Neuhaus am Rennweg Lichterfest mit Rudelsingen und heißen Öfen

Norbert Kleinteich
Nach zwei Jahren Abstinenz ist beim Lichterfest in Neuhaus die Resonanz auf dem Marktplatz groß. Die gute Adventsstimmung sorgt für eine ausgiebige Verweildauer. Foto: Norbert Kleinteich

Die Zahl „13“ bedeutet eigentlich nichts Gutes. Für das 13. Lichterfest am vergangenen Samstag in Neuhaus schien das nicht zuzutreffen, denn so viele Menschen hatte der Marktplatz lange nicht gesehen.

 
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Weder Regen noch Schneegestöber konnten den Abend vermiesen und da war es kein Wunder, dass bereits vor Beginn des Lichterfestes an den Markthütten Dutzende Besucher anstanden, um sich an Glühwein und Bratwürsten schadlos zu halten. Nichts geht ohne den Neuhäuser Carnevals- und Kirmesverein (NCV). Das war wieder einmal klar. Für diesen Abend hatte man vorgesorgt: Es wurden schon mal 500 Bratwürste geordert und zwei Öfen gestellt, an denen man sozusagen zu Tisch gebeten wurde. Das Folkloreensemble bot feine Plätzchen an und warb für neue Mitglieder.

Selbstverständlich brachte ihr Chor zum Festauftakt Adventslieder und DJ Hardy sorgte für Musik. Und wenn die Technik ausnahmsweise mal aussetzt – der Chor bringt das live über die Bühne, schließlich kriegen die Sänger das mehrstimmig auch unplugged hin. Zwischendurch erklang weihnachtliche Musik aus der oberen Etage des Kulturhauses, wie gewohnt von Bläsern der Stadtkapelle Lauscha.

Zur Begrüßung der Anwesenden ergriff Bürgermeister Uwe Scheler das Wort, indem er den Stadträten dankte, dass sie zugestimmt hätten, in dieser schwierigen Zeit die Lichter in Neuhaus erleuchten zu lassen. Dazu wünschte er allen die hier gekommen waren eine friedliche und frohe Adventszeit. Dazu verriet er, dass man eine neue Fernbedienung für den Christbaum hätte. Die funktioniere nur, wenn man von zehn bis null herunterzähle. So zählte die Masse langsam von zehn zurück und der Baum erleuchtete unter Applaus in seiner vollen Pracht.

Einigkeit, Geborgenheit und Liebe

Traditionell gibt bei jedem Lichterfest auch Pfarrer Henry Jahn seine Gedanken preis. Ein Weihnachtsfest das traditionell in Einigkeit, Geborgenheit und Liebe begangen werde, habe einen ganz anderen Hintergrund, ließ er wissen. Er erzählte von einer Ausnahmesituation im jüdischen Land zur Zeit des Kaisers Augustus: Das Land sei von der römischen Armee besetzt und von Marionetten regiert worden. Auch wenn es damals eine Volkszählung von der jüdischen Religion verbot, der römische Kaiser setzte sie durch. Es ging auch damals um die Erhebung von Steuern.

Es folgten Ausnahmesituationen in jeder Hinsicht für ein ganzes Volk. Mitten in diesem Chaos war ein junges Paar, die junge Frau Maria schwanger, auf dem Weg nach Bethlehem. Keine einfache Reise mit einer Schwangeren. Das was Maria unter ihrem Herzen trug war die Hoffnung der Welt. Aber die Welt hatte keine Ahnung davon. Die Menschen konnten nicht wissen, wer da mir ihnen unterwegs war. Diese mit allen Schwierigkeiten begleitete Reise war der erste Advent. Später, bei der Ankunft in Bethlehem kam das junge Paar nicht unter in den überfüllten Gasthäusern. Im Stall wurde ein Unterschlupf gefunden und das Kind, Sohn des Josef, wurde geboren. Als Wochenbett diente der strohbedeckte Stallboden, als provisorische Wiege eine Futterkrippe, als Wickeltücher dienten Stoffreste, die Heizung besorgen Tiere mit ihrem Atem und ihrer Körperwärme. Das war der Heiligabend, die Urweihnacht.

Jahn erklärt, dass die Kirche auch heute versucht, uns die Weihnacht mit Krippenspielen näher zu bringen. Gott mache sich in dieser Zeit klein, komme herab und ginge unseren Weg mit. Das sei sozusagen der rote Faden im ganzen Evangelium. „Wer weiß, vielleicht birgt gerade unsere heutige Lage im Großen wie im Kleinen einen Schlüssel in sich. Einen Schlüssel zurück zu Gott. Frieden, Ausgleich und Gerechtigkeit zu schaffen in der uns anvertrauten Welt. Rücksicht aufeinander zu nehmen als Ehrfurcht vor dem Leben. Das möge auch in diesem Jahr als Motto unserer Adventszeit sein“, sagte der Geistliche und wünschte allen Besuchern des Festes eine segensreiche Adventszeit und ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Viele stimmten mit ein

Als Programmschluss hatte Stadtoberhaupt Scheler bereits Rita Worm angekündigt, die singen wolle. „Ich würde mich sehr freuen, wenn wir heute eine alte Tradition wieder aufleben lassen könnten“, sagte sie am Mikrofon. Sie kam allerdings nicht allein um zu singen, sondern lud Kinder ein, die Lust zum Weihnachtsliedersingen hätten. DJ Hardy suchte die Musik dazu. Sophie, Lotta, Hendrik, Anastasia, Luise, Max und Sieda kamen, um mit Rita Worm und sogar auch Bürgermeister Scheler das Lied „in der Weihnachtsbäckerei“ zu singen. Freilich sollten alle mitsingen, doch vielleicht klappt es ja im kommenden Jahr. Der NCV wird sich dann etwas einfallen lassen müssen, damit auch niemand auf die Bratwürste verzichten muss. Und weder die eigenen Vereinsmitglieder, noch die Gäste, die Bestellungen aufgegeben hatten leer ausgehen.

„Wir haben nicht damit gerechnet, dass heute so viele Leute kommen werden“, bekannte NCV-Chef Marvel Grafe. Es sei halt schwierig und käme immer auf das Wetter an. Damit stehe und falle die Veranstaltung. „Mit den zwei Bratwurstrosten wollten wir es bereits 2020 machen, nachdem es 2019 lange Wartezeiten für die Gäste gab“, ergänzte er. Und ab sofort wird es ja bestimmt auch wieder die Öfen mit Tischplatte vom NCV geben. Die stammen übrigens auf Anraten des Bruders von Marcel.

Was das Singen betrifft, so war zu sehen, dass es ein 15-seitiges Heftchen mit den schönsten Weihnachtsliedern gab. Die brachte das Projekt „Weihnachtsland am Rennsteig“, eine Maßnahme des Projektes „Zukunft Thüringer Wald“ der Thüringer Landesregierung, heraus.

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