

In den Kommentaren spiegelt sich aber auch der Knatsch zwischen Teilen der Bürger und der Verwaltung wider. Von vielen Baustellen, einem „unfähigen Hauptamt“ ist da die Rede. Davon, dass Gemeinderat und Bürgermeister wenige Präsenz zeigten oder das Probleme und Anmerkungen von Anwohnern nicht zugelassen würden. Außerdem seien die Kita-Beiträge heimlich erhöht worden.

„Für Ratssitzungen haben wir Regularien eingeführt. Einwohner können ihre Fragen an die Verwaltung geben, dann können wir uns vorbereiten und ordentlich Auskunft geben“, meint Bürgermeister Pfötsch. Er wolle vermeiden, dass es Wortgefechte zwischen Gast und der Verwaltung oder den Gemeinderäten gebe. Soviele schriftliche Anfragen gebe es an die Verwaltung gar nicht, meint er. „Viele kommen auch einfach ins Rathaus und rufen an, um ihre Fragen zu stellen. Da braucht’s ja gar nicht die Gemeinderatssitzung dafür.“ Über die Kitagebühren habe man sehr lange und sehr ausführlich diskutiert. „Wir haben sehr viel auch vorberaten, aber wir haben das Thema auch mehrfach öffentlich besprochen“, sagt René Pfötsch. Das habe sich auch in der Zahl der Gäste in den jeweiligen Sitzungen gezeigt. „Es ist ein emotionales Thema, klar. Aber ich denke, wir haben einen Kompromiss mit vertretbaren Elternbeiträgen gefunden“, sieht es der Bürgermeister.