Neues Programm von 4Klang Den Tango in all seinen Facetten miterleben

Von Cathrin Nicolai
Juliane Hofmann, Aaron Heinrich, Roland Brehm und Annette Walther proben für ihr nächstes Programm, mit dem sie in der Dreifaltigkeitskirche Neuhaus-Schierschnitz zu erleben sind. Foto: Zitzmann/Zitzmann

Ihr erstes Programm „¡Felicidades Piazzolla! – 100 Jahre Astor Piazzolla“ schlug ein wie eine Bombe. Jeder wollte das neue Ensemble sehen und hören. Leider haben nicht alle einen Platz ergattert. Deshalb haben die Musiker nachgelegt und innerhalb von kürzester Zeit ein zweites Programm einstudiert.

 
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„Was muss ich bei dem Stück machen?“, fragt Annette Walther noch einmal nach. Doch bevor Aaron Heinrich ihr antworten kann, fällt es ihr ein. „Ach ja zupfen“, meint sie und legt los. Die vier Künstler, die sich vor nicht allzulanger Zeit zum Ensemble „4Klang“ zusammengefunden haben, scheinen doch ein wenig aufgeregt zu sein. Verständlich, denn viel Zeit zum Einstudieren ihres zweiten Programms blieb ihnen nicht. „Aber wir wollten unsere Zuhörer nicht zu lange warten lassen“, begründen sie und legen los. Ohne viel vorher zu verraten, sei nur eins erwähnt: Es klingt fantastisch.

„Wir waren vom Zuspruch unseres Piazzolla-Programms echt überrascht“, geben die Vier offen zu. Eigentlich hatten sie nur ein Konzert geplant. Am Ende waren es sechs Veranstaltungen, zu denen die aufspielten. „Leider hat nicht jeder einen Platz ergattert“, bedauern nicht nur sie. Klar, denn in Corona-Zeiten passen nun einmal nicht so viele Interessenten in den Saal der Musikschule. Aber auch in der Wolke 14 reichten die Plätze einfach nicht aus. „Obwohl wir da die Hits der 1920 bis 1950er Jahre gespielt haben“, erklären sie. Wie also der großen Nachfrage Herr werden? Immer noch ein Konzert? „Nein, das wollten wir nicht“, sind sie sich einig. „Vielleicht etwas Neues?“, schlägt Aaron Heinrich vor. „Etwas, das an beide Programme anknüpft“, überlegt er weiter. Er fängt an zu suchen und wird fündig.

„Ich habe noch ein bisschen zu Piazzolla recherchiert und bin dabei zufällig darauf gestoßen, dass der Tango eine lange Geschichte hat“, erzählt der junge Mann. Der Vorläufer dieser Musikrichtung liegt rein instrumental im europäischen Raum. So ist das Akkordeon wie wir es kennen genau genommen der Vorläufer des Bandoneon. Die Musik, die um 1900 im europäischen Raum gespielt wurde, kam später durch die Auswanderer in alle Welt. Auch nach Buenos Aires, wo daraus der Tango entstanden ist. Einflüsse aus der europäischen Musik, aber auch aus dem lateinamerikanischen Raum machten genau diese Musikrichtung zu etwas ganz Besonderem. „Und das bis zu seiner Hochkonjunktur in den 1920er und 1930er Jahren“, hat Aaron Heinrich herausgefunden. Als einige der Auswanderer später wieder in ihre Heimatländer wieder zurückkehrten, nahmen sie auch diese Klänge mit. Gekoppelt mit anderen Tönen wurde die Musik weiterentwickelt und schon bald hatte fast jedes Land seinen eigenen Tango. „Es gibt den deutschen, den skandinavischen und auch den französischen Tango“, wissen die Künstler. Letzterer stammt übrigens aus der Feder eines Schülers von Piazzolla, Richard Galliano. „Man hat einfach den Tango neu interpretiert“, erklärt Aaron Heinrich. Dabei entstanden immer wieder neue Stücke, die jedoch alles eines gemeinsam haben – die ganz typischen Klänge des Tango.

„Damit hatte ich die Verbindung zwischen unseren beiden Programmen“, ist er zufrieden. Und nicht nur er, denn auch seine „Mitstreiter“ sind begeistert. „So tolle Stücke, die uns wirklich wie auf den Leib geschneidert sind“, sind sie zufrieden. Sie alle wissen inzwischen, dass es den einen Tango gar nicht gibt. Vielmehr zeichnet er sich durch verschiedene Facetten aus. Mal als Schlager, mal als Tanzmusik und auch mal als Gassenhauer. „Für jeden Anlass und für jede Gesellschaftsschicht“, ist man überzeugt. Und genau das ist es, was das neue Programm ausmacht. Das Lebenslustige, Spritzige, Freie und Frohe, das in jedem Tango steckt, musikalisch auszudrücken. Gern spielt man dafür auch noch ein zusätzliches Instrument und so greift Annette Walther zum Tambourin, während sich Aaron Heinrich mal an der kleinen Trommel und mal am Bongos versucht. Juliane Hofmann, die übrigens seit kurzem zum Kollegium der Musikschule gehört und sich zusammen mit Aaron Heinrich um die musikalische Früherziehung kümmert, beweist indessen, dass sie es auch als Sängerin drauf hat.

„Am Anfang war es echt schwer“, geben sie offen zu. So manch eine Probe hat deswegen auch ein kleines bisschen länger gedauert, übte man auch schon mal bis 1.30 Uhr. Aber das musste sein, denn so viel Zeit zwischen den beiden Programmen blieb nicht. „Aber inzwischen sind wir alle begeistert, ja regelrecht in diese Musik verliebt“, geben sie offen zu. Genau diese Begeisterung, so hoffen sie, springt während ihres Konzertes auch auf die Besucher über. Aber da sind alle, sie sie schon mal gehört haben, guter Dinge. „Da muss man sich einfach verlieben“, ist man überzeugt. Und nicht nur dass, denn schon bei den ersten Klängen kann man gar nicht anders, als mitzuwippen und sich zu bewegen. Garantiert auch am kommenden Sonntag, 26. September, ab 17 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche in Neuhaus-Schierschnitz. Nicht nur Tango-Fans sollten sich diesen Auftritt nicht entgehen lassen.

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