Auch bei Kunden gibt es Bedenken. Portale wie Shein und Temu sind gut 60 Prozent der Verbraucher zu unsicher, wie eine Umfrage des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH zeigt. Vor allem bei Besserverdienern, Männern und Personen ab 50 sind die Vorbehalte groß. Viele fürchten, dass die bestellten Artikel von minderwertiger Qualität sind.
Werner Reinartz, Professor für Marketing an der Universität zu Köln, sieht in dieser Unsicherheit eine Chance. Andere Händler könnten sich durch Vertrauen von Plattformen wie Temu und Shein differenzieren und profilieren.
Käufe verschieben sich immer mehr Richtung Internet
Branchen-Studien können dem Onlinehandel zumindest etwas Mut machen. So sind nicht nur die Verunsicherung der Konsumenten und der Fokus auf Preise und Angebote leicht rückläufig. In fast allen Bereichen verschieben sich die Käufe immer weiter von stationären Geschäften ins Internet.
Der Verband BEVH sah zuletzt leicht positive Signale. Zwischen April und Juni gönnten sich Verbraucher wieder mehr. So wurde das erste Marktwachstum im Onlinehandel seit zwei Jahren verbucht. Von Optimismus könne aber noch keine Rede sein, heißt es.
Der Boom während der Pandemie ist für den E-Commerce psychologisch zur Last geworden. Daran wird die Branche nun gemessen. Der Hauptgeschäftsführer des HDE, Stefan Genth, wirbt deshalb um Nachsicht. "Die Coronajahre mit den geschlossenen stationären Geschäften haben der Branche große Umsatzsprünge verschafft. Da ist es ganz normal, dass die weitere Entwicklung dann nicht in diesem Tempo weitergehen kann."