Offene Töpferei Kreatives Handwerk mit Kopf, Hand und Herz

Kurt Lautensack
Zoe Weidlich aus Römhild zeigt Geschick bei der Töpferolympiade. Markus Weingarten gibt Tipps. Foto: Kurt Lautensack

Zum „Tag der offenen Töpferei“ öffneten auch die drei Römhilder Töpfereien ihre Türen, ließen die Besucher über die Schulter schauen oder selbst das Töpfern ausprobieren.

Am Wochenende hat es unerwartet viele Besucher nach Römhild und Sülzdorf in die Keramikwerkstätten gezogen, was den Schluss zulässt, dass das Interesse an Töpfereien und ihren Keramikerzeugnissen ungebrochen ist. Dabei haben aber auch alle drei Werkstätten ihre Gäste verwöhnt: Kein Besucher musste auf eine Tasse Kaffee, ein Stückchen Kuchen oder auf ein anderes Häppchen verzichten, wenn er nicht wollte. Begünstigt wurde der Entschluss, das heimische Stube zu verlassen, auch vom trockenen Wetter – insbesondere am Samstag.

Das regnerische Wetter Tage zuvor hatte Simone Graßmann von Gestaltungsart Keramik und Mehr in Sülzdorf veranlasst, auf einen Stand in ihrem Hof zu verzichten. Doch dem Besucherinteresse tut dies am Samstag keinen Abbruch. Gerne lassen sich die Besucher die verschiedenen Vorgänge beim Töpfern oder das Brennen verschiedener Tonarten von der ausgebildeten Porzellanmalerin und Keramikerin erklären. So gelte zum Beispiel eine Faustregel: „Je heller der Ton, desto höher die Brenntemperatur“. Zu ihrer Arbeit gehört auch, dass sie alle Produkte selbst bemalt. So hatte sie sich vor längerer Zeit zu einem besonderen Auftrag hinreißen lassen, wie sie in einem „Musterfenster“ zeigte. Ein Kunde hatte nämlich an seinem Kachelofen die Motive auf den einzelnen Kacheln erneuert haben wollen. Da war die Künstlerin gefragt.

Simone Graßmann mit den Mustern ihrer Fliesenmotive. Foto: Kurt Lautensack

Neben den Kursen, die Simone Graßmann anbietet – gerade holen zwei Kursteilnehmerinnen aus Zeilfeld und Simmershausen ihre getöpferten „Ergebnisse“ ab – sind für sie vor allem die Märkte wichtig, die Ende März/Anfang April wieder beginnen. Denn die Coronazeit habe es gerade kleinen Töpfereien sehr schwer gemacht, sagt Simone Graßmann. Märkte in Neukirch in der Lausitz, aber auch Ilmenau oder Jena und dieses Jahr zum ersten Mal auch Erfurt, gehören zu ihren Stationen.

Symbiose von Ton und Farbe und Olympiadestimmung

Der volle Parkplatz beim Töpferhof Gramann zeigt auch am südlichen Ortsausgang Römhilds das große Interesse an der Töpferkunst. In großzügigen Ausstellungsräumen wird solche hier zum Kauf angeboten. Dabei steht den Besuchern die Geschäftsführerin Manuela Spittel beratend zur Seite. Den Töpferhof Gramann hat die Coronazeit nicht ganz so hart getroffen, weil auch der Internethandel eine Rolle spielte und der Töpferhof auch stets um Lieferverträge bemüht sei, erklärt Manuela Spittel. So werden beispielsweise Teehäuser im Norden unserer Republik beliefert. Aber auch Nachwuchs sei ständig gefragt, zu dem gegenwärtig eine Auszubildende aus Reutlingen gehört.

Zuschauen oder aber einmal selbst die Töpferscheibe drehen lassen – dazu gibt es in den Arbeitsräumen Gelegenheit. Hier sitzt gerade Ramona Klemm an der Töpferscheibe, die hier das Handwerk vor mehr als 40 Jahren erlernt hatte, und vor fünf Jahren ausschied. „Ich wollte mal sehen, ob ich es noch kann“, meint sie scherzhaft – sie hilft an solchen Tagen gern aus. Seit über 40 Jahren im Töpferhof und auch heute noch tätig ist Manuela Friedrich, für die das Erlernen dieses Handwerks die richtige Entscheidung war, wie sie sagt.

Manuela Friedrich spricht über ihren Beruf und verrät Wissenswertes. Foto: Kurt Lautensack

Während sich unter ihren Händen der Ton zu einer Teekanne formt, erzählt sie über ihre Arbeit und erklärt, wie wichtig die richtige Tonerde ist. „Am Produkt erkennt man die Werkstatt“, sagt man in Fachkreisen. Und die bestimmende Farbe bei Gramann ist das Rot. Der Ton komme aus dem Westerwald, weil diese Art das typische Rot am besten wirken lasse.

Olympiadestimmung herrscht in der Schautöpferei Markus Weingarten am Römhilder Viehmarkt, die nicht nur Besucher aus dem Umkreis angelockt hat, sondern auch aus Coburg, Suhl, Weimar oder Jena. Bekannt sei seine Töpferolympiade am Wochenende auch über Thüringer Radiosender geworden und so freut sich Markus Weingarten über einen regen Zuspruch. Für den Wettbewerb gibt es 500 Gramm Ton auf die Töpferscheibe und dazu fünf Minuten Zeit, etwas daraus zu machen. Dieses Handwerk fördert und erfordert kreative Ideen, eigene Vorstellungskraft und künstlerisches Geschick sowie eine Liebe zum Beruf. Das Probetöpfern tut jedenfalls, was es soll: es weckt das Interesse der Leute. Und so zieren bereits am Samstagnachmittag die getöpferten Produkte von über 20 Teilnehmern das Regal.

Als Förderer von Kunst und Malerei bietet Markus Weingarten nebenan in der Galerie Ausstellungsmöglichkeiten für regionale Künstler. Hier konnte schon die Malerei von Annelore Römhild aus Hildburghausen und die Handwerkskunst aus Holz, Stein oder Metall von Dieter Robert Frank aus Milz bewundert werden. Und so gibt es neben der Töpferolympiade auch die Möglichkeit, bei einer Tasse Kaffee oder einem Gläschen Wein mit dem Milzer Bildhauer ins Gespräch zu kommen.

 

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