Dieses Mal geht es dem Regisseur vor allem um Flüchtlinge und Arme. „Die kommen sehr viel in den Heiligen Schriften vor.“ Den Text kann Stückl ändern, wie er möchte, und macht das auch. Im Gegensatz zu früheren Zeiten redet ihm niemand von der Gemeinde oder der katholischen Kirche rein.
Religiöse Vorgaben gibt es für die Schauspieler nicht
Religiöse Vorgaben gibt es für die Schauspieler nicht mehr. Jeder, der in Oberammergau geboren wurde oder seit 20 Jahren dort leben, darf mitspielen. „Wir haben auch Muslime dabei“, erzählt Stückl. Er selbst hat einen durchaus kritischen Blick auf die Religion und Kirche: „Das Katholische steckt in einem drin, ob du das willst oder nicht.“ Er sei ein „Zweifler“, manchmal glaube er an die Auferstehung, manchmal denke er: „Vielleicht ist am nächsten Tag doch einfach nur die Kiste zu.“
Wegen der Corona-Entwicklung und des Ukraine-Kriegs gibt es in diesem Jahr viele Unwägbarkeiten. Die Schauspieler testen sich täglich, doch für die maximal 4400 Theaterbesucher gibt es keine Beschränkungen wie etwa Masken- oder Testpflicht. Bisher liegen die Buchungen bei 75 Prozent, es gibt also noch Karten zum Preis von 30 bis 180 Euro, teils wird ein Rabatt für Schüler, Studenten und Schwerbehinderte gewährt.
Spiele als Dank für die überstandene Pest
Gelübde
Im Jahr 1633 fielen 80 Dorfbewohner von Oberammergau der Pest zum Opfer. Als die Seuche von dem Ort abließ, lösten die Bürger ein Gelübde ein: Seit dem Jahr 1634 führen sie als Dank alle zehn Jahre die Passionsspiele auf. Dieses Jahr geschieht dies zum 42. Mal.
Europa
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit waren Passionsspiele im christlichen Europa weit verbreitet. Oberammergau ist das weltweit bekannteste noch existierende Spektakel dieser Art.