Oberhof Biathlon-Doppelweltcup ohne sein Herzstück

Schade, schade: Die zuschauerträchtigste Sportveranstaltung in Thüringen findet Anfang Januar ohne Fans statt. Corona ist auch hier der Übeltäter.

 
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Ein Markenzeichen des Oberhofer Biathlon-Weltcups: Die begeisterungsfähigen Fans. Die werden im Januar fehlen. Foto: Imago

Oberhof - Die Zuschauer sind bekanntlich das Herzstück des Oberhofer Biathlon-Weltcups. In absoluten Weltcup-Glanzzeiten pilgerten täglich über 20 000 Fans in die Arena am Grenzadler. Bei der grandiosen Weltmeisterschaft im Jahr 2004 wurden sogar über 200 000 Zuschauer gezählt. In den vergangenen Jahren ließ das Fan-Interesse gerade bei den Wettbewerben an den Wochentagen deutlich nach. Und dennoch: Über 60 000 Zuschauer bevölkerten beispielsweise Anfang dieses Jahres an vier Wettkampftagen Stadion und Strecke und sorgten damit für eine unvergleichbare Hexenkessel-Atmosphäre. Einzig Ruhpolding und Nove Mesto in Tschechien können Oberhof bezüglich der Zuschauer-Massen im Biathlonsport weltweit das Wasser reichen.

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Grellmann übernimmt

Thomas Grellmann, jüngst zum zweiten Geschäftsführer der WSRO-Skisport GmbH neben Silvio Eschrich berufen, übernimmt aktuell die Funktion des Organisationschefs des Oberhofer Biathlon-Weltcups von Eschrich. Der Grund ist eine langwierige Erkrankung von Eschrich. Beide seien weiterhin gleichberechtigt im Amt, betonte WSRO-Präsidentin Peggy Geiser.

Rückerstattung des Preises

Doch in Corona-Zeiten ist alles anders. Deshalb finden die Rennen des Oberhofer Doppel-Weltcups vom
7. bis 10. und vom 13. bis 17. Januar 2021 ohne Zuschauer statt. Darauf verständigte sich am Montagabend das Präsidium des Wintersportfördervereines "Rennsteig" Oberhof (WSRO) nach Abstimmung mit den lokalen Gesundheitsbehörden und dem Freistaat. Wegen der Pandemie war zuvor der Weltcup von Ruhpolding nach Oberhof verlegt worden.

Die Präsidiumsmitglieder Peggy Greiser (Landrätin des Landkreises Schmalkalden-Meiningen), Hartmut Schubert (Oberhofbeauftragter der Landesregierung) und der Geschäftsführer der WSRO-Skisport GmbH, Thomas Grellmann, erklärten dazu gemeinsam: "Dies ist eine Entscheidung der Vernunft und nicht des Herzens. Die Entwicklung des Infektionsgeschehens zwingt uns zu diesem Schritt. Mit Blick auf die Gesundheit der Zuschauer, aber auch aus Verantwortung gegenüber unseren vielen ehrenamtlichen Helfern und Unterstützern, ist die Durchführung der Wettkämpfe ohne Publikum der einzig gangbare Weg."

Für die bisher erworbenen Tickets besteht die Möglichkeit der Rückerstattung des Kaufpreises. Das genaue Verfahren hierzu gibt der Ausrichter ab dem 1. Dezember 2020 auf der Internetseite des Weltcups www.weltcup-oberhof.de bekannt. Im Vorverkauf wurden rund 17 000 Tickets abgesetzt.

"Wir haben diese Entscheidung schweren Herzens getroffen. Als Leiterin der zuständigen Gesundheitsbehörde kann ich sagen, dass es trotz der hohen Corona-Fallzahlen durchaus möglich gewesen wäre, in Oberhof eine Freiluftveranstaltung mit Zuschauern durchzuführen", sagte Landrätin Peggy Greiser auf Nachfrage. Allerdings hätten die Ehrenamtler und Helfer, von denen viele höheren Alters sind, "auf ihre Risikomerkmale aufmerksam gemacht", ergänzte die parteilose Politikerin. Erschwerend kommt hinzu, dass der Weltcup nicht wie gewohnt nur vier Wettkampftage umfasst, sondern wegen der Verlängerung neun mit insgesamt zwölf Rennen.

"Wir wissen ja nicht, wie sich die Infektionszahlen in den kommenden Wochen entwickeln. Deshalb haben wir jetzt die Reißleine gezogen und Plan C aus der Tasche geholt", sagte der Oberhofbeauftragte Hartmut Schubert. Ursprünglich hatten die Organisatoren wegen Corona mit drei Szenarien geplant: Mit voller Kapazität von rund 20 000 Zuschauern pro Tag, mit halber Kapazität und ohne Fans.

Logistische Gründe

Hinter dem Entschluss zum Zuschauerverzicht stecken auch logistische Hintergründe: Mobile Tribünen, Zuschauer-Absperrungen, Pendelbusse oder ein spezielles Einlasssystem werden nun nicht mehr benötigt und verursachen somit keine Kosten. Auch die Helferanzahl kann deutlich verschlankt werden.

"Wir richten unseren Fokus nun darauf, für die Athletinnen und Athleten optimale Wettkampfbedingungen zu schaffen und den Weltcupstandort Oberhof mit höchster Professionalität zu präsentieren. Gut zwei Jahre vor den Weltmeisterschaften 2023 und trotz laufender Umbaumaßnahmen haben wir die Chance, der Sportwelt zu zeigen, dass wir in der Lage sind, auch unter schwierigen Rahmenbedingungen internationale Spitzensportevents zu organisieren", hieß es weiter aus dem WSRO-Präsidium.