Neues Programm „Greiner für Alle“ im schönsten Saal der Welt

Kabarettist Jonas Greiner während seines Auftritts im Lauschaer Kulturhaus. Das neue Soloprogramm „Greiner für Alle“ feierte Premiere. Foto: Carl-Heinz Zitzmann

„Greiner für Alle“ ist das neue Programm des Lauschaer Kabarettisten Jonas Greiner überschrieben. Am Samstagabend feierte es seine fulminante Premiere.

 
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Wer am Samstagabend in Lauscha ins Gasthaus wollte, stand vor verschlossenen Türen. Bier? Essen? Quatschen? – Fehlanzeige. Warum auch sollte jemand an diesem Abend in der Glasbläserstadt ein anderes Ziel haben das das Kulturhaus am Hüttenplatz? Dort nämlich feierte das neue Soloprogramm des Kabarettisten Jonas Greiner seine Premiere. Bier gab es dort übrigens auch. Und Sekt, und Selters. Vor allem aber: Jonas Greiner.

„Greiner für Alle“ hat er sein zweites Soloprogramm genannt. Der Lauschaer Junge ist längst auf den Bühnen der Republik zuhause: Der Quatsch Comedy Club in der Hauptstadt hat ihn quasi abonniert, von der Küste bis in die Berge, vom Rhein bis an die Elbe sorgt er für unterhaltsame Abende. Stets tut er das mit Niveau, mit scharfer Beobachtungsgabe und mit Haltung. Er greift nach den Sternen und behält dennoch seine Bodenständigkeit. Längst hat sich der Junge aus Lauscha in die Oberklasse der deutschen Kabarett- und Comedyszene gespielt.

Schon sein erstes Soloprogramm „In voller Länge“ erlebte im „schönsten Saal der Welt“, wie die Lauschaer mit einigem Augenzwinkern ihr Kulturhaus nennen, seine Feuertaufe. Mit Bravour. Vor dreieinhalb Jahren. Im Lauschaer Karneval ist Jonas Greiner gewissermaßen groß geworden – selbstverständlich in eben diesem Kulturhaus.

Nun also der zweite Streich „Greiner für Alle“. Die Erwartungen sind hoch. Der Druck auf den Künstler muss immens sein. Schon eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn ist der Saal brechend voll. Plätze gibt’s mit etwas Glück noch auf der Empore. „Ausverkauft!“, steht auf einem Schild am Eingang. Und vor dem stehen die Leute zunächst mal geduldig Schlange. Die Jungen sind gekommen und die Alten, die aus dem Ort und viele von weiter her. Die Lauschaer Wirte samt ihres vollständig angetretenen Personals sowieso.

Ungeduld macht sich bemerkbar, als es schon ein paar Minuten nach acht ist und die Bühne noch immer leer. Also wird applaudiert. Oder in den Taschen gekramt – was haben die Frauen hier eigentlich in riesigen Handtaschen dabei, wenn sie zum Kabarettabend gehen? Nochmals brandet Beifall auf. Dann springt der 2,07-Meter-Mann auf die Bühne. Frenetische Pfiffe, Beifall, Jubel. Sie feiern ihren Jonas, obwohl der doch noch gar nicht angefangen hat.

Im Lauf des Abends wird sich herausstellen, dass diese Vorschusslorbeeren mehr als berechtigt sind. Denn das neue Programm hat es in sich. Flott und ohne Längen kommt es daher, die Pointen sitzen, bleiben mitunter im Halse stecken. Oder produzieren Bilder im Kopf, die eigentlich niemand haben möchte, etwa, wenn es um ungewollte Begegnungen auf der Herrentoilette im Thüringer Landtag geht. Da ist aber auch Gertrud, die den Laden bereits in erster Generation betreibt. Und was alles passieren kann, wenn ein Modelleisenbahnfreund auf die Idee kommt, die Stadt München maßstabsgerecht nachzubauen, sorgt dann endgültig für Lachsalven, die kein Ende nehmen wollen. Oder die Tatsache, dass er – Jahrgang 1997 – nach seiner Wahl zum Stadtrat in einem Formular Auskunft darüber erteilen sollte, ob er denn mit der Staatssicherheit der 1990 zu Grabe getragenen DDR zusammengearbeitet habe. Der Saal tobt, als er aktuelle Werbeversprechen unter die Lupe nimmt, Klassentreffen und den Umgang mit Social Media beschreibt, Kissen mit Wurstmuster und Berliner Bioläden aufs Korn nimmt oder den faktisch nicht existenten Öffentlichen Personennahverkehr im ländlichen Raum süffisant beschreibt. Die Steinacher und die Sonneberger kriegen unter dem Jubel der Nachbarschaft sowieso ihr Fett weg.

Dann gibt es so etwas wie eine Schrecksekunde: Auf die Frage hin, wer denn nicht aus Lauscha komme, gibt der halbe Saal sich als auswärtig zu erkennen. Aber in der Lausch sind sie ja tolerant. Meistens jedenfalls. Und an diesem Abend sowieso.

Jonas Greiner schafft es scheinbar mühelos, den Spagat zwischen der großen weiten Welt und dem meist beschaulichen kleinen Lauscha hinzubekommen. Das Fernsehen ist da und auch sein Friseur sitzt im Saal. Ebenso wie seine Eltern, die Kollegen von der Sparkasse und seine frühere Mathelehrerin. Die Schulkameraden sowieso. Und – beinahe hätten wir es vergessen: Die Lauschaer Gastronomen.

Die haben ihre Hände übrigens auch beim Gollo Musik e.V. im Spiel, der den Abend samt Ausschank ebenso perfekt organisiert hat, wie zahlreiche andere Veranstaltungen, die das Lauscher Kulturhaus längst zu Kultstatus gebracht haben. Am kommenden Wochenende werden „Keimzeit“ wieder einmal in Lauscha spielen, ebenfalls unter den Fittichen der engagierten Ehrenamtler.

Nachdem von Jonas Greiner nun alle Parteien im Ort, im Land und auch im Bund mehr oder weniger durch den Kakao gezogen wurden, geht es im Anschluss an die Pause um die Gründung einer Partei. Selten haben so unterschiedliche Leute trotz gewiss verschiedener Meinungen so viel gemeinsam gelacht. Und alle – wirklich alle – haben einen vergnüglichen Abend, der gespickt ist mit Seitenhieben und Frontalangriffen, einem gehörigen Maß an Selbstironie und Sarkasmus. Vielen herzlichen Dank dafür und die herzerfrischenden Zugaben, Jonas Greiner! Das war Sekt, nicht Selters.

Jonas Greiner live in der Region: Suhl (Sonnabend, 22. April: ausverkauft, Zusatztermin am Sonntag, 4. Juni – neu im Vorverkauf), Freitag, 12. Mai: Sonneberg (Vorverkauf startet demnächst) sowie am Sonnabend, 17. Juni, in Ilmenau (Restkarten).

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