Oberzentrum Schmalkalden und Meiningen: Nicht ohne uns

Das falsche Quartett? Thomas Schulz (Oberhof) Foto: / (Michael Reichel)

Meiningen und Schmalkalden sehen sich als geborene Partner von Suhl/Zella-Mehlis bei dem angestrebten Oberzentrum für Südthüringen. Nun liefert ihnen ein Gutachten Argumente, warum Oberhof und Schleusingen außen vor bleiben sollen.

 
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Ein Oberzentrum in Südthüringen ist sinnvoll und notwendig, funktioniert aber nur, wenn Meiningen und Schmalkalden dabei mitmachen. Diese Forderung der beiden Städte wird nun durch ein Gutachten untermauert, das die Stadt Schmalkalden in Abstimmung mit mit dem Landratsamt Schmalkalden-Meiningen und der Stadt Meiningen in Auftrag gegeben hatte. Ein Viererbündnis aus Suhl, Zella-Mehlis, Schmalkalden und Meiningen sei „am besten geeignet, auf zentralörtlicher Ebene ein Gegengewicht zu den nahe gelegenen Oberzentren auf bayrischer Seite zu bilden und den Südthüringer Raum zu stärken“, heißt es in dem Gutachten von Thorsten Wiechmann und Thomas Terfrüchte von der Fakultät für Raumplanung der Universität Dortmund.

Nur mit den in Meiningen und Schmalkalden vorhandenen Einrichtungen wie Hochschule, Theater und Krankenhäusern, verbunden mit der bestehenden Funktionsvielfalt von Suhl/Zella-Mehlis komme man auf die Vielfalt und Größe, die ein Oberzentrum erfordere, so das Ergebnis der Studie. Oberhof und Schleusingen wiederum seien hinsichtlich fehlender überörtlichen Ausstrahlung und eines negativen Pendlersaldos zu unbedeutend für eine Rolle in einem funktionsteiligen Oberzentrum.

Mit den alternativen Partnern Schmalkalden und Meiningen hingegen werde das bereits jetzt untereinander und mit Meiningen stark vernetzte Zentrum Suhl/Zella-Mehlis durch Funktionen ergänzt, die für Wirksamkeit und Dynamik eines Oberzentrums notwendig und geeignet seien.

Neben Erfurt, Gera und Jena in Thüringen sind Fulda und Coburg die nächstliegenden Oberzentren. Seit 2018 kooperieren Suhl, Zella-Mehlis, Oberhof und Schleusingen in einer kommunalen Arbeitsgemeinschaft mit dem Ziel, gemeinsam selber den Status als Oberzentrum zu erhalten. Dazu wurde ein mit Bundesgeldern gefördertes Entwicklungskonzept erstellt, das Grundlage für die Aufnahme der Oberzentrumsfunktion in den Thüringer Landesentwicklungsplan ab 2025 sein soll. Die rot-rot-grüne Landesregierung unterstützt das Vorhaben, nachdem ihr Plan, die vier Orte im Zuge der Gebietsreform zu einer Stadt zu fusionieren, am Widerstand vor Ort gescheitert war.

„Südthüringen braucht ein Oberzentrum, das ist keine Frage“, sagte Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski unserer Zeitung. Auch dass Suhl und Zella-Mehlis als größtes und zusammengehöriges städtisches Gebilde der Region dabei sind, sei selbstverständlich. Die bisherige Debatte über den Ausbau zu einem Oberzentrum mit einem sinnvollen Zuschnitt sei aber entweder politisch oder emotional geführt worden. Mit dem Gutachten geben es nun erstmals eine raumplanerische, also wissenschaftliche Diskussionsbasis.

Kaminski bezeichnete es als Fehler, dass Schmalkalden und Meiningen bisher nicht in das Konzept eingebunden worden seien. „Hoffentlich setzt man sich nun endlich mit uns an einen Tisch“, sagte er. Das am 30. Juni fertig gestellte Gutachten ist nach Kaminskis Angaben an alle Beteiligten in Südthüringen und Erfurt verschickt worden und soll am 2. August an Infrastrukturministern Susanna Karawanskij (Linke) übergeben werden.

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