Oberfränkische Wirtschaft Textilverbands-Chef Sandler fordert Entlastungen

Textilverbands-Chef Christian Heinrich Sandler warnt vor einer Schwächung des Produktionsstandorts Deutschland. Foto: Sandler AG

Die Textil- und Bekleidungsindustrie erholt sich allmählich von den Folgen der Corona-Pandemie. Aber Bayerns Verbands-Präsident Christian Heinrich Sandler kritisiert die Bundesregierung und warnt eindringlich davor, den Aufschwung zu gefährden.

 
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Hersbruck/Hof - Bei der jährlichen Mitgliederversammlung des Verbandes der Bayerischen Textil- und Bekleidungsindustrie (VTB) im mittelfränkischen Hersbruck hat Verbandspräsident Dr. Christian Heinrich Sandler eine durchwachsene Zahlen präsentiert. So verzeichnete das bayerische Bekleidungsgewerbe coronabedingt 2020 einen Umsatz von 1,414 Milliarden Euro – ein Minus von 22,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das bayerische Textilgewerbe erwirtschaftete hingegen 2020 ein leichtes Umsatzplus von 0,7 Prozent auf 2,351 Milliarden Euro. „Diese erfreuliche Entwicklung steht im Kontrast zum negativen Bundestrend der Textilindustrie, die im gleichen Zeitraum Einbußen von 7,7 Prozent verzeichnet hat“, sagte Sandler einer Mitteilung zufolge.

Der Blick auf das laufende Geschäftsjahr zeigt deutschlandweit eine langsame Erholung der Branche: So sind die Umsatzzahlen im Juli 2021 insgesamt um 5,5 Prozent gestiegen, wobei der Bekleidungsbereich für diesen Zeitraum ein kleines Minus von 1,7 Prozent verzeichnet. „Die weiterhin steigende Tendenz der Umsatzzahlen stimmt positiv. Sollte sich der Trend in den kommenden Monaten bestätigen, ist für Textil ein Umsatzniveau wie 2019 möglich. Bei Bekleidung ist zumindest von einer Umsatzsteigerung im Vergleich zu 2020 auszugehen“, sagte Sandler, der auch Vorstandschef der Sandler AG in Schwarzenbach an der Saale im Landkreis Hof ist. Das Familienunternehmen gehört zu den größten Vliesstoffherstellern Europas. Es herrsche gedämpfter Optimismus. „Aber es darf nicht unerwähnt bleiben, dass einige Unternehmen nach wie vor in einer unverschuldeten existenzbedrohenden Lage sind.“

Nur bei Abgaben Champions League

Aus Sicht der VTB braucht es dringend grundlegende Reformen und mutige Veränderungen der bundesdeutschen Wirtschaftspolitik, um den Standort nachhaltig zu stärken. „Wir wollen ganz oben mitspielen. Dafür benötigen wir aber dringend die richtigen Rahmenbedingungen“, forderte Sandler. Leider spiele Deutschland derzeit „nur auf der Abgabenseite in der Champions League“. Hohe Energiepreise und Unternehmenssteuern würden die Betriebe belasten und klare Nachteile im internationalen Wettbewerb bedeuten. Für Chancengleichheit gelte es, die EEG-Umlage möglichst rasch abzuschaffen und die Stromsteuer zu senken. „Als Reaktion auf die nationalen CO2 -Abgaben durch den Brennstoffemissionshandel sind außerdem unbürokratische und höhere Kompensationszahlungen aus Steuermitteln für Unternehmen notwendig.“

Notwendig ist nach den Worten Sandlers eine innovationsfördernde Politik, keine Verbotspolitik. Letztere gefährde Produktionsstandort Deutschland und führe letztlich zu einer Produktionsverlagerung an Standorte, die „unsere Auflagen nicht haben“.

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