Für einen Weltcup in Oberhof sprechen gleich mehrere Fakten, zuvorderst die seit Monaten extrem niedrigen Corona-Erkrankungen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Am gestrigen Dienstag wurde nur ein aktiver Corona-Fall gelistet. Zum Vergleich: Der Landkreis Traunstein, in dem der bayerische Weltcup-Ort Ruhpolding liegt, meldete gestern 30 Erkrankte. Zudem: Da Oberhof in zwei Jahren WM-Gastgeber ist, dürfte der Weltcup-Tross kaum einen Bogen um die Rennsteigstadt machen. Schließlich möchte sich der Weltverband vor Ort ein Bild machen, inwieweit die bislang planmäßig durchgeführten Umbaumaßnahmen die erwünschten Verbesserungen bringen. Das gilt insbesondere für die veränderte Streckenführung und für das Schneemanagement. Nach dem jüngsten Kräftemessen der weltbesten Skijäger im Januar hatte es wegen des Kunstschneemangels und der schlechten Präparierung der Pisten harsche Kritik seitens der IBU und der Athleten gegeben. Folglich soll nun ein Gebäude errichtet werden, in dem ganzjährig Schnee produziert werden kann.
16 000 Tickets verkauft
Wie der Weltverband können momentan auch die Oberhofer Organisatoren nur auf Sicht fahren. "Wir planen total verhalten und abwartend", sagt Eschrich, "wir haben immer noch keinen einzigen Vertrag mit unseren Partnern unterschrieben, die alle in den Startlöchern stehen, aber Verständnis für die Situation haben." Auf Schmalspur läuft weiterhin der Kartenvorverkauf. Bislang wurden knapp 16 000 Tickets für die viertägige Veranstaltung vom 7. bis 10. Januar 2021 mit insgesamt sechs Rennen abgesetzt. Definitiv entschieden ist, dass es keine VIP- und Besucherzelte geben wird. "Die VIP-Betreuung war bisher immer ein leichtes Zuschussgeschäft, und das Minus würde mit weniger Gästen wegen Corona viel größer werden", erklärt Eschrich.
Der Weltcup-Chef plant indes weiterhin mit rund 10 000 Zuschauern pro Wettkampftag, weiß aber, dass diese Zahl in unsicheren Pandemie-Zeiten sehr hoch gegriffen ist. "Wir sind wegen dieser Problematik längst mit dem Gesundheits- und Landratsamt in Meiningen im Austausch und suchen nach guten Lösungen", sagt der Organisations-Chef, der gleichzeitig Geschäftsführer der WSRO Skisport GmbH ist.
Platz für 28 000 Fans
Immerhin bieten die Lotto-Arena mit ihren neuen, größeren Tribünen und der umgebaute Streckenbereich künftig insgesamt 28 000 Besuchern Platz - 12 000 im Stadion, 16 000 an der Strecke. Mitentscheidend bei der Erarbeitung eines Sicherheits- und Hygienekonzepts dürfte die Entflechtung der Zuschauerströme mit verschiedenen Ein- und Ausgängen sowie deren An- und Abtransport sein. Hier spielt den Organisatoren der neue Buswendeplatz an der Skihalle mit seinem separaten Eingang zur Strecke in die Karten. Auch die neuen, breiteren Zuwegungen samt vier neuer Fußgängertunnel für die Fans im Streckenbereich erweitern den Handlungsspielraum deutlich.
Fakt ist aber: Auch die finanzielle Seite muss die WSRO Skisport GmbH als ausrichtender Verein stets im Auge behalten werden. Vonseiten des Weltverbandes IBU habe es laut Eschrich noch keinerlei Äußerungen gegenüber den Veranstaltern gegeben, ob und wie mögliche finanzielle Defizite ausgeglichen werden könnten. Auch vom Deutschen Skiverband sei diesbezüglich noch kein Signal gekommen. "Deshalb haben wir die Zuschauerzahl auch recht hoch angesetzt, um eine größere Sicherheit auf der Einnahmeseite zu haben", betont Eschrich.
Findet der Weltcup in Oberhof mit Zuschauern statt, sollen diese im Veranstaltungsgelände verköstigt werden. "Wir wollen hier die Weihnachtsmärkte als Anhaltspunkte nehmen, wo ja auch Tee und Glühwein und Bratwürste verkauft werden, aber kein hochprozentiger Alkohol", sagt Eschrich. Hierzu soll das Hüttendorf, in dem die Zuschauer Essen und Trinken kaufen können, entzerrt werden, um einen der entscheidenden Corona-Parameter zu garantieren: Abstand.