Vor vier Jahren hatte Ludwig noch von Lochs Patzer profitiert und war zu Bronze gerast. Nun schaffte der Vollzugsbeamte sein Meisterstück mit eigener Kraft - und das ausgerechnet auf dem Pyeongchang-Schlitten. «Das Grundsystem wird an die jeweiligen Bahnen angepasst», erklärte Ludwig. «Mit den Erfolgen gewann er sukzessive an Selbstvertrauen. Es sind mehrere Bausteine, die bei ihm zusammenkommen und diese Ergebnisse ermöglichen», sagte sein Heimtrainer Jan Eichhorn.
Neben dem Schlitten hatte Ludwig im Peking-Gepäck einen ganz wichtigen neuen Freund. Seine Familie steckte ihm einen Koala zu - der symbolisiere laut Ludwig die notwendige Entspannung, um in den entscheidenden Momenten fokussiert zu sein. Das klappte im Sliding Center von Yanqing bestens.
Bei aller Planung, Anspannung und allem Ehrgeiz ist Ludwig auch ein Genussmensch. Der Suhler greift gern mal zu einem Stück Schokolade, «am liebsten mit Nuss oder Marzipan». Sobald es wieder wärmer wird, dürfte sich Ludwig seiner großen Leidenschaft Segeln widmen und erstmals als Olympiasieger aufs Wasser gehen. Damit wäre er sozusagen auf Augenhöhe mit seinem Idol Jochen Schümann, den er gern mal treffen würde.
Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat Rennrodler Johannes Ludwig zur olympischen Goldmedaille gratuliert. «Gold und Bahnrekord. Das war phänomenal!», schrieb Ramelow am Sonntag bei Twitter. «Auf geht’s zu den beiden WMs 2023 in Thüringen», hieß es bei Ramelow weiter. 2023 finden die Weltmeisterschaften im Biathlon und Rennrodeln in Oberhof statt.
Wie und ob es im Eiskanal für Ludwig weitergeht, ist noch offen. Olympia wäre natürlich immer ein schöner Abschluss der Karriere. Aber da ist eben auch die Heim-WM 2023 in Oberhof. «In der Hoffnung, dass dann wieder Zuschauer erlaubt sind. Doch selbst, wenn ich sportlich nicht dabei wäre, würde ich sicher in anderer Funktion an dieser WM teilnehmen», sagte Ludwig, der beim WSV Oberhof trainiert. Als Olympiasieger dürfte sich am Eiskanal im Thüringer Wald definitiv eine Aufgabe finden.